Wolfratshausen:Loisachhalle für Vereine zu teuer

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Vereine können sich die Loisachhalle nicht leisten: Selbst bei ausverkauftem Haus zahlen sie oft drauf. Für das Defizit beim Abschlussball der Realschule muss der Elternbeirat gerade stehen.

Matthias Köpf

Die Nutzung der Loisachhalle bleibt für Vereine und Schulen ein Wagnis. Da zur Miete Kostenpauschalen in beträchtlicher Höhe kommen, bewahrt selbst eine volle Halle nicht vor roten Zahlen, wie zuletzt der Historische Verein erfahren musste. Dieser hatte zur Präsentation seines neuen Buchs vor eineinhalb Wochen immerhin 600Gäste angelockt, die - von den Ehrengästen abgesehen - für den Abend jeweils sieben Euro zahlten. Wäre nicht der zusätzliche Erlös aus dem Buchverkauf, hätte der Verein mit dem Abend dennoch ein Minus gemacht, sagt sein zweiter Vorsitzender, Bernhard Reisner.

Die Stadt achtet bei der Loisachhalle darauf, dass nicht wieder ein Defizit entsteht. Doch für viele Vereine wird sie durch die Hallenmiete unattraktiv. (Foto: Manfred Neubauer)

Für den Elternbeirat der Wolfratshauser Realschule war seine jüngste Veranstaltung in der Loisachhalle dagegen ein echter Schlag ins Kontor: Nach dem diesjährigen Abschlussball der Schule blieb ein Defizit von rund 1000Euro, das der Elternbeirat nun aus seiner eigenen, mühsam über Benefizveranstaltungen und Basare gefüllten Kasse begleichen muss. Mit dem Geld sollte eigentlich bedürftigen Schülern die Teilnahme an Klassenfahrten ermöglicht werden.

Die Schule erwägt seither, den Ball künftig etwa in den mietfreien Geretsrieder Ratsstuben zu veranstalten, sagt Bernhard Reisner, der auch dem Elternbeirat angehört. Nach den ähnlichen Erfahrungen des Historischen Vereins will sich Reisner an die Stadt wenden, um über die Situation zu sprechen. Die Realschule sei die einzige weiterführende Schule in der Stadt und ihr Abschlussball ein gesellschaftliches Ereignis, das früher stets in der Loisachhalle stattgefunden habe. Mehr als fünf oder sechs Euro könne und wolle man von den Schüler nicht verlangen, um damit am Ende die Gebühren für die Halle zu decken.

Dies führt Reisner zu dem Schluss, dass sich gerade die Wolfratshauser Schulen die Loisachhalle seit der Wiedereröffnung nicht mehr leisten können. Bei allem Verständnis für die Sparbemühungen der Stadt fragt er: "Für was haben wir die Halle denn damals gebaut? Doch nicht für umherziehende Bänkelsänger, Hochzeitsmessen oder Ostereier-Ausstellungen."

Ähnlich wie dem Historischen Verein war es zuvor auch schon der Loisachtaler Bauernbühne ergangen, die sich an zwei Abenden mit rund 150 und 300Gästen nach Angaben ihres Vorsitzenden, des Wolfratshauser Kulturreferenten Wiggerl Gollwitzer, trotz Kartenpreisen von 13Euro gerade noch zu einer schwarzen Null rettete. Gollwitzer sieht das Problem ähnlich wie Reisner. Während die Halle an viel zu vielen Abenden leer stehe, zögerten viele Vereine, sie zu nutzen. Der Kulturreferent macht das Problem ebenfalls an den Preisen fest, aber auch am seiner Meinung nach mangelnden Kooperationswillen der Flößerei-Wirte, die von privater Seite für die Hallenvermietung zuständig sind. Gleichzeitig verweist Gollwitzer auf das Ziel, das Wolfratshausen mit der Vergabe der Halle an private Betreiber verfolgt hat: Die Stadt habe Kosten senken und beim Betrieb der Halle nicht mehr draufzahlen wollen.

Diesen Aspekt betont Bürgermeister Helmut Forster. "Wir wollen mit der Halle zumindest keinen Verlust machen. Und die Nebenkosten, die anfallen, müssen auch bezahlt werden. Das ist ein anderes Konzept als in der Vergangenheit." Dass andererseits der Historische Verein bei mindestens 500 zahlenden Zuschauern einen Verlust gemacht habe, könne er ohne weitere Informationen nicht nachvollziehen. Denn die Halle habe für einen Abend sicher keine 3500Euro gekostet, sagt Forster.

Tatsächlich summieren sich die reinen Hallenkosten für einen Abend in der Regel auf rund 1600Euro, was sich im Rahmen vergleichbarer Hallen anderenorts hält. Noch nicht inbegriffen sind dabei die Gagen für die Künstler und die Kosten für Licht und Ton samt den entsprechenden Technikern. Außerdem geht auch die nötige Werbung ins Geld - und ohne Werbung steigt wiederum das Risiko, in einer halbleeren Halle zu spielen und erst recht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Rabatte für einzelne Vereine hält Forster für schwierig, weil die Stadt alle Vereine gleich behandeln und eben vor allem ihre Kosten decken wolle. Und bei besonderen Anlässen wie runden Jubiläen lasse sich über einen Zuschuss verhandeln.

Verhandeln will auch Gollwitzer, und zwar mit möglichst allen Beteiligten. "Wir müssen die Vereine aktivieren und vielleicht sogar auch einmal nichts verlangen", findet der Kulturreferent. Bernhard Reisner will dem nicht vorgreifen, jedoch schon mal eines beisteuern: "Dass Kulturarbeit immer was kostet."

© SZ vom 01.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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