Sport und Freizeit in Penzberg:Schwitzen im Stollen

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Das Architekturbüro Michelmann hat sich der Innenausstattung des neuen Familienbads in Penzberg angenommen. Das Ergebnis sind Entwürfe, die die Themen "Bergwerk", "Bergsee" und "Wald" in Sauna- und Schwimmbereich holen

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Noch Anfang des Jahres präsentierten die Stadtwerke gemeinsam mit den Planern ein neues Familienbad, das außen zwar futuristisch daherkommt, im Innenbereich hingegen etwas beliebig und austauschbar. Von Unverwechselbarkeit und Wiedererkennungseffekt war wenig zu spüren. Das ist nun anders. Dem Planerteam wurde ein Innenarchitekt zur Seite gestellt - und der hat sich von der Geschichte der Bergarbeiterstadt und der sie umgebenden Natur inspirieren lassen. Das Ergebnis ist ein mutiges Design, das die Anmutung von Stollen und Schächten im Saunabereich wie auch Bergsee-Feeling mit Wald-Wohlfühlatmosphäre in der Schwimmzone vermittelt.

Die Präsentation, die Jens-Wilhelm Brand vom Ingenieurbüro Constrata am Mittwoch dem Verwaltungsrat der Stadtwerke zeigte, stieß auf Gefallen - zumindest wurde die Verwendung von überwiegend warmen Farbtönen als wohltuend empfunden. Mit der Idee, das Thema Bergwerk in der Ausstattung, sprich in der Form und Farbgebung der Materialien, widerzuspiegeln, fremdelte allerdings der ein oder andere. Zumindest waren etwa Adrian Leinweber oder Kerstin Engel nicht dafür, die Entwürfe, die in der öffentlichen Sitzung vorgestellt wurden, weiter zu verbreiten. Sonst würden Erwartungshaltungen bei den Bürgern geweckt, die nach der Fertigstellung des Familienbads an der Seeshaupter Straße nichts mit der Realität zu tun hätten.

Eigenwillige Strukturen

Tatsächlich handelt es sich vorerst um Vorschläge der Michelmann-Architekt GmbH. Chef Torsten Michelmann sei nach Penzberg gekommen für die nötige Inspiration, sagte Brand. Der Innenarchitekt und sein Team planen in Penzberg mit gedämpften Farben und eigenwilligen Strukturen. Eins zu eins werden die vorgestellten Entwürfe wohl nicht umgesetzt. Der Verwaltungsrat darf Fliesen und Co. bei einer Bemusterung aussuchen, wie er es bereits beim ersten Versuch getan hat. Kerstin Engel bat darum, der Innenarchitekt möge doch dem Gremium ein Gesamtkonzept vorlegen. Es sei wenig sinnvoll, um einzelne Fliesen zu feilschen. "Damit wir mit unserer kleinbürgerlichen Sichtweise das Bad nicht beschneiden", betonte Engel.

Verwaltungsratsvorsitzende Elke Zehetner fand die Entwürfe "bestechend". Sie wolle nicht in einer durch blaue Fliesen bedingte kalte Atmosphäre in das kühle Wasser steigen. Da - allen voran von Leinweber - oftmals kritisiert worden sei, das neue Penzberger Hallenbad würde ohne Wellenbetrieb sein Alleinstellungsmerkmal verlieren, könnte dieses Design dazu beitragen, das Penzberger Bad weithin bekannt zu machen. In diese Richtung argumentierte ebenfalls Brand. Die Themen Bergwerk und Bergsee ließen sich entsprechend vermarkten, sagte er, sodass auch Besucher, die sonst nicht den Weg nach Penzberg fänden, einen Abstecher riskierten.

Noch sind es nur Ideen und Entwürfe für die Innen-Gestaltung des neuen Familienbades in Penzberg. Geht es nach den Planern, soll sich in den Materialien und Farben in der Sauna das Thema "Bergwerk" widerspiegeln. (Foto: Michelmann und Constrata/oh)

Brand führte weiter aus, dass es ein paar kleine Veränderungen gegeben habe. "Ein paar Räume wurden getauscht", sagte er. So könne man nun von der Sauna ins Freie schauen, die Gastronomie in diesem Bereich sei besser strukturiert. Im Badebereich sei eine Galerie neu hinzugekommen, die zum Ausruhen gleichermaßen dient wie auch den Sprungturm als Zugang bedient. Am 17. Dezember soll bei einem Treffen mit dem Michelmann-Team über die Inneneinrichtung gesprochen werden. Das ausgefertigte Konzept ist voraussichtlich bis Ostern 2020 fertig. Adrian Leinweber freute sich zwar, von Brand zu hören, dass die Umplanungen im Budget lägen, doch mahnte er an, dass bei all diesen Ideen nicht vergessen werden dürfte, dass die Einrichtung als Familienbad mit moderaten Eintrittspreisen gedacht sei.

"Wir liegen sehr gut im Plan"

Des Weiteren wusste Brand zu berichten, dass auf der Baustelle alles im Zeitplan sei. "Wir liegen sogar sehr gut im Plan." Die Fassadenplanung liege vor, die Rohbauarbeiten werden demnächst vergeben, eine Firma mit der Planung und dem Bau der Edelstahlbecken betraut. Spiele das Wetter mit, so könne Ende März mit dem Rohbau begonnen werden. Bis dahin sollen die Pfahlbohrarbeiten fertig sein.

Das neue Familienbad ersetzt das mehr als 40 Jahre alte Wellenbad an der Seeshaupter Straße. Im September wurde mit dem Abbruch begonnen. Seit 17. Oktober liegt die Baugenehmigung vom Landratsamt Weilheim-Schongau vor. Entstehen soll ein Familienbad mit einem 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen und einem Sprungturm. Ferner soll es im Badebereich ein Kombi-Becken und einen Eltern-Kind-Bereich mit kleinem Spielplatz geben. Ferner gibt es eine große Rutsche, weitere Rutschen können angebaut werden. Diesem Komplex schließt sich ein Saunabereich mit Innenhof an. Über Terrassen geht er im Freie in einen Garten über. Dort soll es Außensaunen geben. Das Besondere an der Konzeption: Im Erdgeschoss befinden sich Foyer, Umkleiden, Sanitäranlagen und Technikeinrichtungen, im Obergeschoss sind die Freizeitanlagen vorgesehen - mit Blick auf die Berge. Das neue Familienbad soll 20 Millionen Euro kosten. Eröffnung ist Dezember 2021.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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