Wolfratshausen:Sozialreferentin tritt zurück

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Die Grüne Sibylle Ulbrich will aus dem Stadtrat ausscheiden. Sie stehe als alleinerziehende Mutter kurz vor dem Burnout.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Stühlerücken im Rathaus: Die Grünen-Stadträtin und Sozialreferentin Sibylle Ulbrich legt ihr Mandat zum Jahresende nieder. Für sie soll Rudi Seibt nachrücken, der bei der Kommunalwahl 2014 den Platz hinter Ulbrich belegte.

Alleinerziehend, Studium, mehrere Jobs

Die Sozialreferentin nennt persönliche Gründe für ihr Ausscheiden: "Ich laufe momentan am Rande meiner Kräfte. Und wenn ich so weiter mache, stehe ich kurz vor dem Burnout", erklärte sie auf Nachfrage der SZ. Ulbrich ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und muss ihr Studium der Sozialen Arbeit nach eigenen Angaben mit mehreren Jobs vereinbaren und finanzieren, weil sie kein Stipendium erhält. Die Arbeit im Stadtrat verlange zudem, sich ständig über die Themen von Stadt und Landkreis auf dem Laufenden zu halten, auf Veranstaltungen Präsenz zu zeigen und täglich auf Dutzende von E-Mails zu reagieren.

"Ich muss gestehen, ich habe es mir nicht so anstrengend vorgestellt", sagt Ulbrich. Zumal sie betont, dass sie "gerne die Herausforderung sucht, aber es schwer ist, sich zu disziplinieren und auch mal nein zu sagen. Wenn ich etwas mache, dann immer mit 120 Prozent." Aufgrund der Arbeitsbelastung sei es ihr nicht länger möglich, den Ansprüchen zu genügen, die sie an ihre Stadtratsarbeit stelle.

Sie wollte etwas gestalten

Die Entscheidung sei ihr weder leicht gefallen, noch sei sie kurzfristig entstanden. "Ich denke bereits seit Längerem darüber nach und habe auch mit vielen Menschen innerhalb und außerhalb der Fraktion gesprochen", erklärt Ulbrich. Ein Jahr lang habe sie zudem ihre Abschlussarbeit für ihr Studium hinausgezögert. Doch letztlich sei Ulbrich zu dem Schluss gekommen, sich nach ihren Ressourcen richten zu müssen. Der Wählerwille bleibe aber aus ihrer Sicht auch mit Nachrücker Rudi Seibt gewahrt, "denn er hatte fast genauso viele Stimmen wie ich." Ulbrich hatte sich ursprünglich für den Stadtrat aufstellen lassen, weil sie darin eine Chance gesehen hatte, vor Ort etwas mitzugestalten. Als Sozial- und Familienreferentin hatte sie das Bürgerforum Inklusion angestoßen und das Projekt "Stillfreundliche Orte" angeregt.

Die Fraktionssprecherin der Grünen, Annette Heinloth, sagt: "Wir bedauern ihr Ausscheiden sehr. Gleichzeitig haben wir Verständnis für ihre Situation und akzeptieren ihre Entscheidung."

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