Wegen der Stahlkonstruktion:Surfwelle wird deutlich teurer

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Das Wolfratshauser Projekt steht auf der Kippe, weil die Kosten für den Bau von 410 000 auf 673 000 Euro gestiegen sind. Die Stadträte müssen jetzt entscheiden, ob sie die Welle dennoch realisieren wollen oder nicht.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die geplante künstliche Surfwelle in Wolfratshausen hat viele Hürden genommen, seit die Initiatoren Stefanie und Marcus Kastner das Projekt 2013 erstmals im Stadtrat vorgestellt haben: die Zusage für EU-Fördermittel, nachdem der Betreiberverein die nötigen Spender für Eigenmittel akquiriert hatte, die Einigung mit dem Kraftwerksbetreiber und im Mai den Stadtratsbeschluss zum Bau der stehenden Welle am Kanal. Nun aber steht das Pilotprojekt auf der Kippe.

Die Konstruktion wird noch einmal deutlich teurer als ursprünglich geplant. Laut der Kostenberechnung, die der Wasserbauingenieur Roland Hoepfner am Dienstag im Stadtrat erläuterte, wird der Bau inklusive Gutachten insgesamt zirka 673 000 Euro kosten. Zuletzt war man von etwa 410 000 Euro ausgegangen.

Die Stadträte, die sich alle überrascht und schockiert von der Entwicklung zeigten, müssen sich nun überlegen, ob sie die Welle in Wolfratshausen realisieren oder das Projekt nach jahrelanger mühevoller Arbeit des Vereins "Surfing Wolfratshausen", der Planer und der Verwaltung begraben wollen. Im Februar soll der Stadtrat dazu einen Beschluss fassen.

Hoepfner hatte bereits vor vier Jahren mit dem Professor der Uni Innsbruck, Markus Aufleger, eine Machbarkeitsstudie für das Wasserbauwerk erstellt. Die damals geschätzten Gesamtkosten von 320 000 Euro liegen jedoch weit unter denen der Kostenberechnung vom Oktober dieses Jahres. Der Ingenieur führte das maßgeblich auf die Stahlkonstruktion zurück, die nötig ist, um im Weidacher Kraftwerkskanal eine stehende Welle zu erzeugen. Seit November gebe es konkrete Angebote, die die zunächst genannten Kosten von 147 000 Euro für den Stahlwasserbau weit überschritten. "Plötzlich kommen ganz andere Preise raus, zum Teil jenseits der 400 000 Euro", sagte er. "Wir waren selber erschrocken und schockiert." Man habe jedoch ein "brauchbares Angebot" für etwa 225 000 Euro bekommen.

Um im Kanal mit seinen wechselnden Wasserständen eine surfbare Welle zu erzeugen, muss die Stahlrampe laut Hoepfner verstellbar sein, um auf die unterschiedlichen Gegebenheiten zu reagieren. Zudem gebe es die Auflage, dass sie vollständig versenkbar sein müsse, was die Kosten für die Baugrube um knapp 50 000 Euro erhöhe. Damit aber vermeide man den Wasserverlust fürs Kraftwerk und Entschädigungen an den Betreiber. Günstigere Modelle wie das der Firma "Wavemaker", das an der Floßlände in Thalkirchen eingesetzt wird, seien "leider für Wolfratshausen völlig ungeeignet", weil das Wasser in Weidach keine konstante Fließgeschwindigkeit habe. Die von ihm entwickelte Konstruktion habe er an der Innsbrucker Uni im physikalischen Modellversuch getestet, sagte Hoepfner. Mit Erfolg: "Wir wollen eine Welle für Wolfratshausen bauen, die hundertprozentig funktioniert."

Die städtische Tourismusmanagerin Gisela Gleißl, die das Projekt betreut, erörterte Möglichkeiten, die Mehrkosten für die Stadt zu reduzieren. So habe die Kreisgruppe für das EU-Förderprogramm "Leader", das die Welle mit 31 von 33 möglichen Punkten bewertet hat und bislang mit 160 000 Euro fördert, vorbehaltlich einer Zustimmung weitere Mittel in Aussicht gestellt - weil "ein anderes großes Projekt im Landkreis zurückgezogen hat". Der normalerweise auf 200 000 Euro gedeckelte Leader-Zuschuss könne für die Wolfratshauser Surfwelle eventuell überschritten werden. Denkbar sei auch, dass sich für das "innovative Pilotprojekt" noch eine renommierte Firma finde, die bereit sei, einen Teil der Kosten auf Spendenbasis zu übernehmen. Die Stadträte reagierten ernüchtert. Die Kostensteigerung sei eine "saubere Überraschung, die erst einmal verdaut werden muss", sagte CSU-Sprecher Günther Eibl. Um im Februar eine Entscheidung "im Sinne der Surfwelle" zu treffen, brauche man "zeitnah belastbare Unterlagen": eine Baukostenaufstellung mit Angabe der Preisgültigkeit sowie alle unterschriftsreifen Verträge.

"Verlässliche Zahlen" forderten auch die anderen Fraktionen. Hans Schmidt (Grüne) wollte zudem eine schriftliche Erklärung der Firma "Wavemaker", "dass es anders nicht geht". Die Kostensteigerung sei "ein ganz wunder Punkt", sagte Manfred Menke (SPD). Er frage sich, "ob so etwas nicht früher auf den Tisch hätte kommen sollen". Die Stadträte bedankten sich jedoch ausdrücklich bei Gleißl und Hoepfner für den Vortrag in der letzten Stadtratssitzung des Jahres, der ihnen die nötige Zeit gebe, eine Entscheidung zu treffen.

Konsterniert zeigte sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). "Ich war extrem erschrocken und in meiner Euphorie gebremst", sagte er über die Nachricht der neuerlichen deutlichen Kostensteigerung. Die Stadträte bat er, das Engagement und die viele ehrenamtlichen Stunden des Vereins und die zahlreichen privaten Spender in ihre Überlegungen einfließen zu lassen. "Denken Sie darüber nach und treffen Sie eine gute Entscheidung", sagte er.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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