Serie 51 Prozent:Tradiertes Rollenbild und Doppelbelastung

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Warum im Münsinger Gemeinderat nur drei Frauen sitzen

Von Benjamin Engel

Das Verhältnis ist ziemlich unausgeglichen: Drei Frauen sitzen im Münsinger Gemeinderat 13 Männern gegenüber. Hinzu kommt Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler). Schon das werten die Mandatsträgerinnen Ursula Scriba (Bürgerliste) und Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) als Erfolg. Drei Frauen habe es noch nie im Münsinger Gemeinderat gegeben. 2002 schaffte es keine einzige Frau ins Gremium. Scriba erklärt sich das dadurch, dass auf dem Land immer noch tradierte Rollenbilder herrschten, was Münsing nicht von anderen ländlichen Kommunen unterscheide.

Die Kommunalwahl am 16. März verspricht spannend zu werden: Erstmals überhaupt tritt die Münsinger CSU mit einer eigenen Liste an. Damit wetteifern acht Gruppierungen um die 16 Gemeinderatssitze. Nur Bürgermeister Grasl, der erneut antritt, ist ohne Herausforder in seinem Amt.

37 der insgesamt 125 Kandidaten sind weiblich, also nur knapp 30 Prozent. Dieses Verhältnis hat sich gegenüber den Wahlen vor sechs Jahren sogar etwas verschlechtert: 108 Bewerber in sieben Listen traten 2008 an, 33 davon waren Frauen, also etwas mehr als 30 Prozent.

Sieben Listen haben 16 Bewerber aufgestellt, die SPD 13. Die meisten Kandidatinnen, nämlich sieben, hat diesmal die Bürgerliste. Die Gruppierung stellt mit Scriba den einzigen weiblichen Spitzenkandidaten unter allen Listen. Es sei ihnen wichtig gewesen, dass möglichst viele Frauen kandidierten, sagt Scriba. Die seien sozialer, nähmen ihre Umwelt aufmerksamer wahr als Männer. Frauen sähen die Abläufe im Dorf anders, etwa, wenn es um das Schulwesen oder einen Kinderspielplatz gehe, der als sozialer Treffpunkt für Eltern und Kinder wichtig sei.

Nur drei Frauen treten dagegen für die Wählergruppe Münsing an. Gemeinderätin Reitenhardt kandidiert auf Platz drei. Es sei schwierig, Kandidatinnen zu finden, sagt sie. "Wir haben es versucht." Doch Frauen litten oft unter der Doppelbelastung, berufstätig und hauptverantwortlich für den privaten Haushalt zu sein. Vielfach engagierten sie sich auch noch ehrenamtlich. Die Aussicht, sich für sechs Jahre an den Gemeinderat zu binden, schrecke viele ab, sagt Reitenhardt. Gleichwohl würde sie sich mehr Frauen im Gemeinderat wünschen. Die seien in der Regel ausgleichender und integrierender und sich der Dinge anders bewusst.

Ebenfalls nur drei Kandidatinnen hat die Wählergruppe Holzhausen. Die erste von ihnen, Judith Huber, steht auf Platz elf. Jeweils vier Frauen kandidieren für die CSU und die Freien Wähler. Die Christsozialen wählten die parteilosen Bewerberinnen Petra Ferstl und Mandy Kumpfmüller auf die Plätze drei und vier. Direkt hinter Spitzenkandidat Grasl folgt bei den Freien Wählern Susanne Huber, die derzeit als dritte Frau neben Reitenhardt und Scriba im Gemeinderat sitzt.

Die Wählergruppe Ammerland bietet sechs Kandidatinnen auf. Bestplatziert ist Mechthild Schönberger, die an dritter Stelle kandidiert. Drei Gemeinderäte stellt die Gruppierung derzeit. Ob sich dieser Erfolg wiederholen lässt, ist allerdings angesichts des erstmaligen Antretens der CSU fraglich. Deswegen müssen auch alle anderen Gruppierungen damit rechnen, Sitze einzubüßen.

Je fünf Frauen kandidieren auf den Listen von Einigkeit Degerndorf und der SPD. Die Degerndorfer Liste hat die erste Frau, Regina Wolf, allerdings erst auf Listenplatz acht gewählt. Die weiteren weiblichen Kandidaten folgen auf den Plätzen 12 bis 14 sowie 16. Für die SPD tritt Helen Duckworth-Queckbörner auf Platz zwei an. Weil sie nach Malaysia gezogen war, rückte 2009 Christoph Bühring-Uhle in den Gemeinderat nach. Er kandidiert diesmal an erster Stelle.

© SZ vom 19.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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