Wer regelmäßig die S-Bahn nutzt, kennt dieses Gefühl: Man sitzt auf Kohlen im Zug, der Verspätung hat, und man nicht weiß, wartet der Bus am Bahnhof oder nicht. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat dies dazu veranlasst, im Februar dieses Jahres einen Antrag zu stellen. Die Verwaltung sollte demnach prüfen, ob eine "Anschlussgarantie" für neun Buslinien in Zukunft gewährleistet werden kann. Eine Garantie könne man nicht geben, lautete nun die Antwort von Matthias Schmid, der im Landratsamt zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und die Schülerbeförderung ist. Letztendlich setzte sich ein Kompromiss durch: Die Grünen zogen ihren Antrag zurück, dafür stimmte der Kreis-Infrastrukturausschuss für den Vorschlag, dass die Verwaltung die maximal möglichen Wartezeiten der Buslinien eruieren soll.
Immer wieder stellten die Fahrgäste der S7 fest, dass die Anschlussbusse, meist bei den Linien 975, 379, 378, 376, 375 374 373, 372, 370, geradezu vor ihrer Nase wegfahren würden, schreiben die Grünen-Kreisräte in ihrem Antrag. Trotz eines abgestimmten Fahrplanes mit Umsteigezeiten komme es zu "dieser bedauerlichen Situation", da die S 7 in weiten Bereichen "nur sehr unpünktlich" verkehre. "Dieser Zustand ist nicht nur unattraktiv und wenig geeignet, Fahrgäste zu gewinnen, sondern konterkariert unsere Investitionen in den ÖPNV", so die Grünen.
Schmid betonte, er könne das Ansinnen nachvollziehen. Man habe die Busfahrpläne auf die Ankunfts- und Abfahrtzeiten der S 7 getaktet. Wenn das nicht funktioniere, sei dies ärgerlich. Er habe sich mit den Fachleuten beim MVV unterhalten. Das Ergebnis: Momentan sei die Übertragung von Echtzeitdaten von den S-Bahnen zu den Bussen nicht möglich, obwohl die technischen Voraussetzungen gegeben seien. Aber ohne solche Daten könne ein Busfahrer nicht entscheiden, ob er noch einige Minuten warten könne oder nicht. Zudem müssten die gesamten Fahrpläne umgearbeitet und mit entsprechenden Zeitpuffern ausgestaltet werden. Das sei wegen der Komplexität eventuell zum Fahrplanwechsel möglich, bestenfalls zur Neuausschreibung der Buslinien für 2024. "Das bedeutet dann auch Mehrkosten für den Landkreis, weil mehr Busse und Fahrer eingesetzt werden müssten", sagte Schmid. Es bedürfe eines Gesamtkonzepts und nicht einer Operation am offenen Herzen.
Das erschien Jakob Koch (Grüne) zu kompliziert. Man müsse doch prüfen können, welche Pufferzeiten der Fahrplan jetzt schon hergebe. Franz Schöttl (CSU) plädierte dafür, das Ergebnis eines Pilotprojekts des MVV im Landkreis München (Deisenhofen) abzuwarten, das mit der Übermittlung von Echtzeitdaten experimentiert. Als andere erscheine ihm wenig professionell, sagte Schöttl. Michael Häsch hielt den Antrag für "gut gemeint". Aber der Landkreis habe nun einmal keinen Einfluss auf die S-Bahn-Fahrzeiten. Außerdem störte ihn das Wort "Garantie". Würde der Landkreis eine solche gewähren, könnte sich daraus ein Rechtsanspruch ergeben. "Und dann müsste der Landkreis Schadensersatz zahlen."
Matthias Schmid gab zu bedenken, dass es einen eigenen Beschluss der Kreisgremien brauche, sollte den Busfahrern die Anweisung gegeben werden, bis zur Minute fünf auf eine verspätete S-Bahn aus München zu warten. Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne), Mitunterzeichner des Antrags, schlug schließlich einen Kompromiss vor, auf den sich das Gremium einigen konnte. Bei der nächsten Ausschreibung der Buslinien sollen Pufferzeiten berücksichtigt werden. Ferner soll die Verwaltung "im kleinen Bereich" prüfen, ob die Busfahrer vielleicht schon jetzt drei Minuten am Wolfratshauser Bahnhof warten könnten. "Und dann los", so Koch, der obendrein hoffte, dass der Auftrag "ohne großen Aufwand" von Schmid erledigt werden könne. "Das hoffe ich ebenfalls", erwiderte dieser.