So wächst die Stadt:Geretsried 2030

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Die Stadt Geretsried hat eine Bevölkerungsprognose in Auftrag gegeben. Um wachsen zu können, sucht sie freie Flächen - wie die Böhmwiese. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Einwohnerzahl übertrifft heuer erstmals die Marke von 24 000. Nach Jahren der Stagnation steigt die Zahl der Zuzüge sprunghaft auf mehr als 500. Das Rathaus gibt eine Bevölkerungsprognose in Auftrag.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Still und heimlich hat Geretsried im vergangenen Jahr die 24 000-Einwohner-Marke geknackt, und das nach einer mehr als zehn Jahre dauernden Stagnation. Doch auch sonst gestaltet sich die Entwicklung der Bevölkerung dynamisch, die Sterberate ist hoch, die Geburtenrate niedrig, weil es aber deutlich mehr Zuzüge gibt als Abwanderungen und Todesfälle, steigt die Einwohnerzahl trotzdem.

Demografische Fakten wie diese hat Christian Rindsfüßer, Gesellschafter der SAGS, dem Geretsrieder Stadtrat am Dienstag aufgeschlüsselt. SAGS steht für Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik, das in Zusammenarbeit mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München einen Demografiebericht samt einer Bevölkerungsprognose erarbeiten wird. Diesen Bericht will der Stadtrat seinem neuen Flächennutzungsplan zugrunde legen. Der Demografiebericht soll bis Mitte 2016 fertig sein und den Zeitraum bis ungefähr zum Jahr 2030 umfassen.

In drei Jahren wuchs die Stadt um 1000 Menschen

Die größte Entwicklung legte Geretsried in den Jahren von 1950 bis 1987 hin, denn in dieser Zeit versechsfachte sich die Einwohnerzahl von 3236 auf 20 722. Von da an kamen bis ins Jahr 2000 nur knapp 2300 Einwohner hinzu, seither tat sich wenig, erst von 2011 bis 2014 wuchs Geretsrieder wieder um knapp 1000 Menschen. Die Stadt entwickelte sich seit der Jahrtausendwende im Schnitt deutlich weniger als der Landkreis.

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Die Stadt sucht nach freien Flächen - auch, weil viele Flüchtlinge laut Bürgermeister Michael Müller auf Dauer bleiben werden. Im Gespräch sind 1000 Wohnungen.

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Hinzu kommt, dass weniger Kinder geboren werden als Menschen sterben: Zwischen den Jahren 2009 und 2014 gab es jährlich im Schnitt 177 Neugeborene, während jedes Jahr rund 250 Menschen aus dem Leben geschieden sind. Zwischen 2012 und 2014 erreichte die Sterberate mit 262 Toten obendrein einen Höchststand.

Mehr Todesfälle als Geburten - und trotzdem Wachstum

Nicht weiter verwunderlich, sagte Rindsfüßer: Es gebe in Geretsried bereits seit 25 Jahren mehr Todesfälle als Geburten, weil die Gründungsgeneration nach und nach stürbe. 11,3 Prozent der Geretsrieder ist älter als 75 Jahre - landkreisweit liegt der Schnitt bei 10,3 Prozent.

Bewegung bringen auch die vielen Zuzüge in die Stadt. Dass sich gerade bei diesem Punkt eine Prognose schwierig gestaltet, zeigt ein Blick auf die Tabelle: 2009 gab es netto - also nach Abzug der Abwanderungen - nur 16 Zuzüge; im Jahr drauf waren es 73; und im Jahr 2014 bereits 546. Die neuen Einwohner kämen hauptsächlich aus dem europäischen Osten, wie Rumänien und Polen, sagte Rindsfüßer.

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Rathaus gibt Bevölkerungsprognose in Auftrag

Der fertige Demografiebericht soll eine Bevölkerungsprognose sein und den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder und Senioren analysieren. Die SAGS will Einrichtungen direkt befragen, Eltern von Kleinstkindern sollen nach Weihnachten einen Brief nach Hause bekommen. Unkalkulierbar ist, wie sich die Anzahl der Flüchtlinge entwickeln wird. Nach Geretsried kommen vor allem Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan, deren Anerkennungsquote wegen der Lage in ihrer Heimat hoch ist. Wie viele der Anerkannten in Geretsried bleiben, ist schwer zu sagen.

Fraglich ist auch, wie sich die S-Bahn-Verlängerung auf die Entwicklung auswirken wird. Ordnung in das Durcheinander der Möglichkeiten will die SAGS mit einer Übersicht verschiedener Szenarien bringen. Im Sommer 2016 erfährt der Stadtrat mehr.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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