Lebendige Tradition:Heiliger Familienbrauch

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Ein Hirtenspiel gehört seit jeher zum "Waldramer Adventsingen". (Foto: Lilli Brustmann/oh)

Beim "Waldramer Adventsingen" wirken Großeltern, Mütter, Väter und Kinder zusammen. Es geht um einen alten Schatz und aktuelle Fragen.

Von Stephanie Schwaderer, Wolfratshausen

Elf Hirten und Hirtinnen bereiten sich seit Wochen in Waldram auf ihren Auftritt am dritten Adventswochenende vor. Der jüngste ist vier, die älteste 14. Was sich schon jetzt über das 61. "Waldramer Adventsingen" sagen lässt: Die Kirche wird voll sein, und einige Leute werden womöglich wieder stehen, um dabei sein zu können bei diesem besonderen Brauch, der allem Kitsch und Kommerz der Vorweihnachtszeit trotzt.

Drei Familien und befreundete Musikanten halten die Tradition seit Jahrzehnten lebendig: die Familien Brustmann und Mayrhofer aus Waldram und die Familie Korntheuer aus Bolzwang. Das Programm werde seit jeher "aus den eigenen Reihen geformt und gefüllt", sagt Sissy Mayrhofer, die auch heuer mit eigenen Texten durch die Stunde führen wird. "Da müssen keine berühmten Gruppen eingekauft werden, um den weihnachtlichen Lied- und Musikschatz zum Klingen zu bringen."

Fester Bestandteil des "Waldramer Adventsingens" ist ein Hirtenspiel. Mittlerweile beteiligen sich Kinder in der dritten Generation mitsamt Freunden daran. "Alle sind mit Spaß dabei", sagt Lilli Brustmann. Sie hat zusammen mit ihrem Mann Tobias seit einigen Jahren die Organisation des "Adventsingens" übernommen. Tobias Brustmann ist Mitglied der Waldramer Sänger und der Waldramer Tanzlmusi. Lillis Schwiegervater, Herbert Brustmann, führt beim Hirtenspiel Regie.

Am Enkelnachmittag wird gleich geprobt

"Am Donnerstag ist bei ihm immer Enkelnachmittag, da wird dann gleich eine Probe eingebunden", erzählt Lilli Brustmann, die auch als Harfenistin am Programm mitwirkt. Die größte Herausforderung bestehe darin, alle Kinder zu einem Termin zusammenzubekommen. An den Wochenenden gebe es Einzelproben. "Aber drei Gesamtproben sollten es schon sein, damit jeder weiß, wo und wann er losgehen muss, und die Übergänge stimmen." Ein Weihnachten ohne "Adventsingen" sei schwer vorstellbar. "Dieses Wochenende ist jedes Jahr bei allen gebucht, sonst würde es nicht funktionieren."

Dass der Waldramer Tradition kein Staub anhaftet, liegt nicht zuletzt an den Texten, die Sissy Mayrhofer schreibt. Sie versteht sich darauf, immer wieder aufs Neue einen Bogen von der alten biblischen Geschichte ins Hier und Jetzt zu spannen. Dieses Jahr habe sie das Thema Engel ausgewählt, verrät Lilli Brustmann. Es gehe unter anderem um den Engel, der Maria und Josef auf ihrer Flucht begleitet habe. "Das ist ein ganz aktuelles Thema", sagt sie. "Wann brauchen wir einen Engel?"

Samstag, 16. Dezember, 19 Uhr, Pfarrkirche Sankt Michael, Degerndorf; Sonntag, 17. Dezember, 17 Uhr, Pfarrkirche Sankt Josef der Arbeiter, Waldram; Eintritt frei, Spenden gehen an die "Initiative krebskranke Kinder München e.V."

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