Abschied im Penzberger Stadtrat:Kein bisschen Wehmut

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Über einen eigenen Bereich können sich die jüngsten Nutzer der Penzberger Stadtbücherei seit Kurzem freuen. Pfarrer Bernhard Holz segnete die neue Kinderbibliothek bei der Einweihung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach 13 Jahren verabschiedet sich Katrin Fügener als Leiterin der Stadtbücherei in den Ruhestand. Aus der Bibliothek in der Rathauspassage habe sie eine Anlaufstelle für alle gemacht, sagt Bürgermeister Stefan Korpan.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

"Es ist so rund und fühlt sich richtig an", sagt Katrin Fügener. Kein Wort des Bedauerns oder Zauderns kommt ihr über die Lippen, vielmehr betont sie, es sei an der Zeit zu gehen. Schließlich sollen auch mal andere, jüngere Leute ran. Nach 13 Jahren verabschiedet sich die Leiterin der Penzberger Stadtbücherei in den Ruhestand. Bürgermeister und Stadträte würdigten die Verdienste der 66-Jährigen in der letzten Sitzung vor der Sommerpause. Fügener habe aus der Stadtbücherei "eine Anlaufstelle für alle Bevölkerungsschichten, jeglichen Alters und ethnischer Herkunft" gemacht, unterstrich Bürgermeister Stefan Korpan (CSU).

Wer Lust auf einen freien Zugang zu den "relevanten Informationen unserer Gesellschaft", zu kreativer Selbstverwirklichung sowie Spiel und Spaß an lebenslangem Lernen habe, der sei in der Bücherei in der Rathauspassage am richtigen Ort, den Fügener maßgeblich mitgestaltet habe, sagte Korpan weiter. Stets sei die Bibliothek ein Treffpunkt der sozialen Integration und der kulturellen Vielfalt gewesen. Modernste Medien und vielfältige Angebote hätten dazu beigetragen. Und immer sei Fügener auch die Leseförderung der Jugend wichtig gewesen. Diverse Angebote für Kinder - von Führungen über Medienkisten und die sogenannten Lesefuzzis bis hin zum Zugang zu Fernleihe und Lernhilfen, die sie als Büchereileiterin initiierte - hätten die Stadtbücherei vor allem für die jüngere Generation erlebbar und interessant gemacht, so der Bürgermeister.

Geschenke gab es für die scheidende Penzberger Büchereileiterin Katrin Fügener zuhauf. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) überreichte unter anderem einen Blumenstrauß bei der offiziellen Verabschiedung. (Foto: Alexandra Vecchiato)

Korpan erinnerte auch an die Anfänge der Bibliothek in der Rathauspassage. Es sei Fügener gewesen, die den Umzug der alten Bücherei am Rathausplatz in die neuen Räume auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Angriff genommen habe. Und sie habe daraus ein "Schmuckkästchen" gemacht. Für dieses "Schmuckkästchen" bedankten sich auch die Fraktionen. Das "Herzblut" und die "Leidenschaft", die Fügener in die Bücherei gesteckt habe, habe den "Funken immer überspringen" lassen, sagte CSU-Sprecherin Maria Probst. "Wir können stolz auf die Bibliothek sein."

Ein "eigenes Denkmal" gesetzt

Dass Katrin Fügener eine wahre Meisterschaft darin erreicht habe, Fördermittel zu generieren, betonte Elke Zehetner (SPD). Es sei eine "mehr als erfreuliche Zusammenarbeit" gewesen. Aus der Rathauspassage habe Fügener mit der Bücherei eine "kulturelle Mitte" Penzbergs gemacht. Armin Jabs (BfP) sprach davon, dass Fügener dem Stadtrat "charmant und nachdrücklich Geld abgerungen" habe. Das Gremium habe die Projekte gerne mitgetragen. Ute Rohwein-Sendl (PM) erinnerte an Fügeners Engagement für die Integration, etwa mit dem von ihr initiierten Café International. Jack Eberl (FLP) brachte es auf den Punkt: Katrin Fügener sei eine Künstlerin darin, Projekte und anderes dem Stadtrat so überzeugend vorzutragen, dass er am Ende gedacht habe, es sei seine Idee gewesen.

Nur ein Großprojekt konnte die 66-Jährige als Büchereileiterin lediglich anstupsen, aber nicht vollenden: das "WohnZimmer" Rathauspassage. Das Erdgeschoss der Passage an der Karlstraße sollte ein lebendiger Lern- und Lebensort werden, ein offener Bürgertreff, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Die Penzberger wurden nach ihren Wünschen befragt, ein werbewirksames Video gedreht, Workshops abgehalten. Letztlich musste das Vorhaben auf Eis gelegt werden, weil der Stadt Penzberg für die Umsetzung und die nötigen Umbaumaßnahmen das Geld fehlt.

Doch einen kleinen Erfolg, einen Etappensieg sozusagen, kann sich Katrin Fügener auf die Fahnen schreiben. In den letzten Tagen ihrer Schaffenszeit, sagte Bürgermeister Korpan bei der Verabschiedung, hätten sie und ihr Team das "KinderZimmer" in der Rathauspassage auf den Weg gebracht - "womit sie sich abschließend noch einmal ein Denkmal gesetzt hat".

Wo früher Mode verkauft wurde, haben nun die jüngsten Leser ein eigenes Reich: Die neue Kinderbücherei besticht durch liebevolle, kindgerechte Details. Es gibt verschiedene Rückzugsmöglichkeiten zum Schmökern wie einen Adlerhorst auf der Treppe oder eine Bärenhöhle. Piraten-Ambiente darf nicht fehlen und natürlich jede Menge unterschiedlicher Medien für Kinder bis zu 13 Jahren.

Ganz kurz fiel Fügeners Resümee aus. Sie dankte den Stadtratsmitgliedern für die Unterstützung in den vergangenen 13 Jahren. Schließlich mussten sie die Projekte und deren Finanzierung absegnen, auch wenn vieles über Zuschüsse abgedeckt war. Es sei von Anfang an eine "total angenehme Atmosphäre" gewesen, sagte die 66-Jährige Der Stadtrat sei "letztendlich immer mitgegangen".

Ihre Nachfolgerin steht bereits fest. Leiterin der Penzberger Stadtbücherei wird Fügeners bisherige Stellvertreterin, Ilka Heissig.

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