Das Wasser stand ihnen bis zu den Knöcheln, erinnert sich Jawad H. ( Name von der Redaktion geändert). Es kam vom fürchterlichen Hagel, der kurz zuvor, im August dieses Jahres, über dem Landkreis niedergegangen ist und Dachziegel, Solarmodule und Erntefrüchte zerschlagen hat. Es rann in die Wohnung unter dem Dach und weiter in jene von Jawad und Tamina H. ( Name von der Redaktion geändert). Die beiden waren da gerade in der Türkei, als die Vermieterin anrief: "Sie hat gesagt, wir sollen schnell kommen." Also reisten Jawad und Tamina H. zurück nach Deutschland, und fanden sich im knöcheltiefen Wasser in ihrer Wohnung wieder. Dann ging alles schnell: Gemeinsam mit ihren Kindern trugen sie ihr Hab und Gut in den Keller- oder zumindest jenen Hausrat, den das Wasser noch nicht zerstört hatte.
Die Wohnung ist seitdem unbewohnbar. Bis Dachdecker das Dach erneuert haben, könnte es bis in den Frühling hinein dauern. Tamina und Jawad H. bewohnen seitdem eine kleine Wohnung in einer Pension, vom Balkon aus blickt man auf die Berge. Fünfzig Quadratmeter ist diese Interims-Unterkunft groß: Die vier Kinder teilen sich ein Zimmer, zwei Betten, zwei Matratzen auf dem Boden. Tamina und Jawad H. verbergen ihr Doppelbett hinter einem Vorhang neben der Küche. "Das ist zu klein", sagt Jawad H. Er lächelt traurig. "Die Wohnung war unsere erste." Jawad und Tamina H. sind aus Afghanistan geflohen, einige Jahre verbrachten sie in verschiedenen Asylunterkünften in Deutschland. Mit ihrem ersten Mietvertrag wollten sie sich endlich ein Zuhause aufbauen. Dann kam der Hagel.
Kurz nach dem Unwetter wurde Tamina H. nierenkrank, dazu kam eine Blutvergiftung von der Schienung. Dreimal musste sie insgesamt operiert werden. Jawad H. ging weiter zur Arbeit, kümmerte sich um die Kinder, hielt die Familie über Wasser. Dazwischen bemerkte er zu spät, dass die Sachen im Keller der alten Wohnung zu schimmeln begannen. Die vom Hagel betroffenen Gemeinden hatten zwar eine Notfallhilfe organisiert, für die Familie H. auch einen Antrag gestellt hatte. Aber als der Schimmel im Keller der Familie H. allmählich ihre Habseligkeiten auffraß, war das Fenster für eine weitere Antragstellung schon geschlossen. Eine Hausratsversicherung hat Familie H. nicht.
Jetzt benötigen sie Kleidung und Geschirr, sagt Jawad H. Die Kinder, alle vier im schulpflichtigen Alter, würden sich über einen Laptop freuen. "Sie müssen oft Hausaufgaben am Computer machen", erklärt er. Für sich und Tamina wünscht Jawad H. sich ein neues Doppelbett, denn das alte ist ebenfalls vom Schimmel zerstört worden. Die Spende vom SZ-Adventskalender für gute Werke für Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, würde Familie H. helfen, die verschimmelten Sachen zu ersetzen. Dann müssten sie nicht noch einmal von ganz vorn anfangen.
Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00 ; BIC: SSKMDEMM