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Schwierige Immobilie am Untermarkt: Neue Kapriole des Stadtrats: Bürgermeister Klaus Heilinglechner will die Immobilie am Untermarkt nun doch wieder öffentlich ausschreiben lassen. So soll festgestellt werden, ob das Haus für Investoren interessant ist.

Neue Kapriole des Stadtrats: Bürgermeister Klaus Heilinglechner will die Immobilie am Untermarkt nun doch wieder öffentlich ausschreiben lassen. So soll festgestellt werden, ob das Haus für Investoren interessant ist.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für die städtische Wohnungsbaugesellschaft ist der Untermarkt 10 unrentabel. Deshalb sucht die Stadt für das Haus erneut nach einem privaten Investor.

Von Konstantin Kaip

Im Bemühen um die Zukunft der städtischen Immobilie am Untermarkt 10 hat der Wolfratshauser Stadtrat kürzlich eine erneute Kapriole geschlagen: Die Generalsanierung des prominenten denkmalgeschützten und schadstoffbelasteten Gebäudes in der Altstadt wäre laut Schätzung mit insgesamt knapp zwei Millionen Euro deutlich zu teuer, um es wie ursprünglich vorgesehen als Außenstelle des Rathauses mit Tourismusbüro zu nutzen. Daher hatte der Stadtrat im Februar beschlossen, es in Erbpacht an einen privaten Investor zu vergeben. Im Juli wurde der Beschluss durch einen neuen ersetzt, der vorsah, die Immobilie an die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (Stäwo) zu übertragen. Nach Einschätzung der Stäwo-Geschäftsführung ist dies allerdings unrentabel. Deshalb soll das Gebäude nun wieder öffentlich an einen privaten Investor ausgeschrieben werden.

Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner kürzlich im Stadtrat bekannt gab, hat Stäwo-Geschäftsführer Lothar Ortolf in der vergangenen Aufsichtsratssitzung erklärt, dass die stadteigene Gesellschaft bei einer Übertragung in Erbbaurecht jährlich etwa 87 000 Euro Unterdeckung ausgleichen müsse - sofern das Haus überhaupt voll vermietet sei. Auch eine Übertragung der Immobilie als Sacheinlage sei für die Stäwo nicht tragbar. Darüberhinaus könne man sich frühestens im Sommer um das Projekt kümmern, da die Stäwo derzeit mit dem Dachgeschossausbau der Häuser an der Margeritenstraße und mit dem Bau der 52 Wohnungen auf der sogenannten Coop-Wiese personell voll ausgelastet sei. Zwar obliege die Entscheidung dem Aufsichtsrat und damit letztlich der Stadt, betont Ortolf auf Anfrage. "In dem vorgelegten Modell ist das aber für die Stäwo nicht sinnvoll. So wie vorgesehen ist das bei den geschätzten Kosten für uns nicht wirtschaftlich."

Deshalb werde er auf Grundlage des Beschlusses vom Februar nun das Gebäude auf Erbpachtbasis öffentlich ausschreiben - "ohne eine Verpflichtung zur Vergabe", verkündete Heilinglechner. "Dies scheint mir notwendig, um überhaupt in Erfahrung zu bringen, ob ein externes Interesse an der Immobilie besteht." Sollten Angebote eingehen, könne der Stadtrat in einer der kommenden Sitzungen entschieden, ob das Haus vergeben werden soll oder eine andere Option geprüft wird.

Im Stadtrat hatte Gerlinde Berchtold (SPD) moniert, dass Ortolf dem Stadtrat nicht erklärt habe, unter welchen Voraussetzungen die Stäwo das sanierungsbedürftige Gebäude übernehmen würde. Möglich sei es zum Beispiel, die Unterdeckung auf 45 000 Euro zu reduzieren. Ortolf hingegen sagt, die Bedingungen, unter denen die Übernahme für die Stäwo rentabel sei, seien dem Aufsichtsrat bekannt. Er wolle sich jedoch nicht dazu äußern, da sie nicht öffentlich seien.

Ob sich die teure Generalsanierung des einstigen Landgerichts, in dessen Mauern zudem Teerbahnen mit mutmaßlich gesundheitsschädlichen Stoffen gefunden wurden, für private Investoren lohnen könnte, muss nun die Ausschreibung zeigen. Jürgen Kindervater, der vor sechs Jahren das ehemalige Vermessungsamt am Untermarkt 2 ebenfalls in Erbpacht von der Stadt übernommen und liebevoll saniert hat, findet die Immobilie "auf jeden Fall interessant". Die Kosten könne er zum derzeitigen Zeitpunkt allerdings nicht bewerten, sagt er. "Es braucht ein Konzept und eine Idee." Für die Kindervater OHG, die das ehemalige Vermessungsamt betreut, wäre das wenige Meter entfernte gelbe Gebäude eine Option. Allerdings müsse er das mit seinem Sohn, der an der Gesellschaft mehrheitlich beteiligt ist, besprechen. "Wir müssen schauen: Können wir uns das zutrauen", sagt Kindervater.

Um die Rentabilität macht er sich wenig Sorgen: In das einstige Vermessungsamt habe er schließlich auch mindestens 1,5 Millionen gesteckt, sagt Kindervater. Der Untermarkt 10 sei ein "wunderschönes Gebäude in einer wunderbaren Lage", findet er. "Das kriegt man mindestens so schön hin wie den Untermarkt 2."

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