Singer-Songwriter:Sanfter Rebell

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Dominik Plangger bei seinem Auftritt in der alten Madlschule in Bad Tölz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Südtiroler Dominik Plangger in der Tölzer "Lust"

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Dominik Plangger hat schon immer seinen eigenen Kopf gehabt. "Mit 15 hab ich die Hauptschule abgebrochen, es war besser für mich und für meine Lehrer", lacht er. Danach eine Ausbildung, auch die nicht beendet, stattdessen ging es auf ein Straßenmusikfestival nach Malcesine an den Gardasee. Malcesine, gleichzeitig Titel eines Liedes und Startpunkt von Planggers Karriere, war und ist Inspirationsquelle des Südtirolers. "Ich muss sie wiedersehen, diese Stadt unten am See - die Luft der Freiheit dieser Stadt hat mich genährt." Plangger verleiht der deutschen Sprache eine Leichtigkeit und Finesse, wie man sie sonst nur von Konstantin Wecker, über Jahre Planggers Protegé, kennt.

Aus Weckers Schatten ist Plangger indes herausgewachsen. "Decennium - Das Beste aus zehn Jahren" heißt sein neuestes Album. Der 1980 im Vinschgau geborene Künstler muss sich vor niemanden mehr verstecken, erst recht nicht vor "Rassismus, Faschismus, emotionaler Kälte und Diskriminierung", wie auf seiner Website zu lesen ist. Dass sich darin die Handschrift seines Mentors Wecker wiederfindet, bleibt bestenfalls Randnotiz; Plangger hat längst selbst seine Version des zarten, aber nicht verzagten Liedermachens gefunden.

Der Singer-Songwriter ist nah dran am Leben, nimmt kein Blatt vor den Mund, eine Feder schmückt seinen Hut, dazu kommt ein schelmisches Lächeln und Südtiroler Herzlichkeit. "Dominik Plangger ist ein Künstler, der etwas zu sagen hat", heißt es auf seiner Website. Nur selten rutscht er ins Pathetische, und wenn, dann durchaus bewusst: "So geborgen, es könnte nirgends schöner sein", umschwärmt er seine Liebste. Doch auch Makabres streut er ins Programm. "Ich will Sang und Spiel und Tanz, wenn man mich unter den Rasen pflügt", singt Plangger so federleicht, als handelte es sich um ein Liebeslied an einen Friedhof.

Plangger ist überaus dankbar, zweisprachig aufgewachsen zu sein. Er wechselt mühelos ins Italienische. Sein "Heimatland" ist eine Hymne an den Multikulturalismus, er fordert ein "Heimatland der tausend Sprachen". Das Rückwärtsgewandte behagt ihm nicht: "Wir werden sie vertreiben, die bösen Geister der Vergangenheit." Es verwundert nicht, dass Plangger Lieder großer italienischer Cantautori wie Lucio Dalla einstreut. Bei Dallas "Piazza Grande" wiegt die erste Reihe die Köpfe, man fühlt sich an einen lauen Sommerabend in einer italienischen Stadt versetzt, dazu ein Gläschen Wein mit guten Freunden.

"Ihr wisst ja, wie das funktioniert", sagt Plangger zum Abschluss. Er bleibt auf der Bühne, geht gar nicht erst hinter den Vorhang, spielt vier Zugaben, darunter "Bella Ciao", das Publikum geht leidenschaftlich mit. Zwischendurch nimmt er einen Schluck vom "Spritzwein", den er nach der Pause angefordert hat, und ist doch froh, so ein nüchternes Publikum vor sich zu haben. "Ich habe lange genug in Après-Ski-Bars gespielt", sagt er schmunzelnd.

"Buona Notte Fiorellino" von Francesco de Gregori macht den Abschluss an diesem Abend, ein schwereloses Lied im Walzertakt, in dem die italienische Sprache so locker-flockig daherkommt wie ein ofenfrischer Panettone: "Buona notte per te."

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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