Antrag in der Bürgerversammlung 2023:Streit um Schutz von Bäumen

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Große, alte Bäume können viel CO₂ aufnehmen. Eine Baumschutzverordnung wird es in Wolfratshausen nicht geben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Bauausschuss spricht sich mehrheitlich gegen eine neue Satzung aus, da Linden, Eichen und Co ausreichend durch Bebauungspläne geschützt sein sollen.

Von Alexandra Vecchiato, Wolfratshausen

Wenn es um Bäume geht, kann es schnell mal dazu kommen, dass die Emotionen hochkochen. Besonders, wenn sie gefällt werden. In der Bürgerversammlung im vergangenen Jahr stellte deshalb ein Wolfratshauser den Antrag auf die Einführung einer Baumschutzverordnung nach Geretsrieder Vorbild. Der Bauausschuss lehnte eine solche Satzung kürzlich mehrheitlich ab mit dem Hinweis, dass es sich bei der Verordnung in der Nachbarkommune um einen Papiertiger handelt.

Das Thema "Baumschutzverordnung" beschäftigte die Wolfratshauser Stadträte bereits öfter. "Ich bin kein Befürworter", bekannte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Denn der Verwaltungsaufwand sei immens, müssten doch die zu schützenden Bäume zunächst kartiert werden. Vor allem die Tatsache, dass sich der Antragsteller auf die Geretsrieder Baumschutzverordnung bezieht, stößt auf wenig Verständnis. Wenn er sehe, was bei den Nachbarn allein für das neue Hallenbad oder das Parkhaus Bäume abgeholzt worden seien, müsse man die Geretsrieder Satzung als "stumpfes Schwert" betrachten. Denn in der größten Stadt des Landkreises gehe man doch sehr locker mit dem Schutz von Bäumen trotz dieser Regelung um, "ohne der Stadt Geretsried zu nahe treten zu wollen", sagte Heilinglechner. Im Übrigen seien Linde, Eiche und Co durch Festsetzungen in den bestehenden Bebauungsplänen ausreichend geschützt.

Das wollte Grünen-Stadtrat Hans Schmidt nicht so stehen lassen - nicht allein, weil es Gebiete in Wolfratshausen ohne gültige Bebauungspläne gibt. Er halte die Baumschutzverordnung für eine "Good-will-Aktion" und nicht um eine Maßnahme, die einen "Riesenwasserkopf" an Verwaltungsaufwand nach sich ziehen solle. Er mahnte seine Kollegen, sich an ihre Aussagen vor dem Kommunalwahlkampf zu erinnern. Alle anderen Fraktionen hätten zugesichert, dass nach der Kommunalwahl 2020 eine Baumschutzverordnung beschlossen werden solle, wenn der Baumschutz nicht über Bebauungspläne festgesetzt werden könne, so Schmidt. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass Baumschutz in Bebauungsplänen mehrheitlich abgelehnt worden sei. So bleibe eben nur die Lösung "Baumschutzverordnung", auch um den Baumschutz in Gebieten ohne Bebauungspläne umzusetzen. "In der Klimanotstandsgruppe habe ich den Punkt mehrmals angesprochen, und die Vertreter der anderen Fraktionen haben nicht widersprochen", betonte der Grünen-Stadtrat. "Vor der Wahl ist wohl nicht nach der Wahl." Schmidt appellierte an das Gremium, dass die Verordnung die Grundstücksbesitzer sensibilisieren solle.

Warum solle man eine Baumschutzverordnung nach dem Vorbild Geretsrieds übernehmen, wenn dort nachweislich mit Satzung mehr Bäume umgeschnitten würden, "als wenn's keine hätten", meinte Richard Kugler (Wolfratshauser Liste). BVW-Fraktionssprecher Josef Praller wiederum leugnete, dass es Absprachen gegeben hätte, wie Schmidt sie erwähnte. Es gehe nicht, so etwas in der Öffentlichkeit zu behaupten. Und Günther Eibl (CSU) schlug vor, dass eine Sensibilisierung der Grundstückseigentümer schön und gut wäre - eben eine perfekte Aufgabe für den Umweltreferenten Schmidt. "Sie radeln hin und sprechen mit den Bürgern", so Eibl. Einen Beweis für Eibls Aussage, dass eine Baumschutzverordnung sofort ungewollte Reaktionen, nämlich unzählige, übereilte Fällungen, zur Folge hätten, forderte Ingrid Schnaller (SPD). Diesen blieb der stellvertretende Bürgermeister schuldig.

Ehe es zur weiteren "Legendenbildung" im Gremium komme, bat der Bürgermeister die Diskussion abzuschließen - merkte aber zugleich an, dass Grundstückseigentümer große Probleme bekämen, wenn bei Stürmen ihre Bäume fremdes Hab und Gut beschädigten. Die Mehrheit lehnte eine neue Baumschutzverordnung ab. Nur Schnaller, Schmidt und Peter Lobenstein (Grüne) sprachen sich für die Satzung aus.

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