Penzberger Politik:Der Natur zuliebe

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Damit der Kirnbergsee weiterhin sauber bleibt, sollen die Wohnmobilstellplätze verlegt werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Massive Beschwerden über Wohnmobile am Kirnbergsee zwingen Penzberger Stadtrat zu handeln und alternative Standorte zu suchen

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Mit dem Wohnmobil Urlaub zu machen, ist ein Trend - verstärkt noch, seit immer mehr Menschen in der Corona-Pandemie im Land Ferien machen wollen. Als unter Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) acht Wohnmobilstellplätze am Kirnbergsee geschaffen wurden, dachte niemand, dass sich diese eines Tages solch großer Beliebtheit erfreuen würden wie in den vergangenen Monaten. Aber der Erfolg hat eine Schattenseite: Weil die Probleme mit den hygienischen Zuständen untragbar wurden, hat der Stadtrat am Dienstag beschlossen, den Stellplatz zum 15. Oktober für dieses Jahr zu schließen. Um den Tourismus in Penzberg nicht im Keim zu ersticken, soll ein alternativer Standort gesucht werden. Im Gespräch sind die Berghalde und der Parkplatz hinter der Landkreis-Turnhalle am Schwimmbad.

Ausgewiesen wurden acht kostenfreie Stellplätze, die maximal 48 Stunden lang belegt werden sollten. An eine weitere Infrastruktur wie eine Entsorgungsmöglichkeit für die chemischen Toiletten oder Wasseranschluss hatte man im Rathaus nicht gedacht. Lediglich ein Stromanschluss wurde nachgerüstet. Seit vielen Wochen hagelte es Beschwerden von Bürgern, die im Antrag einer Gruppe von Penzbergern gipfelte, den Wohnmobilstellplatz sofort zu schließen. Bärbel Bierling, Helga Spitzhüttl-Schäfer, Alfred Lovasi und Hubert Helfenbein führten unter anderem in ihrer Begründung an, dass Chemietoiletten im Gebüsch entleert, die Nutzer ihre Notdurft in den Büschen verrichten oder zum Haarewaschen in den See gehen würden. Belegt wurden die Vorwürfe mit Fotos.

Als die ersten Beschwerden im Rathaus ankamen, schlug die Verwaltung vor, mit einer Beschilderung und der Androhung von Bußgeld dem Wildwuchs Herr zu werden. Doch nun sah sich der Stadtrat angesichts der schlechten Stimmung unter den Penzbergern gezwungen, härtere Schritte zu unternehmen. Die Schaffung der Stellplätze sei gut gemeint, aber schlecht gemacht worden, sagte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) - ein Seitenhieb auf seine Amtsvorgängerin. Eine kostenfreie Entsorgungsstation sei auf solchen Plätzen in Europa Standard, sagte Christian Abt (CSU). Er plädierte dafür, an anderer Stelle eine Abstellmöglichkeit für Wohnmobile zu schaffen, allerdings mit der dafür notwendigen Infrastruktur. Ansonsten wolle er den Standort am Kirnbergsee behalten - "mit Verbesserungen", betonte Abt. Wolfgang Sacher (Bürger für Penzberg) sprach sich dafür aus, Stellplätze zu schaffen, wo bereits ein Kanalanschluss vorhanden sei. "Wie auf der Berghalde", sagte er und verwies auf den Wohnmobilplatz in Bad Tölz, der über die nötige Infrastruktur verfüge.

Einig war sich der Stadtrat darin, Alternativen zu suchen. Die Verwaltung wurde beauftragt zu eruieren, wie teuer eine Ladestation für Wohnmobile wie auch Duschen und andere Einrichtungen kämen. Eventuell seien auch zwei Standorte denkbar, sagte Korpan.

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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