Wolfratshauser Etat:Wenig Spielraum

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Die Sanierung der Stützwand am Kathi-Kobus-Steig ist eine der größeren Maßnahmen, in die investiert wird. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Stadtrat verabschiedet einstimmig seinen Etat. Heuer kann die Stadt noch von den Rücklagen zehren. Aber 2027 könnte der Schuldenstand 35 Millionen Euro betragen.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Seit November des vergangenen Jahres hatte der Wolfratshauser Stadtrat um seinen Etat für dieses Jahr gerungen, am Dienstag ist die entsprechende Satzung einstimmig verabschiedet worden. "Auch wenn die ersten Darstellungen des Haushalts sehr wenig Grund zum Enthusiasmus erlaubt haben, ist es heuer doch wieder gelungen, einen ordentlichen Haushalt vorstellen zu können", sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) eingangs. Doch am Horizont dräut es dunkel: Kann Wolfratshausen heuer noch von den Rücklagen zehren, müssen in den kommenden Jahren Kredite aufgenommen werden. 2027 könnte die Loisachstadt gar mit 35 Millionen Euro in der Kreide stehen.

Die Eckdaten für heuer: Der Verwaltungshaushalt beträgt in Einnahmen und Ausgaben rund 49,3 Millionen Euro, der Vermögenshaushalt etwas mehr als 12,7 Millionen Euro. Der größte Ausgabeposten bleibt die Kreisumlage mit einem Ansatz von 15,5 Millionen Euro. Wolfratshausen investiert heuer voraussichtlich etwa elf Millionen Euro. Diese fließen unter anderem in die Generalsanierung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg, die Dachsanierung Grund- und Mittelschule Waldram, die Anschaffung eines Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs für die Feuerwehr Weidach, die Sanierung der Stützwand am Kathi-Kobus-Steig und die Erweiterung respektive den Ausbau von Kinderspielplätzen.

Da die Stadt jedoch in diesem Jahr lediglich rund 700 000 Euro vom Verwaltungshaushalt an den Vermögenshaushalt zuführen kann, was nur etwas mehr als die Mindestzufuhr ist, muss Wolfratshausen dafür den Speck abschmelzen: Etwa zehn Millionen Euro müssen dieses Jahr aus den Rücklagen entnommen werden, um die Investitionen zu stemmen. Damit bleiben aller Voraussicht nach am Ende des Jahres nur 5,7 Millionen Euro auf der hohen Kante, und bei einer einmaligen Draufzahlerei bleibt es wohl nicht. 2025 wird der Sparstrumpf wohl nur noch 1,3 Millionen Euro aufweisen. Oder anders gesagt: 2025 rechnet Wolfratshausen voraussichtlich mit einem Fehlbetrag von acht Millionen Euro, 2026 gar mit 15 Millionen und 2027 mit 13 Millionen Euro. Um das irgendwie auszugleichen, müssen Maßnahmen verschoben oder gar gestrichen werden, es muss gespart werden, Gebühren und Steuern müssen erhöht und Grundstücke verkauft werden. Und weil all das nicht reichen wird, muss Wolfratshausen Kredite in Millionenhöhe aufnehmen - der Schuldenstand könnte 2027 bei 35 Millionen Euro liegen, so die Prognose.

Peter Lobenstein sagte, die Einsparungen seien mit Bedacht vorgenommen worden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Peter Lobenstein von den Grünen war "froh, dass wir nun einen ausgeglichenen Haushalt vorliegen haben". Dazu seien Einsparungen "mit Bedacht und Umsicht" vorgenommen worden, auch wenn "wir noch so manches Anliegen mehr hätten, etwa mehr Ausgaben für Verkehrssicherheit, die Sanierung städtischer Immobilien, Vereinsförderung, Kultur und und und." Es sei aber "auch klar, dass wir uns mit den Gegebenheiten arrangieren müssen".

Josef Praller von der Bürgervereinigung stellte hingegen klar: "Abwarten, bis wir 35 Millionen Euro Schulden haben, das machen wir nicht. Wir müssen uns achtsam auf der Ausgabenseite bewegen, um nicht in eine Überschuldung zu kommen."

Fritz Meixner von der SPD nahm die Haushaltsreden der Fraktionen zum Anlass, auf ein besseres Miteinander zu setzen: "Wir brauchen einen lösungsorientierten Pragmatismus", appellierte er gen Landratsamt. Denn unter den Aspekten von "Bürokratieaufwand und Zusammenarbeit schmerzt mich die Kreisumlage sehr".

Claudia Drexl-Weile betonte: "Wir haben nur noch wenig Geld zur Verfügung." (Foto: Hartmut Pöstges)

Claudia Drexl-Weile von der CSU mahnte wiederum die Stadt zur Sparsamkeit: Der in diesem Jahr noch geringe Schuldenstand sei zwar positiv, man dürfe sich davon aber nicht blenden lassen. "Die Rücklagen sind fast aufgebraucht, die finanzielle Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt, die Rechtsaufsichtsbehörde hat uns auf dem Bildschirm." Ihr sei bewusst, dass es gut ankomme, möglichst hohe Zuschüsse zu verteilen. "Aber wir müssen auch den Mut haben, den Bürgerinnen und Bürgern klar und eindeutig zu sagen, wir haben nur noch wenig Geld zur Verfügung." Ein Horn, in das auch Helmut Forster von der Wolfratshauser Liste stieß: "Ich bitte um noch sorgfältigere Planung der Investitionen, weil wir sie uns sonst nicht mehr leisten können."

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