Wolfratshausen:Plus 14 Prozent

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Das gemeinsame Hallenbad in Geretsried wird teurer. Dass die Kosten steigen, überrascht keine beteiligte Gemeinde. Manch ein Politiker wundert sich aber über die Höhe der Steigerung von zwei Millionen Euro

Baukosten steigen Jahr um Jahr - so ist es nun auch mit der Kostenberechnung für das große, gemeinsame Hallenbad in Geretsried. Waren dafür im Jahr 2013 noch 11,9 Millionen Euro angesetzt worden, so legen die Fachleute jetzt eine Kalkulation mit 13,6 Millionen Euro vor. Eine erwartbare Steigerung um 14 Prozent, wie Bürgermeister Michael Müller (CSU) dem Geretsrieder Stadtrat am Dienstagabend erklärte. Schon vor zwei Wochen, als Geretsried den Grundsatzbeschluss für das interkommunale Bad gefasst hatte, war auf die Notwendigkeit einer neuen Kalkulation verwiesen worden. So zeigte sich nun auch niemand im Rat überrascht.

Stadtarchitekt Christian Müller sagte, die Planungen für das Hallenbad seien "in die Jahre gekommen". Er präsentierte die nunmehr bis zum Jahr 2017 aktualisierten Zahlen des Architekturbüros Bauconzept in Liechtenstein im Einzelnen; darunter allein 2,8 Millionen Euro für technische Anlagen. Der Berechnung liegt der Preisindex für Neubauten des Bayerischen Landesamts für Statistik zugrunde. Außerdem sind Preissteigerungen in verschiedenen Bereichen bis zum angepeilten Baubeginn im Frühjahr 2018 berücksichtigt.

Der Geretsrieder Stadtrat nahm die neue Berechnung ohne Diskussion zur Kenntnis, bekräftigte den Beschluss zum Neubau eines interkommunalen Bads und beauftragte die Verwaltung, das weitere Vorgehen zu klären - wie die Rechtsform des Kommunalunternehmens und die Zweckvereinbarung mit den anderen sechs Kommunen und dem Landkreis. Lorenz Weidinger (Freie Wähler) zeigte sich erfreut, dass das neue Bad "endlich in die Wege geleitet" wird. Er sagte: "Toi, toi, toi. Packen wir's an!"

In Wolfratshausen hat die Nachricht von der Kostensteigerung schon am Dienstagabend in der Stadtratssitzung die Runde gemacht. Überrascht hat sie in der Nachbarschaft aber keinen. Zwar wundert sich CSU-Stadtrat Alfred Fraas ein bisschen über die Höhe, die deutlicher ausfalle, als er gedacht habe. Eine Meinung könne er sich jedoch erst bilden, wenn die Zweckvereinbarung vorliege und klar sei, wie die Mehrkosten verteilt würden. Mit einer Steigerung habe jeder gerechnet, sagt Helmut Forster (BVW), Wirtschaftsreferent und erklärter Gegner der Beteiligung, die der Stadtrat im November nach dem klaren Votum des Bürgerbegehrens beschlossen hat. "Man weiß, dass die Zahlen aus dem Jahr 2013 stammen, und dass es sich um einen öffentlichen Auftraggeber handelt", sagt Forster. Bei jedem Gespräch, an dem er teilgenommen habe, sei auf die zu erwartende Kostensteigerung hingewiesen worden, sagt auch der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD).

Während Forster allerdings damit rechnet, dass die Entscheidung über die Zweckvereinbarung zu heftigen Diskussionen führen könnte, sieht Schnaller die Beteiligung nicht gefährdet. Wenn es wie Müller angekündigt hat, keine Ausstiegsklausel gebe, sei das rechtswidrig, sagt Forster. Schnaller weist hingegen auf die Gesetze für kommunale Zusammenarbeit hin, in denen planmäßige und außerplanmäßige Kündigung geregelt seien. Ob sich die Zweckvereinbarung dezidiert darauf berufen solle, müssten die Bürgermeister miteinander ausmachen.

Entspannt reagiert Königsdorfs Bürgermeister Anton Demmel (FWG): "Die Investitionskosten waren nie das Thema, sondern die Betriebskosten. Der Investitionsbeitrag ist eine einmalige Zahlung. Der Betrag ist und bleibt für uns als Gemeinde überschaubar, selbst wenn man da jetzt ein paar Prozentpunkte höher gehen muss", sagt Demmel.

Ähnlich gelassen sieht es auch Dietramszells Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD): "Abwarten, wie die konkreten Zahlen aussehen", sagt sie.

Unproblematisch sieht auch Bürgermeistersprecher Michael Grasl (FW) aus Münsing die Kostensteigerung. "Ich finde es transparent und seriös, wenn die Stadt Geretsried mit offenen Karten spielt. Dies muss auch bei diesem interkommunalen Projekt immer das Ziel und der Anspruch sein." Es bringe niemandem etwas, das Projekt "schönzurechnen". Man müsse realistische Zahlen haben, damit man gut planen könne. "Das erwartet der Steuerzahler von uns Kommunen."

Grundsätzlich sind Kostensteigerungen aus seiner Sicht nichts Ungewöhnliches. Schließlich basierten die bisherigen Zahlen auf drei Jahre alten Berechnungen. Bürgermeister Michael Grasl geht davon aus, dass Münsing weiterhin gut eingebunden und informiert bleiben wird.

© SZ vom 15.12.2016 / aip, bene, cjk, fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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