Vortrag:Ein Dankgedicht für Mari Hold

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Mari Hold aus Wolfratshausen war Haushälterin von Bertolt Brecht. (Foto: Privat)

Eine junge Wolfratshauserin hat Bertolt Brecht und Helene Weigel einen großen Dienst erwiesen. Michael Friedrichs kennt ihre Geschichte.

Von Stephanie Schwaderer, Wolfratshausen

Es waren ein paar Worte auf einer Postkarte, die Michael Friedrichs neugierig gemacht haben: "PS: Grüß Mari!" hatte Bertolt Brecht im Jahr 1934 aus dem Exil an seinen Sohn geschrieben. Wer war diese Mari? Welche Rolle spielte sie im Leben des großen deutschen Dramatikers und Lyrikers? Friedrichs begann zu recherchieren und förderte eine Geschichte ans Tageslicht, deren Wurzeln nach Wolfratshausen reichen. Eben dort, im Stadtmuseum, stellt er am Freitag, 27. Oktober, die Ergebnisse seiner Forschung vor.

Im Mittelpunkt steht Mari Hold, eine gebürtige Wolfratshauserin, die laut Friedrichs "über viele Jahre eine sehr enge Verbindung zu Bertolt Brecht und seiner Familie hatte". Von 1924 führte sie seinen Worten nach zunächst den Haushalt in Brechts Augsburger Elternhaus, später folgte sie ihm nach Berlin. Als Brecht und Helene Weigel unmittelbar nach dem Reichstagsbrand 1933 aus Deutschland flohen, ließen sie ihre kleine Tochter Barbara zunächst aus Sicherheitsgründen in Deutschland zurück. Bei der heiklen Aufgabe, das Mädchen an den Nazis vorbei wohlbehalten zu ihren Eltern zu bringen, spielte Hold laut Friedrichs eine tragende Rolle: "Eine ziemlich unglaubliche Geschichte, die ich versuche, in einer Stunde zu erklären."

Eine Ahnung davon, wer diese junge Frau in Brechts Augen war, bekommt man durch ein drei Seiten langes "Dankgedicht", das er ihr zur Hochzeit - sie heiratete 1934 einen dänischen Fleischer - vermacht hat. Unter anderem finden sich darin die Zeilen: "Da Sie ein schönes Mädchen sind / Sah ich Sie gerne herumgehen bei mir und alle / Gäste lobten Sie und fragten: Was ist das für ein / Schönes Mädchen? Und ich sagte: sie ist / Aus Baiern, dem Land, wo ich auch her bin."

Friedrichs kommt aus Augsburg, ist Autor, Lektor und ausgewiesener Brecht-Kenner. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit dessen Leben und Werk. Die Frage, wie die zweieinhalbjährige Barbara Brecht 1933 aus Deutschland zu ihren Eltern kam, sei bislang meist lücken- oder fehlerhaft beantwortet worden, sagt er. Höchste Zeit also, sich mit Mari Hold zu beschäftigen. Zu seinem Vortrag nach Wolfratshausen bringt er viele Bilder und eine historische Tonspur mit.

Freitag, 27. Oktober, 19 Uhr, Wallner-Bockhorni-Kabinett (Rückgebäude Museum), Untermarkt 10, Eintritt frei, Anmeldung unter tourismus@wolfratshausen.de , Telefon 08171/21 42 06 oder in der Tourist-Info Wolfratshausen, Untermarkt 10.

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