Schäftlarn:Aufs Pferd gekommen

Was sich Gemeinden nicht alles einfallen lassen, um ihren Haushalt zu sanieren: In Schäftlarn bei Wolfratshausen dachten die Gemeinderäte schon über eine Steuer auf Reitpferde nach.

Ingrid Hügenell

Eine Steuer auf Reitpferde - was für eine gute Idee! Das dachten sich die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die den Schäftlarner Rechnungsprüfungsausschuss bilden, als sie bei Durchsicht vieler Papiere darauf stießen, dass so eine Steuer grundsätzlich möglich wäre. Fix baten sie Kämmerer Wolfgang Sacher, die Sache zu prüfen.

In Schäftlarn dachten die Gemeinderäte über die Einführung einer Steuer für Reitpferde nach - um sie dann doch wieder zu verwerfen. (Foto: dpa)

Sacher tat das. Ergebnis: Eine Steuer auf Reitpferde wird es in Schäftlarn nicht geben. Warum nicht, erklärte Sacher am Mittwoch dem Gemeinderat. Erstens gibt es überhaupt nur 148 Pferde in Schäftlarn, "und wir wissen nicht, ob das alles Reitpferde sind." Den Haushalt sanieren könnte man also nicht, würde man sie besteuern.

Zweitens: "Steuerpflichtig ist nicht der Münchner, der heraußen sein Ross hat, sondern der Halter", erklärte Sacher. Die Steuer träfe mithin den falschen, nämlich den einheimischen Pensionsstall-Besitzer.

Weil es bundesweit bisher nicht eine einzige Gemeinde gibt, die Reitpferde besteuert, müsste Schäftlarn drittens eine Satzung erst erarbeiten und dann vom Innenministerium genehmigen lassen. Ob die Genehmigung komme, sei ungewiss, sagte Sacher. Gewiss aber würde die Angelegenheit vor Gericht landen. "Und wir würden uns den Hass der gesamten Reiterlobby zuziehen." Überdies habe viertens das Reiten eine positive Wirkung auf Kinder und Jugendliche. "Die Frage war berechtigt, aber nach der Recherche wäre eine Reitpferdesteuer nicht der schlagende Erfolg", fasste Bürgermeister Matthias Ruhdorfer abschließend zusammen.

© SZ vom 27.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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