Gastronomie in Wolfratshausen:Neuer Wirt am Stadion

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Der gebürtige Afghane Javid Khaleghi ist mit seinem Lokal "Da Gianni" nach zwölf erfolgreichen Jahren in Eurasburg an die Wolfratshauser Kräuterstraße gezogen. Dort bietet er nun internationale Spezialitäten zu günstigen Preisen an.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Gaststätte im Vereinsheim des Wolfratshauser Isar-Loisach-Stadions stand seit Mitte Dezember leer. Nun hat sie wieder geöffnet. "Da Gianni" heißt das Lokal, das Javid Khaleghi dort seit 1. Juni betreibt. Der gebürtige Afghane, den alle Gianni nennen, ist kein Unbekannter in der Sportstättengastronomie des Landkreises. Der 41-Jährige hat zuvor zwölf Jahre lang die Vereinsgaststätte des SV Eurasburg-Beuerberg betrieben. Nun bietet er am Stadion im Wolfratshauser Ortsteil Farchet Pizza, Pasta, Schnitzel und persische Gerichte zum kleinen Preis an.

"Ich wollte schon länger etwas Neues machen", erklärt der Eurasburger den Umzug seiner Gaststätte. Dass das Wolfratshauser Lokal, das Ralf Musto zuvor fast fünf Jahre lang betrieben hatte, einen neuen Pächter suchte, kam ihm da gerade recht. Wegen Corona musste er seine Eurasburger Wirtschaft Ende März ohnehin für die Gäste schließen, und weil er als Nachfolger des TSV- und BCF-Vereinsheims empfohlen worden war, entschloss er sich zu einem Neuanfang in Wolfratshausen, der für ihn zudem eine Vergrößerung ist.

Sein Spitzname, den er im Namen des Restaurants gleich mitnahm, mag für einen Afghanen ungewöhnlich klingen. Er wird jedoch schnell plausibel, wenn Khaleghi aus seinem Leben erzählt: 1996 sei er als Jugendlicher aus seinem Heimatland nach Deutschland gekommen und habe bei einer italienischen Familie gelebt, die auch eine Gastronomie betrieben habe. "Dort", sagt der Familienvater, "habe ich alles gelernt." Nach einer Ausbildung zum Koch sei er dann fast ausschließlich in Vereinsgaststätten tätig gewesen, unter anderem in München, Gräfelfing und Planegg. Beruflich, sagt Khaleghi, sei er also "fast mit Sportvereinen aufgewachsen". 2008 zog er mit seiner Familie dann nach Eurasburg, wo er die Sportgaststätte an der Freiherr-von-Barth-Straße übernahm - mit großem Erfolg, wie er sagt. Mit zwölf Jahren als Wirt sei er der bislang dienstälteste Pächter beim Klub der Nachbargemeinde gewesen.

In Wolfratshausen ließ Khaleghi einen neuen Pizzaofen einbauen und eine große italienische Kaffeemaschine für Espresso und Cappuccino, das Mobiliar seines Vorgängers hat er übernommen. Für die Bänke habe er jedoch gerade neue, bequemere Polster bestellt, fügt er an.

Der Neubeginn des "Gianni" in der Loisachstadt ist geprägt von den Corona-Einschränkungen, im großen Gastraum lassen sich die Mindestabstände jedoch gut einhalten. Auf einer reduzierten Karte gibt es neben Pizzen (zwischen fünf und acht Euro) und Pastagerichten á sieben Euro auch verschiedene Fleischgerichte, gegrillte Calamari und persische Hähnchenspieße - eine "internationale Küche", sagt Khaleghi, genauso, wie er es auch mit den Vorständen beider Vereine vereinbart habe. Die günstigen Preise - mittags gibt es Nudelgerichte und Pizzen mit Salat für 5,90 Euro - könne trotz qualitativer Produkte er auch deshalb anbieten, "weil wir ein Familienbetrieb sind", erklärt der 41-Jährige unter seiner Gesichtsmaske. Unterstützt wird Khaleghi von seiner Frau Rufia, die für die persischen Gerichte zuständig ist, seiner Schwägerin und seinem Cousin. Diese Tatsache hat auch die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Gastronom ein wenig abgefedert. Er habe keine Kündigungen oder Kurzarbeit gebraucht, habe aber auch keine Personalprobleme, sagt Khaleghi. Sein jüngerer Bruder und ein weiterer Cousin arbeiteten als Kellner in München. "Wenn Not am Mann ist, kommen sie sofort."

An diesem verregneten Nachmittag ist das zwar nicht nötig, Khaleghi und seine Mitarbeiter haben dennoch zu tun. Vier Tische sind besetzt, angesichts von Tageszeit, Wetter und allgemeinen Umständen kann das durchaus als Erfolg verbucht werden. "Ich bin zufrieden", sagt Khaleghi über seine erste Woche in Wolfratshausen. "Für die ersten Schritte, mit Corona-Krise, sieht es gut aus." Die Kunden seien neugierig, er habe schon viele positive Rückmeldungen bekommen. "Gott sei Dank läuft's", stellt der 41-Jährige fest, der vom neuen Standort in Wolfratshausen weiterhin das Essen für die Mittagsbetreuung der Grundschüler in Eurasburg zubereitet.

Seinen Gästen will er bald schon mehr anbieten. So soll man die Gerichte, die man bislang nur im Restaurant essen oder zum Mitnehmen abholen kann, bald auch über das Portal "Lieferando" nach Hause geliefert bekommen können. Und eine Website will Khaleghi auch für den neuen Wolfratshauser "Gianni" erstellen. Wenn die Corona-Beschränkungen weiter gelockert werden, soll im Lokal am Isar-Loisach-Stadion nicht nur die Speisekarte länger werden - mit Frühstück, wechselnder Tageskarte und ständig neuen Gerichten, wie Khaleghi sagt. Auch werde er länger für die Gäste da sein, verspricht er. Derzeit hat das Lokal täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Nach der Pandemie soll der Betrieb dann täglich von 8 bis 0 Uhr gehen.

© SZ vom 16.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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