Ramadama in Wolfratshausen:Die Müllhölle im Naturparadies

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Kann das weg? Ja, aber nicht in die Natur. (Foto: Manfred Neubauer)

Mehr als hundert Ehrenamtliche sammeln beim Ramadama im Bergwald und an der Loisach Drogenspritzen, Schnapsflaschen, Werkzeug und anderen Unrat ein.

Von Anja Brandstäter, Wolfratshausen

Auf den ersten Blick sieht der Bergwald unterhalb der Serpentinen, die nach Dorfen führen, ganz sauber aus. Das Gelände ist steil. Um so verblüffender, dass gerade dort so viel Müll herumliegt. Hier muss man gar nicht suchen, der Unrat ist nur etwas von Blättern verdeckt. Darunter sind auch auch jahrealte Objekte bekannter Labels: eine Frisiercreme-Tube, Büchsen, Zahnpastatuben; aber auch Haushaltsschrott, Flaschen aller Art, sehr viele Glassplitter, Plastik, Drähte und sogar verrostete Sprungfedern eines Betts. Das unwegsame Gelände haben sich Veronika Greiter, Niklas Vogl und Alfred Matuschek von der Bergwacht sowie Anneliese Simon-Reitebuch und ihr Mann Jochen Simon vorgenommen. Ausgerüstet mit großen blauen Säcken mit der Aufschrift "Ramadama Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen" ziehen sie Unglaubliches aus dem Naturparadies. Dinge, die Menschen dort bewusst abgeladen oder achtlos aus dem Autofenster geworfen haben. Sieben schwere Säcke dreckig-bunter Müllvielfalt sind allein dort zusammen gekommen.

Mehr als hundert umweltbewusste Bürgerinnen und Bürger haben sich am Samstag zum "Ramadama" in Wolfratshausen angemeldet. Darunter sind die fünfjährige Melina und ihr siebenjähriger Bruder Janne, die mit ihren Eltern dabei sind. Sie haben sich zusammen mit den Geschwistern Levin und Leopold und deren Vater ein Gebiet am Loisachufer ausgesucht, rund um das Gasthaus "Grüner Baum" in Weidach. Die Kinder zeigen frohgemut eine leere 1,5-Liter-Weinflasche. "Davon haben wir gleich drei gefunden", erzählen sie. Melina hat ein kleines englischsprachiges Buch aufgehoben, das allerdings völlig durchfeuchtet und nicht mehr zu gebrauchen ist. In ihrem blauen Müllsack finden sich neben einer Corona-Maske eine ganze Menge Zigarettenstummel.

Am Loisachufer sind sie fündig geworden (von links): Inga Mietzner, Melina, Levin, Leopold und Janne. (Foto: Manfred Neubauer)

Der sechsjährige Peter ist mit seiner Mutter ein anderes Stück am Loisachufer abgegangen und hat zwei Küchenmesser, eine große Schere und eine Zange gefunden.

Pünktlich zu Mittag lädt die Stadt Wolfratshausen alle Mitwirkenden zu einer Brotzeit im Freien vor dem Rathaus ein. Das Müllsammeln scheint allen Spaß gemacht zu haben. "Wir machen auf jeden Fall wieder als Familie mit", sagt Kathrin Kersten. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern hat sie in Waldram Müll gesammelt. Sie haben Medikamentenflaschen, benutzte Drogenspritzen und Schnapsflaschen eingesammelt. "An einer Bank haben wir fünf kleine Rotweinflaschen gefunden", berichten sie. Hier ein fallengelassenes Taschentuch, dort ein Kronkorken, Papiertüten und Bonbonpapier, es kommt eine Menge zusammen.

Müll direkt neben dem Mülleimer

An der Aktion hat sich auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner beteiligt: "Am Walsersteg ist ein Mülleimer angebracht, doch der Müll liegt daneben herum. Ich war mit zwei Kindern unterwegs, die ganz schön entsetzt waren." Ferner halfen nach Auskunft des Umweltreferats beim Ramadama der ehemalige Bürgermeister Reiner Berchtold und die Stadtratsmitglieder Gerlinde Berchtold, Fritz Meixner, Manfred Menke und Josef Praller.

Damit alles gut organisiert abläuft, haben sich die Mitwirkenden vorab bei Annalena Beischl vom Referat Planen und Umwelt angemeldet. Die Teilnehmenden konnten sich unterschiedliche Routen im Stadtgebiet aussuchen. Es standen Handschuhe und Säcke zur Verfügung. Diese liegen nun an vereinbarten Stellen und werden am Montag vom Bauhof abgeholt.

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