Leserbrief:Ein Leuchtturm der anderen Art

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Der Kunstturm am Schwankl-Eck in Wolfratshausen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Heinz Wensauer kritisiert die finanzielle Unterstützung des "Kunstturms" durch die Stadt Wolfratshausen.

Zu "Vom Kunstturm zum 'Hotspot'" vom 7. Februar:

Es gibt viele Arten von Türmen: Kirchtürme, Wachtürme, Schlauchtürme, Elfenbeintürme, Hungertürme, Schuldentürme, Aussichtstürme - und nun in Wolfratshausen einen Kunstturm. Was ist darunter zu verstehen? Ist der Turm selber das Kunstwerk, von dem aus irgendeine märchenhafte Figur die Haare herablässt, oder ist der Turm der Ort, in dem sich Kunst ereignen soll?

Glaubt man den drei Verantwortlichen für den Turm und Antragsstellern, dann ist wohl letzteres gemeint. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Und schließlich wissen ja die drei von der Kunstecke, dass in diesem Gebäude sich schon öfters Kunst ereignet hat.

Aber leider kostet Kunst auch Geld, und es ist eine Kunst, sich dieses zu beschaffen, wenn man es nicht selber hat. Deshalb kommt hier die bayerische Version des Begriffs Kunst zum Tragen: "Kunst mir a Geld gehm?" Und wer könnte als Ansprechpartner besser geeignet sein als die Stadt. Und Wolfratshausen schüttet bereitwillig das Füllhorn aus.

Dagegen ist abermals grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn man von den Talern genug hat. Weiß man allerdings, dass einer der drei Turmherren der Besitzer des Gebäudes ist und somit auch Vermieter, dann wird die Sicht etwas unscharf. Vor allem, wenn einem klar wird, dass hier ein Vermieter letztlich um Geld bittet, das auch für die Miete herangezogen werden könnte, die er selbst erhebt. Das stört allerdings den Referatsleiter für Standortförderung Dr. Stefan Werner, der sein Büro im Elfenbeinturm am anderen Ende der Wolfratshauser Innenstadt hat, nicht.

Wenn dieses Verfahren Schule macht und andere aus ihren leer stehenden Räumlichkeiten Kunstorte machen, die die Stadt bezuschussen soll, dann könnte aus dem Wolfratshauser Kunstturm am Schwankl-Eck ein finanzielles Leuchtturmprojekt werden.

Heinz Wensauer, Wolfratshausen

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