TuS Geretsried:Der Exodus der Hallensportler

Lesezeit: 2 min

Einige Hallensportler des TuS Geretsried denken offenbar über einen Wechsel nach Wolfratshausen nach. Hintergrund? Pläne der Stadt.

Matthias Köpf

Seit dem Frühjahr 2009 bilden die Handballer des TuS Geretsried mit denen des TSV Wolfratshausen die Handball-Spielgemeinschaft Isar-Loisach. Wenn es nach den Befürchtungen des Geretsrieder TuS-Vorsitzenden Stephan Heinle geht, dann könnte sich diese sportlich durchaus erfolgreiche Spielgemeinschaft jedoch schon bald wieder erledigt haben, und zwar auf eine ganz unerwartete Weise: Die Handball-Abteilung des TuS erwäge ernsthaft, den Verein zu verlassen und stattdessen geschlossen dem TSV Wolfratshausen beizutreten, sagt Heinle. Schuld daran seien die Hallengebühren, welche die Stadt ab 2011 von allen Vereinen verlangen will.

Einige Hallensportarten des TuS Geretsried denken offenbar über einen Wechsel in andere Vereien nach - auch die Handball Bezirksoberliga der Frauen. (Foto: Manfred Neubauer)

Laut Heinle zieht es neben den Handballern vor allem auch die Badminton- und die Tischtennisspieler des TuS in die Nachbarstadt, die Basketballer und die Volleyball machten sich zumindest entsprechende Gedanken. Denn die Nutzungsgebühren für die städtischen Sporthallen treffen genau die Hallensportarten, weil der TuS die erwarteten Zusatzkosten von 45000 Euro intern nach dem Verursacherprinzip verteilen will. Demnach bleiben zum Beispiel die Schachspieler, die sich im eigenen Vereinsheim treffen, ganz von den Gebührenerhöhungen verschont. Die 300 Mitglieder der Fußballabteilung müssen zusammen nur die 2500 Euro aufbringen, welche die Stadt dem TuS für die Pflege des Isaraustadions abverlangen will.

Die Handballabteilung des TuS aber ist auf die bald gebührenpflichtigen Sporthallen angewiesen. Sie war bis zur Fusion ebenso im Niedergang begriffen wie die des TSV Wolfratshausen. Zusammen stellen beide Vereine inzwischen aber rund 150 HSG-Handballer in vier Erwachsenen- und sechs Nachwuchsmannschaften. Nicht ganz die Hälfte der gemeinsamen Trainingseinheiten finden in Geretsrieder Hallen statt, was die Abteilung laut Heinle momentan nichts koste, ab nächstem Jahr aber mit 10.000 Euro zu Buche schlagen werde, was ungefähr der jetzigen Höhe des gesamten Abteilungsbudgets entspreche. "Wie die auf einmal das Doppelte einnehmen sollen, weiß ich auch nicht", sagt Heinle.

Die TuS-Handballer ziehe es deswegen sehr in die Nachbarstadt, wo sich für sie überhaupt nichts ändere, außer dass der Jahresbeitrag um bis zu 60 Euro geringer ausfalle. "Das wäre dann aber der Tod einer langen Handball-Tradition in Geretsried", sagt Heinle, stets mit einem Seitenblick auf die Stadt. Während die TuS-Volleyballer seit einem Jahr zumindest teilweise in einer ähnlichen Struktur mit den Wolfratshauser und den Münsinger Volleyballern als VSG Isar-Loisach aufschlagen und sich mit einem Vereinswechsel ähnlich leichtes Spiel hätten wie die Handballer, müssten sich die Basketballer wohl sogar an ihren alten Liga-Rivalen DJK Waldram wenden, um in der Nachbarstadt weiterzumachen.

Die Badmintonspieler des TuS träfen in Wolfratshausen nur beim BCF auf ein paar versprengte Kollegen. Dafür könnten die Tischtennisspieler, die künftig die Gebühren für mindestens acht Hallenstunden pro Woche auf nur 40 Köpfe und Beiträge verteilten müssten, zwischen BCF und TSV wählen.

Ob ein solcher Vereinswechsel in die Nachbarstadt allerdings wirklich eine realistische Option oder eher eine Drohkulisse in der Gebührendiskussion ist, fragt sich nicht nur Bürgermeisterin Cornelia Irmer, die die Gebühren als "unbedingt notwendig" bezeichnet. Auch ihr Wolfratshauser Kollege Helmut Forster sagt, er habe von solchen Absichten bisher nichts gehört - "und unsere Hallen sind sowieso schon sehr gut ausgelastet."

© SZ vom 05.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: