Die Suche nach möglichen Standorten für Windkraft im Landkreis erweist sich offenbar als sehr aufwendig. Im Oberland sei es schwieriger als in vielen anderen Regionen, geeignete Plätze zu finden, sagt Guido Kamp, Geschäftsführer des Regionalen Planungsverband Oberland, der von Landkreis und Gemeinden mit der Suche beauftragt worden ist. Der Planungsverband arbeite mit Hochdruck, sagt Kamp. Trotzdem wird der Verband statt des für Ende Oktober erwarteten Konzeptes Kreis und Gemeinden lediglich Grundlagen vorlegen.
Ob sich Möglichkeiten für Windkrafträder im Landkreis abzeichnen, sagt Kamp nicht. Fest steht: Sind die Vorrangflächen erst mal eruiert, sind die Gemeinden gebunden. Das Konzept des Regionalen Planungsverbandes ist verbindlich. Kommunen können diese Gebiete dann nicht mehr überplanen, nicht als Bauland oder für eine andere Nutzung ausweisen, die den Windrädern im Wege stehen könnte.
Dass ein Rotorenpark gegen den erbitterten Widerstand einer Gemeinde errichtet werden könnte, bezeichnet Guido Kamp als "eher theoretisch". Schließlich werde der Verband ja von den Gemeinden und dem Landkreis getragen und sei um Konsens bemüht. Doch es könne passieren, dass eine Gemeinde allein gegen den Landkreis und die anderen Gemeinden stehe.
Landkreis und Gemeinden haben - anders als beispielsweise der Kreis Starnberg, der auf einen gemeindeübergreifenden Flächennutzungsplan zu Windrädern setzt - die Steuerung des Windenergiekonzeptes in die Hand des Regionalen Planungsverbandes gegeben. Sie stimmen sich darüberhinaus mit den Kreisen Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau ab. Wegen der zentralisierten Steuerung werde der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wohl nicht unbedingt mit höherem Tempo Windanlagen aufstellen, vermutet Kamp. "Aber der Aufwand wird im Ergebnis geringer sein, als wenn jede Gemeinde selbst aktiv wird."
Viele Flächen zur Energiegewinnung aus Wind im großen Stil werden voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen. Landrat Josef Niedermaier sagte kürzlich angesichts der vielen Ausschlussflächen: "Dann bleibt nicht mehr viel übrig". Der Landkreis ist mit Naturschutzgebieten, FFH-Flächen und Biotopen übersät, Bodendenkmäler und Siedlungen sind zu berücksichtigen.
Hinzu kommt die Nachttiefflugzone der Bundeswehr, die einschließlich ihrer Schutzzone als mehr als 18 Kilometer breites Band den Landkreis von West nach Ost überzieht. Gerade wegen etwaiger Änderungen der Flugzone sei der Abstimmungsprozess heikel, sagt Guido Kamp. Schließlich gibt es in Deutschland nicht viele Möglichkeiten für Tiefflugübungen an Bergrändern.
Dass der Planungsverband Oberland mit der Standortbestimmung beauftragt wurde, hat Landrat Niedermaier vor allem mit den Vorarbeiten begründet. Anders als bei den Nachbarn gibt es bereits einen Regionalplan zur Windkraft. Danach werden größere Anlagen im Süden des Landkreises - konkret südlich der B472 - in der "Erholungslandschaft Alpen" ausgeschlossen. Außerdem dürfen sie nicht auf "landschaftsprägenden Höhenrücken" aufgestellt werden - was das ist, wird im Einzelfall bewertet.
Auch derzeit erarbeitet der Planungsverband einen Negativplan. Im Anschluss werden die Vorrangflächen bestimmt, Gebiete, die eindeutig geeignet sind und die die Gemeinden dann nicht mehr überplanen dürfen.
Als Vorbehaltsflächen gelten Gebiete, auf die ein besonderes Auge geworden werden muss. Sie binden die Gemeinden ebenfalls. Sollten sie andere Pläne haben, müssen sie gute Gründe vorweisen. Es soll auch weiterhin Flächen geben, die weder als Ausschluss- noch als Vorbehaltsgebiete gelten und über die im Einzelfall entschieden wird. Laut Kamp zählt beispielsweise landschaftlich sensibles Gebiet dazu, welches nicht geschützt ist.
Wann die Detailplanung abgeschlossen wird, steht noch nicht fest. Guido Kamp rechnet "im Laufe des nächsten Jahres" mit einer neuen Rechtslage.