Tölzer Stadtbücherei:"Kultureinrichtung an der Basis"

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Die Stadtbibliothek in Bad Tölz bietet nicht nur wegen der Sofas eine hohe Aufenthaltsqualität. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Nutzerzahlen in der Bibliothek an der Hindenburgstraße und der Kurbücherei an der Ludwigstraße haben das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Bücherei-Leiterin Melanie Sappl erntet für ihre Arbeit im städtischen Hauptausschuss viel Anerkennung.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In früheren Zeiten sagen Stadtbüchereien mitunter so muffig aus wie die halb zerfledderten Bände, die zum Ausleihen in den Regalen standen. Ecken zum Schmökern gab es selten, niemand hielt sich dort allzu lange auf. Das ist längst vorbei. Heutzutage sind die Bibliotheken offene Räume, zum Lesen, zum Treffen, für Literaturkreise, für Bilderbuchkinos, mit Internet und Spielezimmer. Das gilt auch für die Stadtbibliothek und die Kurbücherei in Bad Tölz. "Wir sind die Kultureinrichtung an der Basis", sagte Leiterin Melanie Sappl, die im städtischen Haupt- und Finanzausschuss ihre Jahresberichte für 2022 und 2023 vorlegte. Die Nutzerzahlen bewegen sich mittlerweile wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. "Wir haben den Corona-Knick hervorragend überwunden", sagte Sappl.

Die Zahl der Besucher steigt in zwei Jahren von 33 000 auf knapp 60 000

Die Zahl der Besucher ist von rund 33 000 vor zwei Jahren auf 53 925 bis zum 24. November dieses Jahres gestiegen. Nach oben geht die Statistik auch bei den Ausleihen: In der Stadtbibliothek dürften es bis Jahresende etwa 130 000 sein, gut 2000 mehr als 2021; in der Kurbücherei werden sie bei rund 9340 liegen, knapp 200 mehr als vor zwei Jahren. Die Zahl der Neuanmeldungen kletterte von 228 (2021) auf bislang 522 empor. Was die Bücherei-Chefin besonders beeindruckt hat: 73 Führungen für Schulklassen gab es heuer bereits, vor zwei Jahren waren es gerade einmal elf. "Die Bibliothek hat es geschafft, ihre Dienstleistungen weiterhin attraktiv zu gestalten, sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für Besucher", bilanzierte die Leiterin.

Die Jahresberichte für 2022 und 2023 stellte Bücherleiterin Melanie Sappl den Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss vor. (Foto: Manfred Neubauer)

Dazu gehört auch, dass seit 2022 zwei Terminals für Ausleihen und Rückgaben von Medien in der Bibliothek an der Hindenburgstraße aufgestellt sind. Sie basieren auf der Radio-Frequency Identification-Funktechnik (RFID) und ermöglichen es den Nutzern, "eigenständig und zeitsparend ihre Transaktionen durchzuführen", wie Sappl sagte. Allerdings kann man die Bücher auch noch ganz altmodisch an der Theke ausleihen. Die Rückgabe ist außerhalb der Öffnungszeiten auch über eine Box neben den Eingang der Stadtbücherei möglich. "Das wird gut angenommen", berichtet Sappl.

Die Kurbücherei an der Ludwigstraße, die vor drei Jahren renoviert wurde, ist ein beliebter Treffpunkt. (Foto: Manfred Neubauer)

Ebenso wie das neue Spielezimmer für die kleinen Besucher. Dies sei ein Raum für kreatives Lernen und soziale Interaktion, sagte die Leiterin. Für alle Schulanfänger bietet die Stadtbibliothek einen kostenlosen Ausweis an. 39 Kinder hätten sich so neu angemeldet und 847 Medien ausgeliehen, "das finde ich ganz toll", sagte Sappl. Eher ältere Gäste finden sich in der Regel in der Kurbücherei an der Ludwigstraße ein. Diese Dependance sei immer zugänglich, "ich finde, das ist ein ganz wichtiger Punkt", so Sappl. Der Lesesaal sei immer voll.

Außerdem ist die Stadtbücherei auch eine Heimstatt der Kultur. 2023 gab es dort 16 Veranstaltungen, darunter Lesungen, Literaturkreistreffen, gemeinsame Aktion mit Bildungspartnern. Derzeit arbeite man noch an einem neuen Literaturclub für junge Leute, sagte die Bücherei-Chefin. Und man denke über einen Nachfolger für das beliebte Projekt "Stadtlesen" nach, als die Marktstraße in einen großen Lesesaal mit Bücherschränken und Sitzgelegenheiten umfunktioniert wurde.

Dorothea Bigos (Grüne) fragte nach, warum der Bestand an Medien seit 2021 um knapp 7000 auf 37 757 zurückgegangen sei. In der Corona-Zeit habe man alles mal ausgemistet und bereinigt, erklärte Sappl. Ulrike Bomhard (FWG), Seniorenreferentin des Stadtrats, lobte die soziale Kompetenz von Sappl und ihren Mitarbeitenden. Gerade für einsame Senioren sei es wichtig, "Plätze zu schaffen, wo man sich trifft". Angetan von den Nutzerzahlen zeigte sich Richard Hoch (Grüne). Fast 60 000 Besucher bis Ende dieses Jahres seien "eine Großveranstaltung im Stillen", sagte er.

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