Sternsinger:Die kleinen Könige

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Sie folgen dem Stern und sammeln Spenden: Die Geretsrieder Sternsinger besuchen das Rathaus. (Foto: Siegmund Wodniok/oh)

Die Kinder besuchen das Rathaus in Geretsried. Der Dritte Bürgermeister erzählt von seinen Erlebnissen - und warnt vor falschen Spendensammlern.

Von David Costanzo, Geretsried

"Wir kommen daher aus dem Morgenland", singen die Kinder - und weil es am frühen Morgen noch ein wenig zaghaft klingt, hilft eine Mutter lautstark mit. Sie schwenken das Weihrauchfass, tragen prächtige Gewänder und goldene Kronen: Die Sternsinger sind im ganzen Landkreis unterwegs und sammeln für die ärmsten Kinder dieser Erde, am Montag haben sie ihren Segenswunsch an das Geretsrieder Rathaus geschrieben. "C+M+B", das nicht für die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar steht, wie der Dritte Bürgermeister Gerhard A. Meinl (CSU) sofort erklärt, weil er als Kind selbst jahrelang unterwegs war und sogar die Verse noch auswendig weiß. Sondern für "Christus mansionem benedicat", Christus segne dieses Haus.

Allein in Geretsried sind zehn Gruppen unterwegs, sechs der Pfarrei Maria Hilf und vier der Heiligen Familie. Die 35 Kinder sind zwischen drei und 13 Jahre alt. Nicola Heucke zählt in ihrem fünften Sternsinger-Jahr zu den dienstältesten. "Es macht einfach Spaß mit Freunden zu laufen, um anderen Kindern zu helfen", sagt sie. Nach der Aussendung am Sonntag habe sie mit ihrer Gruppe bereits 300 Euro gesammelt, die meisten Familien geben im Schnitt 20 Euro. Dazu kommen jedes Jahr gut drei Tüten Süßigkeiten. "Da haben auch der Arzt und der Zahnarzt was davon", sagt Mutter Claudia Heucke und lacht. Sie hilft als Fahrerin, denn die Sternsinger müssen in den drei Tagen zwischen Sonntag und Dienstag Dutzende Adressen abklappern - und verwandeln sich gelegentlich in die eiligen drei Könige. Pfarrer Georg März und Pastoralreferent Manfred Waltl hoffen, dass sie am Ende der Aktion wieder gut 10 000 Euro an das Kindermissionswerk überweisen können. Heuer kümmert sich die bundesweite Hilfsorganisation mit den Spenden besonders um die Kinder in Bolivien.

Und so sind die kleinen Könige im ganzen Landkreis unterwegs: Während die Geretsrieder schon am Dienstagabend fertig sein wollen, damit die Kinder am letzten Ferientag am Mittwoch noch einmal vor dem Schulbeginn durchschnaufen können, marschieren sie etwa in Waldram am Dienstag und Mittwoch jeweils von 13 Uhr an durch die Straßen. An den gleichen Tagen ist Achmühle dran, in Münsing hat der Pfarrverband nur den Dreikönigstag angekündigt. Auch in den Pfarreien des südlichen Landkreises sind jeweils zwei bis drei Dutzend Kinder unterwegs - etwa in Bad Tölz, Lenggries, Benediktbeuern oder Kochel am See.

Bürgermeister Meinl überreicht einen Umschlag mit zwei Scheinen - für jede der beiden Geretsrieder Pfarreien einen, dann gibt es Gummibärchen. Als Kind sei er im Musikerviertel unterwegs gewesen. Und er gibt den Kindern aus Erfahrung eine Mahnung mit auf den Weg: Sie sollen die Augen nach falschen Sternsingern offenhalten, die das Geld nur für sich sammeln. Da habe es seinerzeit noch wüste Schlägereien unter Zuhilfenahme des Sterns gegeben, mit den Zacken voraus. Heute gibt das Kindermissionswerk Ausweise aus, bei den Geretsriedern marschieren auch zehn Erwachsene aus der Stadtkirche mit.

Die echten Sternsinger besuchen zudem seit einiger Zeit nur noch die Haushalte, die sich in den Pfarreien angemeldet hatten. Pastoralreferent Waltl hatte gehofft, heuer wenigstens im Gebiet von Maria Hilf wieder alle Häuser flächendeckend abzuklappern. Handzettel wurden verteilt, in den Schulen geworben. "Es hat ein bissl geholfen", sagt Waltl. Aber nicht ganz. Vier Gruppen, gut ein Dutzend Kinder hätte er zusätzlich gebraucht. Er hofft auf die nächsten Jahre: "Geretsried wächst ja."

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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