Kommentar:Gefährliche Brandung

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Das Aus für die Wolfratshauser Surfwelle ist bitter, aber richtig. Denn das Risiko wäre viel zu hoch gewesen, für die Stadt und den Verein.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Surfwelle sollte die Attraktion für Wolfratshausen werden und viele junge Trendsportler anlocken. "Dreamwave" heißt die Firma, die sie bauen sollte. Das passt. Denn nach mehr als acht Jahren Planung, zahlreichen Beschlüssen und Tausenden Stunden ehrenamtlicher Arbeit des Betreibervereins "Surfing Wolfratshausen" bleibt die Welle ein Traum, der nicht verwirklicht wird. Das hat der Stadtrat nun entschieden, einmütig wie nie in der Sache, weil das Projekt mit 1,4 Millionen Euro Gesamtkosten viel zu teuer wäre.

Bis vor Kurzem sah das noch anders aus. In der Dezember-Sitzung hatten die Berechnungen zwar bereits die Million gekratzt, dennoch hatte der Stadtrat mehrheitlich am Bau festgehalten. Der Verein, der das Projekt im Vorjahr schon einmal per Crowdfunding gerettet hatte, wollte die Mehrkosten aus dem Betriebsüberschuss an die Stadt zurückzahlen. Schon das war ganz schön riskant: Schließlich hätte sich der Betrieb, der stundenweise bezahltes Surfen vorsah, dafür auch rechnen müssen. Der Vergleich mit der Eisbachwelle, die schon immer umsonst war und mitten in einer Millionenstadt plätschert, war so betrachtet schon immer gewagt, auch wenn sich der Verein in Sachen Auslastung stets sehr optimistisch gab.

Für die Mitglieder von "Surfing Wolfratshausen" mag die Entscheidung nun bitter sein. Doch sie hat ihnen womöglich das Kreuz gerettet. Denn nicht nur die Stadt als Bauherr, auch die Surfer als Betreiber wären angesichts der kolossalen Kosten wohl ziemlich schnell baden gegangen. Um im Bild zu bleiben: Sie hatten die Welle schon angepaddelt und wollten gerade aufs Brett steigen, sind dann aber in letzter Sekunde doch noch durchgetaucht. Die scheinbar perfekte Welle hatte sich als riesiges Ungetüm entpuppt, das nicht zu beherrschen war.

Dass die mehr als 200 000 Euro Planungskosten, die nun futsch sind, wohl das kleinere Übel sind, haben alle Stadträte eingesehen. Wie viel früher man das hätte wissen sollen und wie viel man sich damit gespart hätte, werden sich die meisten von ihnen nun fragen lassen müssen. Den Surfern können sie sagen: Wir haben alles versucht. Mangelnden Willen wird ihnen niemand vorwerfen.

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