Wolfratshausen:Spannung im Strom-Kreis

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Der angekündigte Energie-Verbund der Wolfratshauser Stadtwerke mit Penzberg, Weilheim, Peißenberg und Murnau ist gescheitert. Stattdessen steht nun wieder eine Kooperation mit Tölz und Geretsried zur Debatte

Von Matthias Köpf

Im Isarkraftwerk am Stausee unterhalb der Stadt produzieren die Tölzer Satdwerke rund ein Fünftel ihres verkauften Stroms. (Foto: Manfred Neubauer)

Die 2012 angekündigte Gründung einer gemeinsamen Stromsparte der Stadt- und Gemeindewerke aus Wolfratshausen, Penzberg, Weilheim, Peißenberg und Murnau ist geplatzt. Zwei der fünf Partner haben sich ganz von dem "Oberland Energie" genannten Projekt abgewandt, die drei übrigen treiben es derzeit nicht mehr voran. Die Wolfratshauser Stadtwerke wenden sich stattdessen einem möglichen Strom-Verbund mit den Geretsriedern und den Tölzern zu. Über eine solche Landkreis-Lösung stehe man in "guten Gesprächen", heißt es von allen drei Seiten.

Eine Zusammenarbeit aller drei Stadtwerke im Landkreis wurde im vergangenen Jahr ebenfalls diskutiert, allerdings eher als Gegenmodell zu den damaligen Plänen der kommunalen Unternehmen. Weil die Stadtwerke Geretsried mit denen aus Tölz die "Energie Geretsried" gegründet hatten, die ein mehr als 30 Millionen Euro teures und aus dem Geothermie-Kraftwerk bei Gelting gespeistes Fernwärmenetz aufbauen soll, fühlten sich die Wolfratshauser ausgeschlossen.

Sie wollten eine Vertriebspartnerschaft für den Strom der Tölzer Stadtwerke aufgeben und Gründungsmitglied der regionalen Stromhandelsgesellschaft "Oberland Energie" werden, wie sie vor allem der Leiter der Murnauer Gemeindewerke, Karl Steingruber, vorangetrieben hat. Nach einem Auftritt Steingrubers im September hatte sich auch der Wolfratshauser Stadtrat aufgeschlossen für die Gründung gezeigt, die in diesem Jahr vollzogen werden sollte.

Allerdings haben sich mittlerweile die Weilheimer Stadtwerke zurückgezogen, um sich auf eine eigene Lösung zur Geothermie-Nutzung zu konzentrieren. In Peißenberg, wo die Gemeindewerke seit längerem Strom verkaufen, überwogen die Zweifel, ob man die eigenen Strukturen samt dem Kundenstamm in einer neuen Gesellschaft aufgehen lassen will. In Penzberg und Wolfratshausen zeigen sich die Stadtwerke-Leiter Dieter Schubert und Jürgen Moritz zwar noch immer vom Kooperationsgedanken überzeugt, sehen derzeit aber keine realistische Chance für den geschrumpften Oberland-Verbund.

Moritz verhandelt stattdessen wieder mit seinen Geretsrieder und Tölzer Kollegen Jan Dühring und Michael Hofmann über eine Strom-Kooperation. Beide hatten solche Gespräche angeboten, nachdem die Wolfratshauser Oberland-Pläne bekannt geworden waren. Man sei zwar nun auf einem guten Weg, darauf aber noch nicht weit vorangekommen, sagen alle drei Stadtwerke-Leiter. Die Voraussetzungen sind auch hier unterschiedlich. Die Tölzer können Erfahrung und Infrastruktur beisteuern, denn sie vertreiben seit langem selbst erzeugten und zugekauften Strom - auch auf dem Gebiet der beiden anderen Städte.

Die Wolfratshauser und Geretsrieder Werke sind dagegen absolute Neulinge. Zu ihren Zielen gehört es auch, das derzeit vom Eon-Konzern betriebene Leitungsnetz auf ihren Gebieten wieder in kommunale Hände zu bekommen. In Wolfratshausen bietet sich die nächste Gelegenheit dazu 2017, allerdings wäre dafür schon 2014 ein eigenes, wohl millionenschweres Angebot nötig. In Geretsried läuft die Eon-Konzession einige Jahre später aus, Tölz hat das Netz nie aus der Hand gegeben.

© SZ vom 01.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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