SZ-Adventskalender:Der tägliche Lebenskampf

Lesezeit: 2 min

Rosalie B.s Kinder brauchen nach dem Verlust des Vaters Hilfe

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist ihr merklich unangenehm, über ihre aktuelle Lebenssituation zu sprechen, noch dazu mit jemandem, den sie noch nicht kennt. Und jammern, nein, das will Rosalie B. ( Name geändert) schon gleich gar nicht. Sie müsse schließlich stark sein und stark bleiben, vor allem für ihre beiden Kinder, um ihnen Halt und Geborgenheit zu geben. Und nur, weil es ihr als Mutter um das Wohlergehen der beiden geht, willigt sie schließlich ein, zu erzählen.

Die zwei Kinder von Rosalie B. stehen kurz vor dem Teenageralter und haben doch schon so viel mitgemacht. Dass sie nun ihren Vater verloren haben - ohne jede Möglichkeit, sich zu verabschieden - müssen sie erst noch verarbeiten. Plötzlich alleinerziehend, das ist aber auch für Rosalie B. schwer. Obwohl sie zu jenem Zeitpunkt, als ihr Mann mit einem Herzinfarkt zusammenbrach und starb, bereits getrennt waren. Trotzdem waren alle zusammen eine Familie, in gutem Kontakt. Rosalie fühlte sich unterstützt. Und Unterstützung brauchte sie.

Ihr zweiter Sohn war viel zu früh auf die Welt gekommen, die Ärzte mussten in einer Spezialklinik um sein Leben kämpfen. Als er aus dem Gröbsten raus war, brach Rosalie zusammen - die Belastungen waren einfach zuviel. Nach einer Kur ging es bergauf, bis eben die Beziehung der Eheleute nicht mehr funktionieren wollte. Sie trennten sich einvernehmlich und waren weiter für die Kinder da. Finanziell war es da für Rosalie, die berufstätig ist, immer etwas eng. Als sie nach Jahren endlich wieder genug gespart hatte, um zu ihren Eltern zu fahren und die Kinder in den Urlaub mitzunehmen, kam allerdings der Schock: Auf einer Bergtour war der Vater ihrer Kinder zusammengebrochen, und auch die schnell eintreffenden Bergretter konnten nichts mehr für ihn tun.

Seither, so erzählt sie, ist alles schleppend und schwierig geworden - "wie in einem Albtraum". Die Familie will nun enger zusammenrücken, um sich gegenseitig stützen zu können. Ihre Schwiegereltern, die gerne mehr Zeit für die Enkel haben wollen, hatten angeboten, dass Rosalie und die Kinder in ihre Nähe ziehen sollen. Weil das auch eine günstigere Miete für die Familie bedeutet, hat sie sich zu dem Schritt bereits entschlossen. Doch der Umzug hat die letzten Ersparnisse aufgebraucht, die vergangenen Wochen alle Kräfte geraubt zwischen Kistenpacken, Kindertrösten und der Arbeit, der Rosalie nach wie vor Vollzeit nachgeht, um die Kinder durchzubringen. Für die warmen Winterschuhe und Winterkleidung für die Familie reicht es aber nicht mehr. Genauso wenig für Bücher und Hörbücher, die sich die beiden Kinder wünschen. Und dann gibt es auch noch den "großen Brocken", wie ihn Rosalie nennt: Einen Computer, den die Kinder für die Schule brauchen. "Das Jahr über ging es gerade so um, aber jetzt weiß ich nicht weiter, wie es gehen soll", sagt Rosalie. Ein bisschen Hilfe, ein "kleiner Schubser finanzieller Art", wie sie es nennt, wäre, was die Familie jetzt brauchte, um wieder nach vorne blicken zu können.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: