Tradition gefährdet:Sternsinger dringend gesucht

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Sternsinger, hier in Gelting, könnten in Schäftlarn im Januar ausbleiben, falls die Pfarrgemeinde nicht genug Freiwillige findet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach zwei Jahren Pandemiepause können zu Heiligdreikönig wieder die Kinder von Haus zu Haus ziehen. Doch in Schäftlarn fehlen die Freiwilligen.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Für gewöhnlich gehören in den frühen Januartagen Kinder in weißen Kutten, roten Umhängen und mit goldfarbenen Pappkronen zum deutschen Straßenbild. Die Tradition will es so und jeder weiß: Die Sternsinger ziehen unter dem Motto "Kinder helfen Kindern" um die Häuser, malen mit Kreide die Buchstaben C, M und B samt Jahreszahl an den Türstock, damit Christus die Häuser und Wohnungen segne, und bitten um Spenden für das katholische Kindermissionswerk in Aachen. In Schäftlarn musste dieser Brauch in den vergangenen beiden Jahren durch die Coronapandemie ausfallen. Doch auch im kommenden Januar könnten die Sternsinger in der Isartalgemeinde ausbleiben. Denn es fehlen Freiwillige, die für die kommende Sternsingeraktion auf Mission geschickt werden können.

Caspar, Melchior und Balthasar und auch der dazugehörige Stern sind in Schäftlarn in den vergangenen Jahren ein bisschen eingeschlafen. So erklärt das zumindest Pfarrer Stefan Scheifele. "Durch die Coronapause sind gewisse Traditionen eingerostet", sagt der Geistliche, der den Pfarrverband Schäftlarn seit Herbst 2021 leitet. Etwa 40 Kinder in jedem Schulalter sucht der Pfarrgemeinderat derzeit für die kommende Sternsingeraktion. Geplant ist, dass die Kinder in etwa acht bis zehn Gruppen zwischen Hohenschäftlarn und Ebenhausen durch die Straßen ziehen sollen. Gesucht werden aber auch Erwachsene, die sie begleiten und außerdem die Routen und Kostüme organisieren sollen.

Pfarrer Stefan Scheifele, der den Schäftlarner Pfarrverband seit Herbst 2021 leitet, ist zuversichtlich, dass sich noch genug Kinder und Erwachsene finden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Sternsingen sei sowohl für alle Altersgruppen eine gute Tat, die sich lohne, sagt Scheifele: "Die Kinder können Selbstwirksamkeit erfahren. In einem Bereich, den sie kennen, können sie unheimlich viel Gutes tun. Das bereitet ihnen große Freude." Und auch für die Erwachsenen, die als Begleitpersonen gesucht werden, könne die Rückkehr ins Ehrenamt bedeuten, wieder etwas tun, ohne Profit zu erwarten, "oder sich zu fragen, was ich davon habe". Durch das Tun komme etwas in Bewegung, sagt der Pfarrer.

Stefan Scheifele ist optimistisch, dass das Sternsingen in Schäftlarn für diese Saison nicht abgesagt werden muss. "Die Bereitschaft ist da, aber die Leute sind durch Corona immer noch gelähmt", sagt er. Und damit eben auch die Bräuche. In der diesjährigen Adventszeit gelte es daher, die Traditionen wiederzubeleben und ins Bewusstsein zu rücken. Interessierte Kinder und Erwachsene, die bei der Sternsingeraktion mithelfen möchten, seien jederzeit willkommen, sich beim Pfarrverband Schäftlarn zu melden, sagt Scheifele. Bis Heiligdreikönig sei ja noch einige Zeit hin. Der Pfarrverband behalte es sich vor, kurzfristig zu entscheiden, ob das Sternsingen im Januar stattfinden wird.

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