Interkulturelles Theater in Wolfratshausen:Andere sind anders

Lesezeit: 1 min

Junge Leute aus unterschiedlichen Kulturen erarbeiten gemeinsam Grundlagen des Theaters und begeistern mit ihrer Aufführung, die mehr als einen Brückenschlag versinnbildlicht.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Knapp 14 Tage lang haben 14 Kinder, darunter zwei Wolfratshauser und zwölf mit Migrationshintergrund, bei einem interkulturellen Workshop Grundlagen des Theaters kennengelernt - und dabei auch sich selbst. Am Donnerstag zeigten sie nun bei einer Aufführung, was sie unter der Anleitung des britischen Tanzchoreografen Alan Brooks, der Theaterpädagogin Eileen Schäfer, der Schauspielerin Judith Gorgass und dem Wolfratshauser Choreografen Dominik Halamek gelernt hatten.

Vor großem Publikum übrigens. Mehr als 80 Interessierte hatten im Auditorium Platz genommen, darunter zahlreiche Stadträte und Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der extra den Kulturausschuss der Stadt verlegt hatte. Schließlich lebt insbesondere das Theater vom interkulturellen Austausch, vom Aufeinandertreffen der Kulturen und von Brückenschlägen. Insofern war es durchaus politisch relevant, was die Kinder und Jugendlichen auf die Bühne brachten. Inhaltlich ging es um eine fiktive Welt, in der verschiedene Menschen in Harmonie und Eintracht zusammen leben. Jeder fühlt sich wohl und am richtigen Platz. Doch eines Tages ist plötzlich alles anders: Große Menschen sollen kleiner werden, kleinere Menschen größer, die Älteren jünger. Unzufriedenheit zieht ein, Neid und Missgunst, Angst und Misstrauen. Bis hin zu jenem Moment, als einige versuchen, die anderen zu leiten und zu lenken wie Puppen. Doch je mehr Macht sich die einen aneignen, desto mehr wächst die Unzufriedenheit und das große Ganze beginnt, auseinanderzufallen. Erst als die Balance wieder hergestellt sind und jeder sein kann und darf, was er ist, glätten sich die Wogen.

Die Probleme der Globalisierung, das Ringen um Anpassung und Druck, um neue Verwurzelung in noch fremder Heimat: All diese interkulturell-politischen Fragestellungen wurden kindgerecht aufgearbeitet und eine klare Botschaft gesendet: Der Vorhang fiel am Ende mit dem laut gebrüllten Schlusssatz, der ein Fazit ist: Andere sind anders. Und in den rauschenden Applaus der Zuschauer mischt sich ein konkreter Wunsch: Dass der eigentlich als einmaliges Projekt angelegte Theaterworkshop eine Fortführung finden möge. Sollten sich also Ehrenamtliche finden, die mit den Kindern weiter arbeiten möchten, können sie sich an Ines Lobenstein oder die Stadt Wolfratshausen wenden.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: