Schlehdorf: Kampf um Mädchenrealschule:Der Erzbischof antwortet nicht

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Eltern, Schüler und Ehemalige wollen die Schule mit weiteren Mahnwachen retten - und planen für den letzten Ferientag einen besonders lauten Protest.

Isabel Meixner und Ingrid Hügenell

Mit Mahnwachen versuchen Eltern, Schüler und Lehrer, die Schließung der Realschule Sankt Immaculata in Schlehdorf doch noch zu verhindern. Jeden Mittwoch um 18 Uhr treffen sich die Betroffenen, um Kerzen vor der Kirche anzuzünden und neueste Entwicklungen kundzutun. Momentan gibt es laut der Elternbeiratsvorsitzenden Heidi Hofmann aber nichts Neues. Sie warte immer noch auf eine Antwort von Reinhard Kardinal Marx auf das Bittschreiben von vor sechs Wochen: "Die Diözese findet es offenbar nicht nötig, mit uns zu sprechen." Dass sie bisher keine Reaktion der Erzdiözese München-Freising erhalten hat, macht sie wütend: "Das gebietet der zwischenmenschliche Anstand, dass ich mich auf ein persönliches Schreiben hin melde."

Die Mädchenrealschule St. Immaculata in Schlehdorf soll geschlossen werden, weil mit der Öffnung der Realschule in Murnau die Schülerzahlen sinken. So zumindest begründet die Diözese die Entscheidung. (Foto: Manfred Neubauer)

Hofmann vermutet, das Argument, nach Schlehdorf würden nach der Öffnung der Knabenrealschule in Murnau für Mädchen zu wenige Schüler kommen, sei vorgeschoben. Sie glaubt, dass die Einrichtung zugunsten der Realschulen Sankt Irmengard in Garmisch-Partenkirchen und Sankt Ursula in Hohenburg geschlossen werden soll, deren Träger ebenfalls die Erzdiözese ist.

Die Eltern, die ihre Kinder auf eine christliche Privatschule geben wollten, müssten diese nach Schließung der Schlehdorfer Mädchenrealschule in eine dieser beiden Einrichtungen schicken: "Die Diözese denkt sich: Ich schließe das, was mir an beiden Standorten gefährlich wird." Sankt Irmengard verliere viele Schüler an Murnau, außerdem schrumpfe die Schülerzahl wegen des demografischen Wandels, sagt Hofmann. Dass Schlehdorf geschlossen wird, liegt ihrer Ansicht nach daran, dass die beiden anderen Einrichtungen an Gymnasien angeschlossen sind. "Die zu schließen, macht viel mehr Aufhebens als in einem Bamperldorf wie Schlehdorf."

An den Mahnwachen nahmen trotz Ferien zwischen 50 und 150 Personen teil. Hofmann findet diese Anteilnahme "überwältigend", besonders von ehemaligen Schülerinnen, die die Schule teilweise vor mehr als 50 Jahren verlassen haben: "Da steht vor Ihnen eine Personenanzahl mit gleichen T-Shirts, die alle das gleich aussagen: Wir lassen auch in den Ferien unsere Schule nicht allein." Am Mittwoch war der Landtagsabgeordneter Florian Streibl (Freie Wähler) da. Für den letzten Ferientag, 12. September, planen die Organisatoren besonders lauten Protest: Um 18 Uhr wollen sie mit Kuhglocken das neue Schuljahr einläuten. "Die Fünftklässler sind schon eifrig am Kuhglockensammeln. Da gibt's richtig Rambazamba", sagt Hofmann.

Auf eine Antwort des Erzbischofs wartet unterdessen auch Georg Rauchenberger, Bürgermeister von Benediktbeuern. Er hatte Marx angesprochen, als dieser sowie etwa 1000 Schützen und Trachtler aus der Region in Rom waren, um dem Papst zum 85. Geburtstag zu gratulieren. Er habe nach dem Abendessen kurz mit dem Erzbischof sprechen können. "Dabei habe ich ihm von dem Aufruhr durch die Schließung berichtet, und dass ich nicht glaube, dass sich das wieder legt", berichtet Rauchenberger. Marx habe geantwortet: "Das ist mir klar. Wir werden versuchen, eine gute Lösung zu finden." Etwas Neues hat aber auch Rauchenberger nicht gehört: "Mir ist nicht bekannt, dass sich seither was bewegt hätte."

© SZ vom 25.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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