Bürgermeister Klaus Heilinglechner spricht "ein Riesenkompliment" aus:Historischer Schatz modern gestaltet

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Das alte Krankenhaus (links) an der Sauerlacher Straße duckt sich vor dem Neubau am Floßkanal. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Maro-Genossenschaft hat das alte Krankenhaus in Wolfratshausen saniert und bietet im Neubau daneben ein Mehrgenerationen-Projekt.

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

"Districtskrankenhaus" ist in leicht antiquiert anmutender Serifenschrift auf dem 200 Jahre alten, lange Zeit völlig heruntergekommenen und jetzt wieder in neuer Pracht erstrahlenden Gebäude an der Kreuzung Sauerlacher Straße und Am Floßkanal in Wolfratshausen groß zu lesen. Doch eine Klinik gibt es hier schon lange nicht mehr. "Die Inschrift wurde einer historischen Aufnahme des Gebäudes nachempfunden", erklärt Maro-Projektleiter Ralf Schmid. Statt sich gesund pflegen zu lassen, kann man jetzt in einem Denkmal wohnen und arbeiten. Bei einem Rundgang für Vertreter der Stadt führte die Maro-Genossenschaft am Montag das nach zweijähriger Bauzeit nahezu fertiggestellte Mehrgenerationenprojekt vor, ehe Anfang März die ersten Mieter in die insgesamt 24 Wohnungen einziehen, die allesamt bereits vergeben sind.

Eine Reverenz an die alten Zeiten: die Inschrift Districtskrankenhaus. (Foto: Hartmut Pöstges)
Historische Wandmalereien aus dem alten Krankenhaus. Hier war einst die Kapelle. Die Räume werden als Büro vermietet. Zwei Wandmalereien bleiben sichtbar. (Foto: Hartmut Pöstges)
"Das Ding gehört weg"? Dieser Ausruf des Landrats hat sich wohl nach der sorgfältigen Sanierung erledigt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das grundsanierte Biedermeierhaus an der Sauerlacher Straße teilen sich zwei Büroeinheiten - eine ist an eine Unternehmensberatung vergeben, eine weitere, die als Besonderheit teils sichtbare historische Wandbemalungen aufweist, ist noch zu haben. Die ursprüngliche Idee, den Nachbarschaftshilfe-Verein Bürger für Bürger einziehen zu lassen, sei unter anderem an dem Mangel an öffentlichen Parkplätzen gescheitert, bedauerte Schmid.

Im ersten Stock befinden sich zwei Wohnungen mit dank Originaltüren und 200 Jahre alten Dielen historischem Ambiente. Die neue Pracht lässt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) ins Schwärmen geraten. "Ein Riesenkompliment dafür, was aus dem Uraltkrankenhaus geschaffen wurde", lobt er. "Das ist ein richtig gelungenes Stadthaus geworden." Er könne sich noch gut an die berüchtigten Kellergewölbe erinnern, die der Überlieferung nach früher als Totenlager dienten.

Vorn duckt sich der eingeschossige Altbau, dahinter erhebt sich der mächtige Neubau mit vier beziehungsweise fünf Etagen und weiteren 22 barrierefreien Wohnungen. Projektleiter Schmid führt durch einige der Vier-Zimmer-Wohnungen, die mit gutem Schnitt und Parkett einen hochwertigen und komfortablen Eindruck machen. Der Verkehrslärm von der viel befahrenen Kreuzung macht sich natürlich bemerkbar, ist aber dank Schallschutzfenstern und verglasten Loggien keine so große Sache. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen reichen von 50 bis 120 Quadratmetern und sind für Singles, Paare und Familien gedacht. Mehr als die Hälfte der 24 genossenschaftlichen Wohnungen sind einkommensgefördert mit Mietpreisen zwischen sechs und acht Euro pro Quadratmeter, ansonsten betragen sie immer noch günstige 13,20 Euro.

"Wir haben es gut hingekriegt, ein großes Haus hinzustellen, das sich dennoch gut eingliedert", lobt Schmid die Zusammenarbeit mit Architekt Florian Nagler und geht noch einmal auf die Geschichte des Projekts ein, das wegen seiner Geschosshöhe und der 3,50 Meter hohen Einfriedungsmauer im Stadtrat anfangs umstritten war. Die Stadt hatte das Grundstück in Erbbaupacht vergeben, verbunden mit der Auflage, das alte Krankenhaus zu sanieren, die auf Mehrgenerationenhäuser und Pflege- und Demenz-Wohngemeinschaften spezialisierte Maro bekam den Zuschlag. Schmid beziffert die Kostensteigerungen des Zehn-Millionen-Euro-Projekts auf 17 Prozent: "Da sind wir in der Krise noch einigermaßen davongekommen."

Ungewöhnlich: Statt eines anonymen Nebeneinanderlebens soll hier eine aktive Hausgemeinschaft entstehen. Im Erdgeschoss erfüllt ein 80 Quadratmeter Gemeinschaftsraum die Funktion eines "erweiterten Wohnzimmers", wie Schmid erklärt. Die Bewohner haben die Möglichkeit, sich hier zu treffen, beispielsweise für gemeinsame Fernsehabende oder um eine größere Geburtstagsgästeschar bewirten zu können. Die Hausgemeinschaft verpflichtet die Bewohner aber auch dazu, typische Hausmeistertätigkeiten wie das Putzen oder die Gartenpflege in Eigenregie übernehmen.

Dem Mobilitätskonzept der Maro - weniger teure Tiefgaragenstellplätze, dafür eine Carsharing-Station von Carsharing Pfaffenwinkel, die übrigens alle Wolfratshauser Einwohner nutzen können - hat die Stadt Wolfratshausen mit der seit 2019 gültigen Stellplatzsatzung den Weg bereitet. Den Vertretern der Stadt gefällt, was sie sehen. "Mitten im Stadtzentrum sind viele neue Wohnungen entstanden", lobt der Bürgermeister.

Der Innenhof soll noch grün werden. (Foto: Hartmut Pöstges)
Projektplaner Ralf Schmid (links) erklärt Bürgermeister Klaus Heilinglechner Details. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der nicht gerade üppig große Innenhof, der wegen seiner überhohen Mauer doch gewisse Assoziationen an einen Klostergarten, wenn nicht an einen Gefängnishof wachruft, soll sich dank Schotterrasen, Bäumen und Sträuchern mal in einen grünen Garten verwandeln. Manche der Passanten an der Sauerlacher Straße werden sich auch schon gefragt haben, was es mit den vielen kreisrunden Einlassungen in der Einfriedung auf sich hat. Wie Projektleiter Schmid erklärt, sind es historische Öllämpchen, die aus dem Krankenhausbetrieb von einst stammen. Hunderte davon wurden bei der Sanierung entdeckt. Etliche überdauern die Zeiten nun im Mauerwerk. Ein schönes Detail.

Öffentliche Führung am Donnerstag, 15. Februar, um 15.30 Uhr. Anmeldung erbeten unter m.matejkova@maro-genossenschaft.de

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