Trinkwasser in Icking:Überflutung als Glücksfall

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Icking will nachweisen, dass die Isar die Qualität des örtlichen Trinkwasser nicht trübt. Das Gesundheitsamt ist skeptisch.

Konstantin Kaip

Dass die Isar Anfang Juni Hochwasser hatte, konnten die Ickinger riechen: am Chlor, das die Gemeinde fünf Tage lang vorsorglich in das Trinkwasser gemischt hatte, weil das Brunnenareal südlich des Ickinger Wehrs von der Isar überschwemmt worden war. Die Schutzchlorung wurde auf Empfehlung des Landratsamts angeordnet, weil das Ickinger Trinkwasser nach wie vor als problematisch gilt. Seit nunmehr zehn Jahren fördert die Gemeinde in ihren zwei Brunnen Wasser zwar mit Duldung der Behörden, aber ohne wasserrechtliche Genehmigung.

Wasserwart Stephan Burlein testet in Icking die Wasserqualität. Zweimal in der Woche lässt die Gemeinde derzeit das Wasser auf coliforme Keime und andere Bakterien untersuchen. Die Werte sind laut Rathaus bisher stets völlig unauffällig gewesen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Hochwasser könnte nun ein Glücksfall für die Gemeinde sein. Dieser Ansicht ist zumindest Lorenz Hohenadl, der im technischen Bauamt für die Brunnen zuständig ist. Denn nun könne die Kommune vielleicht endlich den Nachweis erbringen, dass das Ickinger Wasser unbedenklich ist - auch, wenn die Isar über die Ufer tritt.

Dass das Wasser frei von gesundheitsgefährdenden Keimen sei, bestätige das mit der Prüfung beauftragte Echinger Labor seit Jahren, sagt Hohenadl. Auch die regelmäßig genommenen Trübungswerte betrügen gerade einmal ein Zehntel des Grenzwertes, seit die Gemeinde die Leistung der Pumpen gedrosselt habe. Derzeit lasse man das Wasser zweimal wöchentlich auf coliforme Keime und andere Bakterien testen. Die Werte, die das Labor messe, seien stets "Null" - auch bei Proben, die vor der kürzlich modernisierten UV-Anlage entnommen worden seien.

Die Auswertung der Messreihe bei Hochwasser dauere zwar noch an, berichtet Hohenadl. Sie soll jedoch bis Ende Juni abgeschlossen sein. Dann müsse die Gemeinde mit dem Labor die nächsten Schritte absprechen. Er gehe aber davon aus, dass Icking die wasserrechtliche Genehmigung im Herbst erneut beantragen könne.

Im Landratsamt sieht man das anders. "Trotz aller Untersuchungen und guten Ergebnisse bleibt ein ungutes Gefühl", sagt der Leiter des Gesundheitsamts, Franz Hartmann. Denn bei der Frage der Trinkwasserqualität hätten Befunde nun einmal nachrangige Bedeutung. Oberste Priorität habe der "Augenschein". Die Lage der Ickinger Brunnen direkt an der Isar unterhalb eines Hanges sei einfach "denkbar ungünstig": Als "Vorfluter" trage die Isar die Abwässer des gesamten Landkreises mit sich. "Alles, was die Leute ins Klo spülen, kommt an Icking vorbei." Bei Überflutung könne das Flusswasser in die Brunnen gelangen, etwa über Lecks zwischen oberer und unterer Grundwasserschicht.

Die Gemeinde solle die Ergebnisse der Analyse auf den Tisch legen. Dann werde man den Fall gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt abschließend bewerten. Eine Optimallösung mit naturbelassenem Trinkwasser werde es für Icking jedoch nicht geben. Das Wasser müsse aufbereitet werden, glaubt Hartmann. "Aufgrund des ungünstigen Lage kommt man an einer Ultrafiltration nicht vorbei." Über den Einbau solch einer modernen Filteranlage könne man sprechen, sagt Hohenadl. Aber sie müsse auch Sinn ergeben. "Wenn nichts drin ist, kann man auch nichts rausholen." Denn anders als Hartmann ist er überzeugt: "Die Isar tut uns gar nichts".

© SZ vom 18.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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