Wirtschaft:High-Tech im Grünen

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Starnberg will Gewerbegebiet bei Schorn erweitern

Von Michael Berzl, Starnberg

Die SPD hat Bedenken, die Grünen sind ganz dagegen, aber die überwiegende Mehrheit im Umweltausschuss des Starnberger Kreistags will der Stadt Starnberg die Ausweisung eines 47 Hektar großen Gewerbegebiets an der Garmischer Autobahn bei Schorn ermöglichen. Mit 9:4 Stimmen hat der Ausschuss daher beschlossen, ein Verfahren einzuleiten, das zum Ziel hat, einen Großteil der Fläche zwischen Autobahnmeisterei und Briefzentrum, die bisher vor allem landwirtschaftlich genutzt wird, aus dem Landschaftsschutz herauszunehmen. Vorausgegangen war eine Ortsbesichtigung mit Kreisräten und Vertretern des Landratsamtes, die Gegner nutzten, um ihren Protest zu formulieren.

Die Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets bei Schorn ist schon seit Jahrzehnten Thema. Seit acht Jahren sei die Stadt mit konkreteren Planungen befasst, berichtete FW-Kreisrat Jürgen Busse in seiner Funktion als Berater der eigens gegründeten Firma "Asto Campus Starnberg GmbH & Grundstücks KG", die den Grund mittlerweile gekauft hat. Mit Gebäuden und Straßen werden nach seinen Angaben insgesamt 27 Hektar überbaut. Laut Bebauungsplanentwurf ist das Gelände etwa eineinhalb Kilometer lang und einen halben Kilometer breit. In einem sogenannten Versorgungszentrum sind Läden und Gastronomie, Kinderbetreuung und ein Boarding-House geplant.

Busse wies in der Sitzung auch auf die umfangreichen Unterlagen und Untersuchungen hin, die bereits vorlägen oder noch in Arbeit seien: darunter ein 70-seitiger Umweltbericht, Klimaschutz-, Boden- und Verkehrsgutachten sowie ein CO2-Minimierungskonzept und eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung. Er ist überzeugt, dass es "ein beispielhaftes Gewerbegebiet für Bayern" sein wird. Mittelständische High-Tech-Unternehmen sollen dort nach den Vorstellungen der Stadt angesiedelt werden, Arbeitsplätze im vierstelligen Bereich könnten geschaffen werden.

Die Fläche, die aus dem Landschaftsschutz herausgenommen werden soll und sich zum Teil in einer Senke befindet, beträgt 37 Hektar, zehn Hektar sollen geschützt bleiben. Zum Vergleich: Das Gewerbegebiet Gilching Süd ist nach den Worten von Asto-Anwalt Busse 32 Hektar groß. Die Kraillinger Innovationsmeile (KIM) umfasst nach den Worten der ehemaligen Bürgermeisterin und CSU-Kreisrätin Christine Borst 16 Hektar.

Zu den Plänen in Schorn sagte Landrat Karl Roth (CSU) im Ausschuss, das seien Ausmaße, "die wir nicht jeden Tag auf dem Tisch haben". Allein darum werde in dem Fall besonders sorgfältig geprüft. "Wir wollen das Verfahren rechtssicher einleiten", betonte er. Die Fläche solle dann nicht in einem Stück bebaut, sondern über zehn Jahre hinweg entwickelt werden.

"Es ist ein Projekt, das für die ganze Region Bedeutung hat", sagte Starnbergs Bürgermeisterin Eva John. Nach ihrer Überzeugung werden der ganz Landkreis und die Region davon profitieren. "Starnberg braucht das Gewerbegebiet", betonte Altbürgermeister und FW-Kreisrat Ferdinand Pfaffinger. Es sei "lebensnotwendig". Sieben Alternativstandorte seien geprüft worden, die aber nicht verwirklicht werden könnten. Das bestehende Gewerbegebiet sei entwickelt worden, als die Stadt noch 10 000 Einwohner hatte.

Grünen-Kreisrat Anton Maier warnte vor der Abstimmung: "Wir reißen ein Loch in die Landschaft. Wir richten großen Schaden an." Vor allem befürchtet er zusätzliche Verkehrsprobleme; die Lebensqualität im Landkreis werde sinken. Julia Ney (SPD) findet: "Das ist einfach zu groß. Wir sollten es halbieren".

Der Ausschuss hat am Dienstag auch beschlossen, dass eine etwa zwei Hektar große Fläche am Rand von Gauting aus dem Landschaftsschutz heraus genommen wird. Auf einem Grundstück zwischen Ammerseestraße und Pentenrieder Straße soll die Polizei eine neue Inspektion bekommen; außerdem soll ein kleines Gewerbegebiet für Firmen aus dem Ort entstehen. Auf einem Teil der Fläche steht bisher eine Flüchtlingsunterkunft.

Auch der nächste Antrag auf eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutz dürfte aus Gauting kommen. Im Unterbrunner Holz will die Gemeinde ein großes Gewerbegebiet mit knapp 60 Hektar ausweisen. Dafür müsste auch Bannwald geopfert werden.

© SZ vom 13.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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