Schulbeginn:Lehrermangel ist kein Thema

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Die Grundschule in Wolfratshausen-Waldram hat aktuell zu Mittag eine Stress-Situation. Durch eine bessere Gestaltung der Aula kann dies vermieden werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Staatliches Schulamt Bad Tölz-Wolfratshausen kann zum Start alle Unterrichtsstunden abdecken.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es sind keine Stundenstreichungen vorgesehen. Schulamtsdirektorin Petra Burkhardt hatte gute Nachrichten beim Pressegespräch zum Start des neuen Schuljahres 2022/2023. "Wir können am kommenden Dienstag starten." Obschon sich in Bayern der Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen zuspitzt, schaut es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gut aus. Allerdings war dies nur möglich, weil die Klassen größer sind. Wobei man sich im Rahmen der Vorgaben bewege, sagte Burkhardt. Mit durchschnittlich 22,5 Schüler pro Klasse unterschreite man die erlaubte Anzahl von 28 deutlich. Auch kann ein Unterrichtsausfall gleich zu Beginn des Schulstarts vermieden werden, da man nicht nur auf zusätzliche Lehrer zurückgreifen könne, sondern auch unter anderem sogenannte Substitutionskräfte einsetze. Das sind Männer und Frauen mit Hochschulstudium, die als Quereinsteiger unterrichten.

6267 Mädchen und Buben besuchen von 13. September an die Grund- und Mittelschulen im Landkreis. Insgesamt gibt es 281 Klassen. Auch wenn man alle Unterrichtsstunden halten könne, sei die Personalplanung schon herausfordernd gewesen, betont die Schulamtsdirektorin. Mehr Schüler, nicht zuletzt wegen der Kinder aus der Ukraine, müssen betreut werden. Zwar hat das Kultusministerium Planstellen geschaffen und die erforderlichen finanziellen Mittel bereitgestellt, aber das bedeute nicht, dass es das Personal auch gibt. Was unter anderem auch daran liegen mag, dass Grund- und Mittelschullehrer weniger verdienen als ihre Kollegen an Realschulen und Gymnasien. Mit dem Bestand an Lehrkräften, Zuversetzungen und Neuanstellungen stemme man das Programm. "Aber ohne die Substitutionskräfte würde es nicht gehen", betont Burkhardt. Wer sich entscheidet, Kinder zu unterrichten, muss auch auf Verdienst- und eventuell Aufstiegsmöglichkeiten schauen. Beides ist an den weiterführenden Schulen besser. Daher entscheiden sich weniger Studierende für eine Anstellung an einer Grund- oder Mittelschule. Weitere "Verwerfungen" haben sich durch den Krieg in der Ukraine ergeben. In "Brückenklassen" werden jahrgangsübergreifend (fünfte bis neunte Klasse gemischt) 178 Mädchen und Jungen in Gaißach, Benediktbeuern, Bad Tölz-Süd, Waldram, den Gymnasien in Bad Tölz, Geretsried und Icking sowie an den Realschulen in Wolfratshausen und Bad Tölz unterrichtet.

Insgesamt 650 "aktive" Lehrkräfte, 28 Lehramtsanwärter, zwei Fachlehreranwärter und eine Förderlehranwärterin sind im Landkreis tätig. Eine Lehrkraft, die keine Stelle an einem Gymnasium gefunden hat, arbeitet nach einer Zusatzqualifikation an einer Mittelschule, eine weitere dank eines Anpassungslehrgangs an einer Grundschule. Obendrein gibt es 13 Substitutionskräfte. Sie agieren weitgehend wie Lehrerinnen und Lehrer mit abgeschlossenen Studium, halten den Unterricht eigenständig ab. Allerdings müssen die Stunden von den jeweiligen Lehrern, die von den Substitutionskräften vertreten werden, vorbereitet werden. Waren es im vergangenen Schuljahr zehn Kräfte mit 100 Stunden, sind es nun 13 mit 140 Stunden. Was laut Burkhardt einerseits erfreulich ist, andererseits auf Kosten der Verfügbarkeit von Teamlehrkräften geht. Teamlehrkräfte vertreten schwangere Lehrerinnen. Denn für diese gilt zum Schutz vor Corona ein Beschäftigungsverbot. Auch bei diesen Kräften handelt es sich um Quereinsteiger mit Hochschulstudium. "Wir suchen dringend Interessenten", so Burkhardt. Denn ein "größerer, einstelliger Bereich" an Lehrerinnen sei schwanger.

Gut sehe es bei der mobilen Reserve aus: 715 Stunden können auf Grund- und Mittelschulen verteilt werden, was 42 Personen entspricht. Bei Fachlehrern sind es 74 Stunden oder fünf Personen.

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