Schäftlarn:Grundschule platzt aus allen Nähten

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Keine fünf Jahre nach der Neueröffnung diskutiert Schäftlarn, wie die Nachmittagsbetreuung gewährleistet werden kann. Eine Lösung könnte es erst in Jahren geben.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Es gibt wieder mehr Kinder, vor allem werden immer mehr betreut, weil ihre Eltern arbeiten: Das stellt Schäftlarn vor Probleme. Zwar gibt es momentan genug Krippen- und Kindergartenplätze. Doch wenn die Buben und Mädchen in die Schule kommen, wird es schwierig. Denn die Grundschule, die erst im Sommer 2012 nach einer dreijährigen Sanierung und Erweiterung neu eröffnet wurde, platzt schon wieder aus allen Nähten.

Vor allem betroffen: die Nachmittagsbetreuung. Wie die Gemeinde die dringend benötigten Räume schaffen könnte, war am Mittwoch Thema im Familien- und Sozialausschuss. Eingeladen waren dazu auch die Leiterinnen von Hort und Schülermittagsbetreuung, Claudia Groß und Michaela Schwarz sowie Schulleiter Wolfgang Prechter.

134 der rund 250 Grundschüler werden nach Schulschluss in der "Kinderburg Isaria" betreut, die im Erdgeschoss der Schule über einen eigenen Trakt verfügt. Sie besteht aus zwei eigenständigen Einrichtungen: Hort und Schülermittagsbetreuung mit sechs Gruppen, in der die Kinder bis 14 oder 16 Uhr bleiben können. Der Hort mit zwei Gruppen hat bis 17 Uhr geöffnet. Träger der "Kinderburg" ist die Arbeiterwohlfahrt. Derzeit liegt die Betreuungsquote alle er Sechs- bis Zehnjährigen bei rund 54 Prozent - deutlich mehr, als die Verantwortlichen angenommen hatten. "Wir sind davon ausgegangen, dass 40 Prozent der Kinder nachmittags betreut werden sollen. Jetzt sind wir bei fats 60, aber es werden 80 oder sogar 90 Prozent werden", sagte Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Denn Eltern, die ihre Kinder in Krippe und Kindergarten betreuen ließen, wollen auch Betreuung, wenn die Kinder in die Grundschule kommen.

Alle verfügbaren Räume werden bislang für die Buben und Mädchen genutzt, auch der Mehrzweckraum der Schule. Das Personal hat deshalb keinen eigenen Raum mehr: keinen Ort für Pausen, für Teamsitzungen oder Elterngespräche, wie Hortleiterin Groß bei der Sitzung erklärte - eine schwierige Situation.

Ein Ende ist nicht in Sicht. "Der Bedarf an Betreuungsplätzen nimmt stetig zu", sagte Hauptamtsleiter Stefan Wallner bei der Sitzung. Schon jetzt sei der Bedarf höher als die Zahl der Plätze, und es sei davon auszugehen, dass er langfristig bestehen bleiben werde. Das zeigen die Geburtenzahlen. Verschärft werden könnte das Platzproblem, wenn mehr Inklusionskinder in den Hort kommen. Denn ein Kind mit besonderem Förderbedarf besetzt rechnerisch drei Plätze, wie Groß erklärte. Momentan ist ein solches Kind im Hort.

Eine Lösung könnte es in einigen Jahren geben, wenn die marode Turnhalle neu errichtet wird, was aber noch nicht beschlossen ist. Der Neubau könnte so platziert werden, dass die jetzigen Umkleiden zu Räumen für die Nachmittagsbetreuung umgestaltet werden könnten. Dadurch, so schätzt Wallner, könnten auf etwa 160 Quadratmetern 48 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Diese Idee wurde im Ausschuss begrüßt, sowohl von den Gemeinderäten als auch von Rektor Prechter und den Leiterinnen der Betreuungseinrichtungen.

Für eine maximale Planung mit einem Puffer sprachen sich Maria Kötzner-Schmidt (Gemeindeunion) und Christian Lankes (Grüne) aus. Susanne Dichtl (CSU) wies darauf hin, dass die Gemeinde schon sehr viele Plätze in der Nachmittagsbetreuung zur Verfügung stelle, obwohl sie dazu gesetzlich nicht verpflichtet sei. Dennoch sollte die Gemeinde ein bedarfsgerechtes Angebot für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern anstreben, sagte Wallner - im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Schließlich sei hier die Lücke zwischen Bedarf und Angebot besonders groß.

Diskutiert wurde, ob in Schäftlarn nicht doch in absehbarer Zeit eine Offene Ganztagsschule eingerichtet werden soll. Die brauche ebenso viele Räume wie eine Schule mit Nachmittagsbetreuung, sagte Prechter. Der Nachteil für die Eltern sei, dass es weder in den Ferien noch an Freitagnachmittagen Betreuung gebe. Zusätzlich eine Betreuung anzubieten, sei nicht zulässig.

Jürgen Mies vom Elternbeirat plädierte dafür, auch die Eltern nach ihren Wünschen zu fragen. Lankes sprach sich dafür aus, eine Elternbefragung als einen Parameter bei der Planung zu berücksichtigen. Wallner warnte davor, so Erwartungen zu wecken, die man nicht erfüllen könne oder wolle. So wollten viele Eltern ihre Kinder lieber in den Hort als in die Mittagsbetreuung geben - wegen der längeren Öffnungszeiten und weil ein Hort strukturierter arbeite und qualifizierteres Personal habe. Schneller und günstiger ließen sich Plätze in der Nachmittagsbetreuung schaffen.

Auch die Schule selbst wird demnächst maximal ausgelastet: Im neuen Schuljahr werde es zwölf Klassen geben, sagte Schulleiter Prechter. Sonderräume, die bei der Erweiterung entstanden, müssen inzwischen als Klassenräume genutzt werden, etwa der Religionsraum. Dass die Schule den Mehrzweckraum an die Nachmittagsbetreuung abgetreten habe, schaffe Probleme. "Es ist alles lösbar, aber keine Dauerlösung", sagte Prechter.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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