Nach Stadtratsbeschluss:Kritik am Aus für die Surfwelle

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Der Betreiberverein hätte gerne mehr Zeit gehabt, um eine Lösung zu finden, das Projekt in Wolfratshausen doch noch zu realisieren. Die gibt es laut den Wellen-Konstrukteuren durchaus.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Nach dem einstimmigen Stadtratsbeschluss, den Bau der Surfwelle in Wolfratshausen aufgrund erneut gestiegener Kosten nicht weiterzuverfolgen, melden sich die Konstrukteure und die Initiatoren des Projekts zu Wort und machen ihrer Enttäuschung Luft. Sie können nicht nachvollziehen, dass sich der Stadtrat angesichts der neuesten Entwicklung - die Gesamtkosten summieren sich laut aktueller Berechnung auf etwa 1,4 Millionen Euro - sofort einmütig vom fast neun Jahre geplanten Projekt verabschiedet hat, ohne nach anderen Lösungen zu suchen. Denn eine solche gebe es, erklärt Markus Aufleger, Geschäftsführer des Wellenbauers Dreamwave GmbH: Mit einer einfacheren Rampenkonstruktion könne die Surfwelle in dem im Dezember vom Stadtrat genehmigten Kostenrahmen realisiert werden.

"Wir fühlen uns extrem ungerecht behandelt", sagt Aufleger mit Blick auf die Sitzung am Dienstag. Dort hatten Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sowie zahlreiche Vertreter anderer Fraktionen erklärt, angesichts der neuesten Kostensteigerung nach so kurzer Zeit ihr Vertrauen in die Planer von Welle und Wasserbau verloren zu haben. Man habe sich "stets als Partner von Stadt und Verein gesehen", erklärt dazu Aufleger für seine Firma. Die "massiven Kostensteigerungen" bei der Wellenkonstruktion - mehr als 143 000 Euro im Vergleich zum Angebot im Dezember - hätten nichts mit fehlenden Informationen zu tun. Sie seien vielmehr der Tatsache geschuldet, dass die zuvor von Dreamwave vorgeschlagene Option, einen Teil der Finanzierung zu übernehmen, um im Gegenzug Nutzungs- und Werberechte zu erhalten, mit den Auflagen des EU-Förderprogramms Leader nicht vereinbar seien. Man habe dieses Risiko übernehmen wollen, da man vom Standort Wolfratshausen als "idealem Showroom" für die vom Startup entwickelte Modulrampe, die Dreamwave kürzlich erst in Nürnberg realisiert hat, nach wie vor überzeugt sei, sagt Aufleger. Auch von der Stadt sei dieses Angebot bis dato favorisiert worden. Dass die Option aufgrund der Leader-Modalitäten nicht machbar sei, habe er aber erst am 3. Februar, kurz vor der Sitzung, erfahren. Dadurch falle der Konstrukteur in die Rolle eines "normalen Auftragnehmers", die vollen Kosten, die sich auch wegen der langen Planungszeit auf Seiten der Zulieferer enorm erhöht hätten, würden veranschlagt. 584 000 Euro soll die Wellenkosntruktion demnach kosten, etwa 40 Prozent des Gesamtvolumens.

Zweite Option nicht diskutiert

Dreamwave habe jedoch am 7. Februar ein weiteres Angebot gemacht, sagt Aufleger: Statt der in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck entwickelten Modulrampe mit drei beweglichen Stahlplatten, die auf unterschiedliche Abflüsse reagieren und Wellen unterschiedlich formen könne, habe man eine "Single Ramp" vorgeschlagen. Deren Kosten bewegten sich in dem vom Stadtrat im Dezember genehmigten Rahmen. "Mit einer einfacheren Rampe ist es möglich, die Welle in Wolfratshausen ohne Kostensteigerung zu realisieren", so Aufleger. Im Stadtrat wurde diese Option indes nicht diskutiert. Auch Dreamwave hat laut Aufleger keine Antwort von der Stadt erhalten.

Bürgermeister Heilinglechner erklärt dazu auf Anfrage, dass ihm zur "Single Ramp" kein belastbares Angebot vorliege, es sei lediglich ein Vorschlag per E-Mail gekommen, als die Sitzungsunterlagen schon verschickt waren. Den Beschluss zur Welle habe er auf die Tagesordnung gebracht, nachdem ihm der Betreiberverein Surfing Wolfratshausen erklärt habe, dass er die neuerlichen Mehrkosten nicht mehr tragen könne. Diese hätten auf das bis dato errechnete Defizit von mehr als 280 000 Euro aufgeschlagen werden müssen, das der Verein laut Dezemberbeschluss aus dem Betriebsüberschuss an die Stadt zurückzahlen sollte. "Ich habe sehr lange und intensiv für die Surfwelle gekämpft und bin dafür auch im privaten Umfeld angegriffen worden", sagt Heilinglechner. "Aber wir brauchen einen Betreiber. Und wenn der Verein sagt, das ist nicht mehr tragbar, dann geht es nicht." Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro seien nicht mehr akzeptabel, zumal die Baumeisterarbeiten für die Welle noch nicht einmal ausgeschrieben seien und daher mit einer erneuten Teuerung zu rechnen sei. Den Punkt zu vertagen, bis Dreamwave ein belastbares neues Angebot für die kleine Rampe vorlegt, sei keine Option gewesen, sagt Heilinglechner. Der Stadtrat beschließe schließlich im März den Haushalt und müsse wissen, wie viel für die Surfwelle eingestellt werde.

Auch der Betreiberverein hat sich nun zur Sache geäußert. Man sei "entsetzt" gewesen über die neuesten Entwicklungen, die man erst wenige Tage vor der Stadtratssitzung erfahren hatte - "viel zu spät, um noch gegensteuern oder etwas im Sinne einer alternativen Lösung unternehmen zu können", heißt es in einer Mitteilung des Vorstands. "Wir sind ehrlich gesagt sehr enttäuscht, dass es so weit gekommen ist." Immerhin sei der Verein, der inzwischen auf mehr als 100 engagierte Mitgleider angewachsen sei, bereits viele vertragliche Verpflichtungen eingegangen und habe die Übernahme von Kosten im Betrieb und anteilig für die Wellenkonstruktion sowie Rückzahlungen für Teile der Baukosten zugesagt. "Für den Vorstand war es daher ein notwendiger - wenn auch schwerer - Schritt, einer erneuten Übernahme von zusätzlichen Kosten eine Absage zu erteilen", erklärt die Vorsitzende Stefanie Kastner. "Dass es dann innerhalb von einer Woche gleich zu einem Beschluss führt, ohne dass wir die Möglichkeit hatten, Lösungen zu finden - damit hadern wir sehr." Und Katharina Maier vom Vorstand ergänzt: "Ich kann nicht glauben, dass die Stadt auf einen so engagierten Verein mit so vielen Menschen im Hintergrund verzichten will. Kann es sich Wolfratshausen denn wirklich leisten, sich den Bau der Welle nicht zu leisten?"

Wie es im Verein nun weitergeht, wollen die Mitglieder bei einer außerordentlichen Versammlung "mit offener Diskussion" im März klären. Dreamwave-Chef Markus Aufleger hält die Welle nach wie vor für machbar. "Es gilt jetzt, die Scherben zu kitten und das Ding zu realisieren", erklärt er. Bürgermeister Heilinglechner will dazu keine Aussage machen. Es komme auf die Entscheidung des Vereins an, sagt er. "Wenn er weitermachen will, bringe ich das gerne nochmal in den Stadtrat."

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