Stadtratsbeschluss:Vermögen ins Wasser schmeißen

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Stadt der Ideen: Wolfratshausen hat die schöne Loisach, ein beheiztes Freibad wird es dort aber auf absehbare Zeit nicht geben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um den Nachlass des ehemaligen Schwimmbadvereins verwenden zu können, muss Wolfratshausen seine Stiftung auflösen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Über den Attraktionsreichtum Wolfratshausens mag man geteilter Meinung sein. Unbestreitbar aber ist der Reichtum an Ideen für Attraktionen, die die Stadt an der Loisach einmal bereichern sollten, jedoch nie verwirklicht wurden. Die erst kürzlich nach jahrelangem Bemühen totgesagte Surfwelle ist den meisten noch sehr präsent. Vieles aber hatte man längst vergessen. Den "Freizeitpark Wolfratshausen" samt Spaßbad, Eissporthalle, Delfinarium und FKK-Strand etwa, der einmal von Erich Brockard erträumt wurde, hatte der Alt-Bürgermeister per Skizze von 1987 im städtischen Amtsblatt wieder ins Gedächtnis gerufen. Ein bisschen weniger kühn, dafür älter und auf unbestimmte Zeit wohl genauso wenig realisierbar ist das beheizte Freibad, mit dem sich der Stadtrat am Dienstag mal wieder beschäftigen musste.

Dass die Pläne dafür einmal weit gediehen waren, zeigt die Tatsache, dass es den "Schwimmbadverein Wolfratshausen und Umgebung" gab, bis dieser zum 1. Januar 1982 aufgelöst wurde. Das Vereinsvermögen, stolze 46 931 D-Mark und acht Pfennig, war per Satzung der Stadt übertragen worden - unter der Bedingung, dass es "ausschließlich für den Neubau eines beheizten Freischwimmbades in Wolfratshausen" verwendet werde. Seitdem verwaltet die Stadt das Vermögen als "fiduziarische (nichtrechtsfähige) Stiftung", wie es in der Sitzungsvorlage hieß. Das Vermögen ist demnach inzwischen auf 102 748,23 Euro angestiegen. Ein beheiztes Freibad aber kann man damit aber noch lange nicht finanzieren. Schon 2016 änderte die Stadt daher den Stiftungszweck und ließ in der Folge die Zinserträge verschiedenen Vereinen für den Schwimmsport zukommen. Nun aber soll die Stiftung aufgelöst werden.

Das Geld könnte in das Lehrschwimmbecken oder den Badweiher fließen

Nötig wurde dies, weil die Praxis, mit den Zinsen Vereine zu unterstützen, laut dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband nicht zulässig ist, wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) im Stadtrat erklärte. Bei einer Prüfung hätte "der Werterhalt des Kapitalvermögens seit Änderung des Stiftungszwecks nicht nachgewiesen" werden können. Zinserträge seien diesem nämlich wieder zuzuführen, um inflationsbedingte Wertverluste auszugleichen. Wenn die Stadt von dem Geld aber weder ein beheiztes Freibad bauen, noch Vereine unterstützen kann, hat letztendlich niemand etwas davon. Deshalb hatte die Verwaltung angefragt, ob man die Stiftung nicht auflösen könne. Dass das grundsätzlich möglich sei, habe die Kommunalaufsicht bereits mitgeteilt - und ihre Hilfe dabei angeboten, sagte der Bürgermeister.

Die Stadträte waren sich einig, diesen Weg zu gehen, um die Mittel wieder freizubekommen. Auch, dass sie für etwas ausgegeben werden sollen, das dem ursprünglichen Vereinszweck so nahe wie möglich kommt. Was das sein soll, müssen sie aber noch unter sich ausmachen. Heilinglechner hatte vorgeschlagen, das Geld in das neue Lehrschwimmbecken der Grund- und Mittelschule zu stecken, was auch bei der CSU auf Zustimmung stieß. Die Grünen hätten die 100 000 Euro lieber für die Ertüchtigung des Badweihers verwendet. Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Die Kommunalaufsicht soll laut Beschluss nun auch die mögliche Verwendung prüfen.

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