Wolfratshausen/Geretsried:Hilfe für Partnerschule

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Gemeinsam mit dem Lehrerkollegium und den Gymnasiasten hat Schulleiter Hermann Deger Spenden für die befreundete Partnerschule in Nepal gesammelt. (Foto: privat)

Das Geretsrieder Gymnasium sammelt nach dem Erdbeben in Nepal für den Wiederaufbau der Lophelling Boarding School.

Von Felix Matthey, Wolfratshausen/Geretsried

Die Lage in Nepal ist nach dem verheerenden Erdbeben in der vergangenen Woche weiterhin chaotisch, Tausende Menschen sind gestorben oder liegen noch unter Trümmern und Lawinen begraben. Die Partnerschule Lophelling Boarding School des Gymnasiums Geretsried im Manang-Tal rund 250 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu hatte aber offenbar Glück im Unglück. "Ein Mitarbeiter der Schule hat mir berichtet, dass Schüler und Lehrer wohlauf sind", sagt Stephan Baur, Lehrer am Geretsrieder Gymnasium und mitverantwortlich für das Partnerprojekt mit der Grundschule in der Annapurna-Region.

Baur hat nach eigenen Angaben die vergangenen Nächte kaum geschlafen. Durch das Erdbeben wurden nicht nur Brücken und Straßen im Land beschädigt, auch Telefon- und Stromleitungen sind kaputt. Baur versuchte unermüdlich, verschiedene Personen im 400-Einwohner-Dorf zu erreichen. Schließlich kam er durch.

Die Lophelling Boarding School wurde im Jahre 1997 mithilfe des Vereins Nepal Initiative aus Schongau in Oberbayern errichtet. Mittlerweile besuchen sie rund 80 Schülerinnen und Schüler aus dem Manang-Tal, viele sind Kinder tibetischer Flüchtlinge. Die Schüler erhalten Unterricht in Tibetisch, Nepali, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften. Nach Beendigung der Grundschule haben sie die Möglichkeit, auf die weiterführende Schule, die High School, nach Pokhara oder Kathmandu zu wechseln. Das Gymnasium Geretsried unterstützt die Grundschule vor allem finanziell. Durch Verkaufsaktionen werden unter anderem die Lehrergehälter, das Schulmaterial, die Kleidung sowie die Verpflegung der Schüler finanziert. Das Gymnasium pflegt auch einen kulturellen Austausch. Voriges Jahr reiste eine Schülergruppe nach Nepal und besuchte unter anderem die Boarding School.

Der Kontakt zwischen dem Geretsrieder Gymnasium und der Nepal Initiative kam durch Markus Kolbinger zustande. Der Wolfratshauser betreibt seit etwa zehn Jahren eine kleine Zahnarztpraxis im Dorf Manang. Seine Großeltern stammen aus Schongau, durch sie erfuhr er von der Lophelling-Schule und stellte schließlich den Kontakt zum Gymnasium her. Der 35-jährige Kolbinger war selber schon mehrfach in Manang, um die örtliche Bevölkerung zu behandeln. Seit seinem letzten Besuch vor zweieinhalb Jahren beschäftigt Kolbinger eine Tibeterin, die die zahnärztliche Grundversorgung der Dorfbewohner sichern soll. Den Kindern der Lophelling-Schule im Alter von vier bis zwölf Jahren soll vor allem die Mundhygiene beigebracht werden. Die Bevölkerung wird durch Kolbingers kleine Praxis aber auch mit Medikamenten versorgt.

Die Nepal Initiative unterstützt noch weitere Projekte in Nepal, darunter das Kinderheim Rangeen Home, das ebenfalls im Manang-Tal liegt, sowie die Gangan Milan Schule in Chandisthan. Auch von diesen beiden Einrichtungen gab es bereits positive Neuigkeiten. Die Kinder sind allesamt wohlauf. Und das obwohl Chandisthan in unmittelbarer Nähe des Epizentrums liegt.

Mit den Spenden will die Initiative momentan vor allem die medizinische Erstversorgung sichern. Anschließend soll das Geld dann für den Wiederaufbau und die Instandsetzung der zerstörten oder beschädigten Gebäude verwendet werden. Um die Umsetzung und Koordination kümmert sich der Verein "humedica", der weltweit viele Hilfsprojekte betreibt. Um im Manang-Tal beim Wiederaufbau zu helfen, veranstaltete das Gymnasium Geretsried kürzlich eine Spendenaktion. Vor dem Eingang sammelten Schulleiter Hermann Deger, Michael Pauli, Vorsitzender des Elternbeirats und Fördervereins, sowie Lehrer und Schüler Spendengelder. Am Ende kam eine Summe von rund 3000 Euro zusammen, die nun den Schülern in Nepal zugute kommen soll. Schulleiter Hermann Deger: "Wir werden in zwei oder drei Wochen noch mal sammeln, um nachhaltig unterstützen zu können!"

August Thalmayer hat aus Kathmandu ebenfalls gute Neuigkeiten zu melden. Der 77-Jährige aus Bernried am Starnberger See engagiert sich seit Jahren für den Verein Kinderhaus Kathmandu. Das Heim, in dem rund 50 Kinder leben, wurde durch das Beben nur geringfügig beschädigt, alle Bewohner und Mitarbeiter blieben unverletzt. Das erfuhr der Verein durch eine Whats-app-Kurznachricht, die die Verantwortlichen nach Tagen der Ungewissheit schließlich erreichte. Sie erfuhren jedoch auch, dass das Heim zahlreiche Nachbarn aufgenommen hat, deren Häuser teilweise sehr stark beschädigt sind.

Für die Versorgung und den Wiederaufbau würden laut Thalmayer, der selbst lange Jahre als Bergführer im Himalaya gearbeitet hat und erst vor wenigen Wochen von einer Nepal-Reise zurückkehrte, nun dringend Spenden benötigt. Der Verein hatte vor rund zehn Jahren ein Benefiz-Golfturnier am Bergkramerhof veranstaltet, dessen Erlös dem Kinderheim in Kathmandu zugute kam. Noch immer würden viele Firmen und Privatpersonen aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen das Projekt unterstützen, sagt Thalmayer. Die Unterbringung der Nachbarn sei jedoch mit so hohen Kosten verbunden, dass weitere Spenden dringend vonnöten seien.

Spenden sind möglich unter: Sonderkonto der Nepal Initiative: Stichwort "Nepal-Erdbeben"; IBAN: DE04734514500036177723; BIC: BYLADEM1SOG Sonderkonto Kinderhaus Kathmandu: Stichwort "Erdbeben"; IBAN: DE39518500790012002246; BIC: HELADEF1FR

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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