Vor der konstituierenden Sitzung in Geretsried:"Zwei Frauen sind eher unwahrscheinlich"

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In Geretsried scheint die Wiederwahl von Hans Hopfner (SPD) zum Vize-Bürgermeister sicher. Die Chancen von Sonja Frank und Martina Raschke sind offen

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Erste Geretsrieder Bürgermeister ist sicher weiter im Amt, beim Zweiten zeichnet sich eine Wiederwahl ab: Michael Müller (CSU) ist auch nach der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats der erste Mann der Stadt; die Bürgerschaft hat ihn gewählt. Hans Hopfner (SPD) war in den vergangenen sechs Jahren Zweiter Bürgermeister und soll es nach dem Willen seiner von sechs auf vier Sitze geschrumpften SPD auch bleiben. Nach den ersten Sondierungsgesprächen ist SPD-Sprecher Wolfgang Werner sich der neuerlichen Unterstützung durch die CSU ziemlich sicher. Die Entschlossenheit, Hopfner wiederzuwählen, hatte CSU-Sprecher Ewald Kailberth bereits zwei Tage nach der Kommunalwahl vom 15. März im SZ-Gespräch signalisiert. Nun gibt er sich allerdings verschwiegen. Er bestätigt lediglich, dass er und Gerhard Meinl Gespräche "mit sehr vielen" geführt hätten.

Auch die CSU hat bei dieser Wahl verloren, sie musste einen von bisher 13 Sitzen abgeben. Gemeinsam haben CSU plus Bürgermeister Müller und SPD dennoch im neuen 30-köpfigen Stadtrat eine sichere Mehrheit von 17 Stimmen. Nun beanspruchen aber auch die Grünen eine Repräsentanz in der Stadtspitze. Die Partei, die mit Martina Raschke als Bürgermeisterkandidatin angetreten war, hat um zwei auf fünf Sitze zugenommen. Und Raschke reklamiert das Amt einer Vize-Bürgermeisterin für sich: "Ich werde kandidieren", sagt sie, "auf beiden Positionen." Das heißt, zunächst als Zweite Bürgermeisterin und, sollte sie unterliegen, dann auch als Dritte.

Hans Hopfner bewirbt sich für die SPD wieder als Zweiter Bürgermeister. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gespräche mit Freien Wählern (FW), SPD, dem FDP-Stadtrat Larry Terwey, der sich der FW-Fraktion anschließt, und Geretsrieder Liste hätten sie selbst und Detlef Ringer geführt, erklärt Raschke. Das Ergebnis aus ihrer Sicht: "Jeder hat andere Interessen." Daher werden die Grünen ihre Kandidatur "im Alleingang machen". Mit der CSU hätten die Grünen nicht gesprochen, da sie wenig Berührungspunkte sähen. Auch sei die Partei nicht auf sie zugekommen. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass die CSU das überhaupt in Erwägung zieht", sagt Raschke.

Die Freien Wähler wiederum haben sich sowohl mit der CSU als auch mit den Grünen getroffen, wie ihr Sprecher Dominik Irmer berichtet. Sie suchen eine Mehrheit zur Wahl von Sonja Frank als Bürgermeister-Stellvertreterin. Vor sechs Jahren war Frank von einer Koalition aus CSU und SPD ausgebootet worden. Jetzt sagt Irmer: "Wir wollen unsere Kandidatin durchbringen." In den Gesprächen mit anderen Fraktionen gehe es aber immer um ein "Gesamtpaket", es seien ja auch Referentenposten zu besetzen. Die Frage, warum die Freien Wähler nicht mit der SPD verhandelten, beantwortet Irmer offen: "Wir haben als erstes mit denen das Gespräch gesucht, wo wir der Meinung sind, dass wir Mehrheiten finden können."

Martina Raschke ist die Kandidatin der Grünen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf eine solche Suche brauchte sich die neu in den Stadtrat gewählte Geretsrieder Liste gar nicht erst zu begeben. Zumindest nicht für die Bürgermeister-Stellvertretung. Denn hierzu sagt Sprecher Volker Reeh ganz klar: "Wir finden es gut, wenn sich eine Frau zur Wahl stellt. Eine Frau als stellvertretende Bürgermeisterin würde Geretsried gut tun. Und wir haben keine Frau." Für die "Liste" sitzen künftig Reeh, Patrik Kohlert und Elmar Immertreu im Stadtrat. Reeh sagt, in den Gesprächen mit den Freien Wählern und den Grünen habe seine Gruppierung aber den Wunsch geäußert, dass man sich auf eine der beiden einigt. "Dass zwei Frauen gewählt werden, ist eher unwahrscheinlich."

Abgesehen von informellen Treffen sind die Sprecher der Stadtratsfraktionen bereits zu einer ersten förmlichen Sitzung zusammengekommen. Am Montagabend hat, wie Reeh berichtet, im Rathaus die erste Vorberatung der künftigen Geschäftsordnung des Stadtrats stattgefunden. Diese wurde von der Geschäftsleitung des Rathauses, Ute Raach und Helge Balbiani, geleitet. Nach Reehs Eindruck waren die Verhandlungen "sehr harmonisch" und von Raach und Balbiani bestens vorbereitet. So werde der Stadtrat künftig mehr als bisher auf Öffentlichkeit und Transparenz für die Bevölkerung setzen.

Außerdem sei über ein neues Verfahren für die geheimen Wahlen der Bürgermeister-Stellvertreter gesprochen worden. Bisher war per - womöglich identifizierbarer - Handschrift ein Name auf dem Stimmzettel zu notieren. Nun wolle man mit Zetteln arbeiten, auf denen alle Stadträtinnen und Stadträte stehen, so dass Anstreichen genügte.

Sonja Frank nimmt den zweiten Anlauf zum Vizeposten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Stadtrat Geretsried, konstituierende Sitzung: Dienstag, 5. Mai, 17 Uhr, Saal der Ratsstuben

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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