Sport in Nöten:Die Matsch-Kicker von Geretsried

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Die Fußballfreunde gewinnen immer mehr Mitglieder. Doch der Zustand des Platzes stellt den Verein vor Herausforderungen

Von Sophia Ulrich, Geretsried

Eigentlich könnte es für die Fußballfreunde Geretsried (FFG) kaum besser laufen. Allein in dieser Saison ist der Verein trotz erschwerter Bedingungen durch die Pandemie von 18 auf 22 Mannschaften gewachsen. Ein Trend, der sich seit den vergangenen Jahren fortsetzt. Doch auch wenn es mehr Aktive denn je gibt, das Fußballspielen an sich ist bei ihnen kaum mehr möglich. Denn bei Regen steht der Platz unter Wasser. "Es sieht dann aus wie ein Moor, als ob da ein Sumpf angelegt worden ist", sagt Patrick Verbaast, Erster Vorsitzender der Fußballfreunde Geretsried. Die Ursache dafür liegt in der Vergangenheit. Der Platz wurde nämlich auf einem ehemaligen Müllabladeplatz gebaut. Dadurch kann das Regenwasser nicht richtig abfließen. Schon bei geringen Niederschlagsmengen bilden sich Pfützen. Das Feld ist dann wegen der Verletzungsgefahr nicht mehr bespielbar. Lösen können das die Sportfreunde nicht alleine, schließlich wird schon die Minimallösung, also eine Reparatur, auf etwa 20 000 bis 35 000 Euro geschätzt. Einen neuen Platz zu schaffen, würde gar mit einer Million Euro zu Buche schlagen - und die Zeit wird allmählich knapp.

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Gegründet wurde der Verein 1970 von einer sportlichen Freundesgruppe, die auf einer Wiese zwischen Geretsried und Königsdorf regelmäßig Fußball spielte. Über die Jahre hinweg wurde der Verein immer größer, ein richtiger Fußballplatz wurde nötig. Heute sitzt der Club am Robert-Schumann Weg in Geretsried.

Als der Spielbetrieb nach dem Lockdown wiederaufgenommen werden durfte, gab es besonders in der G-Jugend, der jüngsten Fußballgruppe für Kinder bis sechs Jahre, einen starken Zulauf. "Die Kinder wollen einfach Spaß haben und draußen aktiv sein", freut sich Verbaast. Aber auch bei den Großen gab es Zuwachs. Seit dem zweiten Quartal gibt es für die Fußballbegeisterten einen neuen Haupttrainer. Das hat Aufschwung in das Fußballerlebnis der Erwachsenen gebracht, betont Verbaast. Folglich hat es auch neue Spieler in den Erwachsenenbereich gezogen. Verbaast selbst leitet als Nebentätigkeit im Verein die B-Jugend, also die Gruppe der 15- bis 17-Jährigen und spürt auch dort die Begeisterung für den Ballsport: "Wir hatten eigentlich einen relativ kleinen Jahrgang in der B-Jugend. Aber wenn das mit der aktuellen Entwicklung so weitergeht, müssen wir zwei B-Jugenden statt einer anbieten. Wir sind nämlich von zehn auf über 25 B-Jugend Spieler gewachsen". Insgesamt bewege sich der Verein mit sehr raschen Schritten Richtung 500 Mitglieder, was es zuvor noch nie gegeben hat, sagt Verbaast. Jede Woche sieht er neue Jungen und Mädchen auf dem Fußballgelände, die das Training ausprobieren möchten. Interessierte dürfen an drei bis vier Schnuppertrainingsstunden teilnehmen. Danach wird entschieden, ob eine Mitgliedschaft im Verein in Frage kommt.

Die Fußballfreunde Geretsried wollen zu Hause wieder so spielen wie einst gegen die DJK Waldram, ihr Platz lässt das aber derzeit nicht zu. (Foto: Manfred Neubauer)

Verbaast ist überzeugt, dass die Entwicklung durch die erfolgreiche Philosophie des Vereins entsteht. Der Club kombiniert Fußballfreundschaft mit Spaß und Fußball auf einem ordentlichen Niveau, das die Mannschaften hergeben. Grundlage dafür ist ein starker Zusammenhalt im Verein. Alle Fußballfreunde arbeiten auf ehrenamtlicher Basis.

Trotz der steigenden Mitgliedszahlen hat die Pandemie das Vereinsleben verändert. Der Spielbetrieb musste über einen längeren Zeitraum ausgesetzt werden. Besonders der Verzicht auf eine große Winterveranstaltung hat den Verein belastet. Das Event hätte in Form von mehreren Hallenturnieren in der Dreifachturnhalle des Geretsrieder Gymnasiums stattfinden sollen. "Das hat uns finanziell getroffen. Für viele Vereine sind Turniere gute Einnahmequellen. Die konnten wir nicht durchführen und das hat schon wehgetan", erzählt Verbaast. Schließlich werden die Einnahmen aus solchen Events häufig auch für neue Anschaffungen oder Aktivitäten für die Jugendlichen verwendet. Aber auch die Tatsache, dass das Sportevent als solches nicht ausgerichtet werden konnte, war für die Fußballspieler ernüchternd.

Obwohl sich die Geretsrieder Fußballspieler für einige Zeit gezwungen gefühlt haben, nichts machen zu können, haben die ehrenamtlichen Mitglieder diese sinnvoll genutzt. Verbaast hat an einem Online-Workshop der Stadt Geretsried zum Thema "strategische Entwicklung der Sportlandschaft in der Stadt" teilgenommen. "Das war ein interessantes Projekt und es hat Spaß gemacht, als Akteur mit dabei zu sein", erzählt er. Dabei stand die Entwicklung der Stadt als Sport-Stadt in den nächsten zehn Jahren im Fokus. Auch im Vereinsheim wurde gearbeitet. Der Club hat einen neuen Dachstuhl bekommen und die Toilettengruppe wurden erneuert. Einige Mitglieder haben gemeinsam einen neuen Kiosk direkt neben dem Platz gebaut. Ganz fertig ist es aber noch nicht. Es soll auch noch eine Überdachung konstruiert werden, damit die Zuschauer auch während der Spiele gegen Sonne und Regen geschützt sind.

Vereinsvorsitzender Patrick Verbaast (re. mit Klaus Köhler) wünscht sich eine Sanierung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das hilft jedoch wenig, wenn der Fußballplatz an sich nicht bespielbar ist. "Grundsätzlich hätten wir uns sehr gefreut, wenn die Stadt die Gelegenheit genutzt hätte, um unseren Rasenplatz zu renovieren", gesteht Verbaast. Schließlich sei eine Hälfte des Feldes inzwischen komplett abgesackt. Das Problem mit dem stehenden Wasser ist laut dem Vorsitzenden schon seit Jahren bekannt. Auch Probleme mit dem Bayerischen Fußballverband sind dadurch entstanden. Schließlich wächst der Druck auf den Spiel- und Trainingsbetrieb mit steigenden Mitgliedszahlen. Die Fußballfreunde Geretsried mussten deshalb Spiele zeitlich verlegen oder mit anderen Mannschaften tauschen. Dabei wurden die Hinrunden auf den Fußballplatz des Gegners verlegt, in der Hoffnung, dass der Platz in Geretsried bis zur Rückrunde gerichtet ist. Diese Organisation kostet die ehrenamtlichen Mitglieder Zeit.

Obwohl das Verhältnis zur Stadt eigentlich gut sei, ist Verbaast enttäuscht: "Die Stadt hat sich nicht dazu berufen gefühlt. Natürlich waren die Notwendigkeit und der Druck etwas zu tun nicht gegeben. Wir hatten ja keine Spiele. Die Prioritäten waren andere". Selber kann der Verein das Problem nicht lösen, da das Fußballfeld gepachtet ist. Um den Rasen wieder bespielbar zu machen, müsste zunächst die Grasfläche an der beschädigten Platzhälfte abgetragen werden und dann mit Kies aufgefüllt werden, um Unebenheiten auszugleichen. Nach der Verdichtung sind neue Rasenstücke notwendig, die dann mit dem Erdreich verwachsen. Dieser Prozess dauert, kostet, und die Zeit drängt. Schließlich beginnt die Rückrunde schon am 23. Oktober.

© SZ vom 28.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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