Tourismus:"Urlaub dahoam" in der Kurstadt

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Die Objektbau Merz GmbH aus Aalen will mit dem Accor-Konzern und der Tristar-Gruppe zwei Häuser der Marken "Mercure" und "Ibis" mit insgesamt 247 Zimmern an der Bockschützstraße bauen. Die Eröffnung soll 2025 sein

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Um die zwei Stadthotels, die das Unternehmen Objektbau Merz GmbH seit drei Jahren an der Bockschützstraße errichten möchte, war es schon vor Beginn der Corona-Pandemie ruhig geworden. Verdächtig still, mochte so mancher geargwöhnt haben. Schließlich verschwanden solche Projekte in Bad Tölz in der vergangenen Dekade stets in der Versenkung. Aber nun nimmt das Vorhaben klare Konturen an: Geschäftsführer Jannis Merz kam am Dienstag mit zwei Partnern in den Tölzer Stadtrat - dem Konzern Accor als Markengeber und der Tristar GmbH als Betreiber. Auf dem Areal neben dem Zentralparkhaus soll ein Vier-Sterne-Hotel der Marke "Mercure" mit 140 Zimmern entstehen, daneben ein Zwei-Sterne-Haus der Marke "Ibis-Budget" mit 102 Zimmern.

Jannis Merz legte ein klares Bekenntnis zum Standort in Bad Tölz ab. Die Stadt "bietet sich für attraktiven Tourismus mehr als an", sagte der Geschäftsführer. Das Areal, auf dem sich das leer stehende Sportstudio Hirsch befindet, liege nahe der Altstadt und der Isar, "im Rücken ein Biotop, das uns vom Wohnbaugebiet trennt". Merz rechnet mit "stabilen Auslastungszahlen" für die beiden Häuser, "da sind wir in Bad Tölz sehr positiv gestimmt". Die zwei Hotels ohne Balkone sollen leicht erhöht auf dem Gelände errichtet werden, davor sind ein Platz und eine Treppenanlage geplant. Der Blick richte sich zur Isar und zu den Bergen, so Merz. Das Vier-Sterne-Haus mit Wellnessbereich, Konferenzraum, Restaurant und Café ist für den gehobenen Bedarf vorgesehen, das Zwei-Sterne-Hotel soll eher standardisiert und preisgünstiger sein.

Die aus Frankreich stammende Hotelkette Accor stellt als Lizenzgeber seine Marken "Mercure" und "Ibis" zur Verfügung. Thiemo Willms räumte ein, dass die Corona-Pandemie die Hotels bluten lasse, allerdings eher jene in den Metropolen, die von Messen und Touristenmassen abhingen. In Tölz habe man "eine stark regionale Wirtschaft, das sehen wir auch in den Hotels", so Willms, der bei Accor für die Geschäftsentwicklung in Zentraleuropa zuständig ist. Das könne man nutzen, etwa für den "Urlaub dahoam". Dies sei ein Trend, der sich über dieses Jahr hinaus verstärken könne. "Die Corona-Krise zeigt uns auch, dass Hotels vielseitiger sein müssen", sagte Willms. Darin seien nicht bloß Wellness oder ein Restaurant möglich, sondern auch Home-Office in den Zimmern. Der Accor-Konzern, der weltweit mehr als 30 000 Mitarbeiter in 110 Ländern beschäftigt, rund 5000 Hotels betreibt, davon alleine 400 in Deutschland, und mehr als 40 Marken in seinem Portfolio hat, will mit den zwei Häusern in Bad Tölz zum einen Tagestouristen anlocken, zum anderen auch Gäste, die aus beruflichen Gründen anreisen. Mit Mercure und Ibis bietet er zwei Marken an, weil man so "ein breiteres Gäste-Segment anlockt", sagte Willms: "Wir sehen da sehr große Synergien." Unter anderem könne man die Mitarbeiter flexibler auf die beiden Betriebe verteilen.

In Bad Tölz soll das Sportstudio Hirsch in der Bockschützstraße den geplanten Hotel-Neubau weichen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Indigo-Hotels in Berlin und Dresden, das Holiday Inn in Hamburg, die Hampton by Hilton am Münchner Flughafen und in Wien: Das sind einige der 28 Hotels, die zurzeit von der 2011 gegründeten Tristar-Hotelgruppe als Franchisenehmer betrieben werden, unter anderem für Marriott, IHG, Hilton und Accor. Die Standorte sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Bei uns steht nicht im Vordergrund, breite Zahlen zu erreichen, sondern unsere Mitarbeiter in den Hotels", sagte Jochen Weishaupt, Chief Development Officer bei der Tristar GmbH. Trotz Corona habe man noch niemanden entlassen. In der Krise hätten gerade die kleineren Standorte "perfekt performed", weil sie nicht von großen Messen abhängig seien. "Deshalb haben wir uns auch für Tölz entschieden."

Die Verträge für das Projekt sind noch nicht unterschrieben. Dies soll bis Juni geschehen. Im dritten Quartal soll heuer das Bebauungsplanverfahren beginnen, mit der Genehmigung rechnet die Objektbau Merz GmbH bis Ende 2022. Die beiden Hotels könnten 2025 eröffnet werden.

Damit würde etwas vollendet, was sich Kurdirektorin Brita Hohenreiter schon seit elf Jahren ersehnt. Nach "einem langen Weg mit vielen Niederlagen" käme man dann "hoffentlich auf die Zielgerade", sagte sie. Noch zu Zeiten der alten Sozialkur hatte Bad Tölz mehr als 4600 Betten, aktuell sind es nur noch gut 2000. "Wir brauchen dringend Betten, wenn wir touristisch von Bedeutung bleiben wollen." Eine Konkurrenz zum Naturhotel, das Investor Johannes Tien auf der Wackersberger Höhe plant, sehen weder die Kurdirektorin noch Bürgermeister Ingo Mehner (CSU).

Im Stadtrat fragte Gabriele Frei (CSU) nach der Gestaltung der zwei Hotels. Die Architektur stehe fest, allerdings plane der Designer jedes Hotel individuell, erwiderte Merz. Es würden Konzepte erarbeitet, die "von Rundgängen durch die Stadt inspiriert werden". Das werde "kein Kitsch, sondern authentische, zeitgenössische Architektur mit lokalem Bezug". Filiz Cetin (SPD) wollte wissen, ob die Hotels für den Raum Tegernsee oder für Tölz gebaut würden. Man wolle Gäste aus dem Umland ansprechen, sagte Merz. Das Zielpublikum seien nicht Leute, die dann zum Tegernsee hinüber fahren.

© SZ vom 25.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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