Skiregion Lenggries:Skepsis wegen Billig-Image

Lesezeit: 2 min

In Lenggries kann man günstiger Skiurlaub machen als anderswo in den Alpen. Doch nicht jeder glaubt an den Werbeeffekt.

Birgit Lotze

Wer hätte das gedacht? In Lenggries kann man günstiger Skiurlaub machen als anderswo in den Alpen. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC in seinem "Skiguide 2011". Bürgermeister Werner Weindl hat es gedacht. "Wir waren im vergangenen Jahr auch schon Anführer der Studie des ADAC", sagt er. Ob die kostenlose Werbung in dem Skiführer etwas gebracht hat, kann er nicht sagen. "Aber geschadet hat es auch nicht."

Eine Woche in Lenggries kostet zwei Erwachsene mit Übernachtung und Halbpension im Drei-Sterne-Hotel und Sechs-Tages-Skipässen durchschnittlich 660 Euro. (Foto: wor)

Eine Woche in Lenggries kostet zwei Erwachsene mit Übernachtung und Halbpension im Drei-Sterne-Hotel und Sechs-Tages-Skipässen durchschnittlich 660 Euro. Das liegt unter den Preisen, die Gäste dafür in anderen deutschen, in italienischen und in österreichischen Skiorten bezahlen. In der Schweiz oder in Frankreich müssten sie weit mehr als das Doppelte berappen. Der ADAC hat mehr als 1500 Skigebiete verglichen.

Robert Werner, Inhaber des Altwirts und damit des einzigen Drei-Sterne-Hotels in Lenggries, ist über das Ergebnis nicht glücklich. "Eigentlich sollten wir über Qualität uns einen Namen machen, nicht über ein Billigimage", sagt er. "Ich würde jedenfalls niemals damit werben." Er vermutet, dass die "Skipakete" stark in das Ergebnis des ADAC eingeflossen sind. Diese treibt die Touristen-Information strategisch bei den Hotels und Gästehäusern vorwärts.

Drei Schnuppertage können Touristen sehr günstig buchen. Oder die "Weiße Woche", die im sonst meist schwach besuchten Januar die Skifahrer locken soll. Die Bergbahn verzichtet in dieser Woche auf 40 Prozent ihrer Einnahmen, 40 Prozent des Skipasses bezahlt der Zimmervermieter, 20 Prozent schießt der Landkreis zu - ein "Zuckerl" für den Gast.

Bislang weiß niemand genau, wo der ADAC seine Daten erhoben hat. "Im Internet", vermutet die Leiterin der Touristen-Information Stephanie Rehm. Sie sei nicht gefragt worden. Rehm hat kürzlich den Internetauftritt verbessert, entwirft Imageprospekte. Im vergangenen Jahr sind die Übernachtungszahlen jedenfalls trotz der ADAC-Werbung leicht zurückgegangen. Werner Weindl sieht das nicht negativ, er spricht lieber von "Stagnation". In anderen Gemeinden, Mittenwald beispielsweise, habe es Einbrüche von 50 Prozent gegeben.

210.000 bis 220.000 Übernachtungen buchen Lenggrieser Gäste im Jahr. Seit Anfang dieses Jahres wurden bereits 188.888 belegte Betten gezählt, 2009 waren es um die gleiche Zeit fast zehn Prozent weniger. Weindl glaubt, dass sich die Werbung über den ADAC nicht so schnell auswirken wird. "Aber möglicherweise hat das einen längerfristigen Effekt." Fest steht, ohne die Brauneck-Bergbahn geht nichts in Lenggries. "Unser Magnetbetrieb", sagt Weindl. Sie hält die Preise moderat.

© SZ vom 24.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: