Großprojekt zur Umgestaltung:Knapp elf Millionen für die neue Marktstraße

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Die Wolfratshauser Marktstraße soll aufgewertet werden und wird daher bald zur Großbaustelle. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Wolfratshauser Stadtrat genehmigt den Vorentwurf zur Aufwertung der Altstadt, bei der auch die Kanalisation in Angriff genommen werden soll. Wie es mit dem Marienbrunnen weitergeht, entscheiden die Bürger im Dezember.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Die Marktstraße, das Herz der Stadt Wolfratshausen, wird in nicht allzu ferner Zukunft zur Großbaustelle werden. Denn parallel zur Aufwertung des Zentrums soll die anstehende Kanalsanierung in Angriff genommen werden, damit der Boden nicht zweimal aufgerissen werden muss. Die Baumaßnahme wird den Stadtsäckel in den kommenden Jahren nicht unerheblich schmälern: Die Gesamtmaßnahme für die Umgestaltung der Altstadt einschließlich anstehender Nebenkosten beläuft sich nach aktueller Schätzung auf 10,6 Millionen Euro. Dazu kommen noch Baukosten für den Rathaus-Innenhof, die finanzielle Beteiligung an der Straßenbeleuchtung sowie die Arbeiten an den Brunnen.

Ein kurioser Aspekt dabei: Für die heiß umstrittene Versetzung des Marienbrunnens gibt es bislang keine Kostenschätzung, weil die angefragten Firmen sich entweder gar nicht gemeldet oder kein Interesse gezeigt haben. Eine exakte Kostenerhebung für die Brunnenverschiebung gestaltet sich deshalb schwierig und wird zunächst an der bisherigen Entwurfsplanung ausgerichtet. Nachfragen der Verwaltung haben zumindest ergeben, dass die Versetzung bei entsprechender Begründung aus Mitteln der Städtebauförderung grundsätzlich unterstützt werden kann. In den errechneten Kosten ist die Kanalsanierung im Bereich der Altstadt allerdings noch nicht enthalten, da diese nicht Bestandteil der Planung ist.

Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat jetzt der Planung und Kostenschätzung zugestimmt, die von der "ARGE mahl gebhard konzepte & BPR Schäpertöns Consult" vorgelegt wurden. Das Ergebnis soll demnächst in einer Bürgerinformation präsentiert werden. Den Ratsmitgliedern erläuterten zwei Vertreter der Arbeitsgemeinschaft die geplanten Planungsschritte in drei Abschnitten: die Bereiche Untermarkt, Bahnhofstraße, Musikschule (1,6 Millionen Euro Kosten), danach das Zentrum mit dem Rathaus-Innenbereich (3,7 Millionen Euro) und schließlich der Abschnitt zwischen Obermarkt und Littigvilla (2,1 Millionen Euro). Die restliche Differenz auf 10,6 Millionen entfällt auf Baunebenkosten.

So könnte die Wolfratshauser Marktstraße nach der Umgestaltung aussehen. Ob der Marienbrunnen Richtung Osten versetzt wird, um den Marienplatz zu öffnen, wird sich aber erst nach dem Bürgerentscheid mit Ratsbegehren am 11. Dezember zeigen. (Foto: Mahl-Gebhard-Konzepte/oh)

Die nun zur Debatte stehende Variante ist die vierte von vier Planungsalternativen. Sie beinhaltet die Versetzung des Marienbrunnens, für die sich der Stadtrat in seiner Septembersitzung überraschend ausgesprochen hat, sehr zum Ärger vieler Wolfratshauser. Sie haben in den vergangenen Wochen Unterschriften gesammelt und so einen Bürgerentscheid erzwungen, über den am 11. Dezember in der Waldramer Turnhalle abgestimmt wird. Dem soll als Gegenvorlage des Stadtrats voraussichtlich wiederum ein "Ratsbegehren" entgegengestellt werden. Dieses würde im Erfolgsfall dann einen zweiten Stadtratsbeschluss nach sich ziehen.

Hatte die Septembersitzung des Stadtrats beim Thema Marienbrunnen noch eine höchst kontroverse Debatte erlebt, so verlief der Austausch der Argumente diesmal - wohl mit Blick auf den anstehenden Bürgerentscheid - weitgehend entspannt. Für die vorgelegten Entwürfe stimmten 19 von 21 Stadtratsmitgliedern. Leichte Skepsis gegenüber der Kostenplanung äußerte lediglich Helmut Forster (Wolfratshauser Liste), der darauf hinwies, dass im Frühjahr erfahrungsgemäß die Kostensteigerungen auf dem Bausektor überdurchschnittlich hoch seien. Renate Tilke (CSU) berichtete von Sorgen mancher Anwohner, dass die Fahrbahn künftig höher sein werde als bisher und bei starkem Regen deshalb Wasser in die Häuser eindringen könnte. Fritz Schnaller (SPD) zeigte sich hochzufrieden über die zu erwartende "starke Aufwertung" der Marktstraße. Seine Zukunftsvision: "Man steht dann da und staunt und freut sich." Allerdings dürfe man jetzt nicht an der falschen Stelle sparen, denn so eine Chance wie jetzt bekomme die Stadt so schnell nicht wieder. Natürlich müsse man Kredite aufnehmen, aber dazu solle man "jetzt den Mut haben". Auch BVW-Sprecher Josef Praller signalisierte Zustimmung aus seiner Fraktion: "Alles sehr ansehnlich." Allzu viel Euphorie bremste Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) allerdings mit dem Hinweis auf die wegen des Kanalbaus drohenden Behinderungen. "Da wird die Marktstraße total aufgegraben. Ein normaler Verkehr wird dann nicht möglich sein."

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Umgestaltung der Marktstraße
:Bürgerentscheid zum Marienbrunnen

Die Wolfratshauser sollen am 11. Dezember über die Lage des Bauwerks am Marienplatz abstimmen. Als Alternative will der Stadtrat auch ein Ratsbegehren vorbereiten.

Von Wolfgang Schäl

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