Aus dem Penzberger Stadtrat:Piodrama: Sturm im Stadtbad

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Alles neu - auch die Gebühren im Penzberger Schwimmbad. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gebühren für die Nutzung des neuen Schwimmbads "Piorama" durch Vereine sind der Schwimmgemeinschaft Oberland Penzberg zu hoch. Im Stadtrat bringt Elke Zehetner das Thema aufs Tapet.

Von Arnold Zimprich, Penzberg

Das neue Penzberger Schwimmbad "Piorama" ist der Schwimmgemeinschaft Oberland Penzberg (SGO) zu teuer. Die frühere Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) hat dies am Dienstag im Stadtrat thematisiert. Nach einer Veröffentlichung des Penzberger Merkurs habe sich eine SGO-Gruppe privat zum Schwimmen verabredet, um so die Bahngebühr für Vereine von 100 Euro pro Stunde zu umgehen.

Auf Nachfrage der SZ erklärte dazu Jakob Schachtschneider, der stellvertretende Vorsitzende der SGO, er sei sich keiner Schuld bewusst. Man sei privat ins Piorama gekommen und habe so rund die Hälfte dessen bezahlt, was für eine Vereins-Trainingsstunde fällig gewesen wäre.

"Es kann nicht sein, dass hier Mondpreise verlangt werden"

In den kommenden Tagen will die SGO einen offenen Brief an Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) schicken, in dem es um die Preisstaffelung geht. "Es kann nicht sein, dass hier Mondpreise verlangt werden", sagt Schachtschneider. Er sieht die Stadt in der Bringschuld, was eine Einigung hinsichtlich des Vereinstrainings angeht. "Eigentlich müssten sie auf uns zukommen und nicht wir auf sie", sagt er. Dass ausgerechnet der lokale Schwimmverein aus finanziellen Gründen nicht in Penzberg trainieren kann, ist für Schachtschneider unverständlich. "Die Preise machen den Verein kaputt", klagt er. Rund 170 Mitglieder habe man und 30 Anwärter, die nicht aufgenommen werden können, weil Kurse mangels Trainingsplatz nicht angeboten werden können. In Weilheim, wohin die SGO ausweicht, müsse man für mehrere Stunden auf fünf Bahnen nur einen Bruchteil dessen aufbringen, was in Penzberg verlangt wird.

Zehetner zeigte sich im Stadtrat froh darüber, dass das 33 Millionen Euro teure Schwimmbad im November vergangenen Jahres endlich eröffnet werden konnte - ein Projekt, für dessen Planung sie in ihrer Zeit als Bürgermeisterin mit verantwortlich zeichnete. "Die Schwimmbadgäste kommen von weit her, zur Freude von uns allen", betonte sie. Die Regeln würden auch von allen akzeptiert, abgesehen von der Schwimmgemeinschaft.

Dass sich die Penzberger Preise am oberen Rande dessen ansiedeln, was landläufig von Vereinen für das Training in Schwimmbädern verlangt wird, bestätigt indes die Aussage von Benedikt Schubert, Leistungssportreferent beim Bayerischen Schwimmverband. "Für eine Bahnstunde für die 50-Meter-Bahn müssen Vereine in der Olympia-Schwimmhalle in München 59 Euro zahlen", sagte er der SZ. Der Würzburger und der Bayreuther Schwimmverein verlangen laut Schubert für eine Bahnstunde in ihren vereinseigenen Bädern 40 Euro.

Auch im neuen interkommunalen Hallenbad in Geretsried sind die Preise niedriger als in Penzberg: 39,60 Euro zahlen Vereine für eine Bahnstunde, für ein ganzes Becken 198 Euro pro Stunde. Das Lehrschwimmbecken kostet in Geretsried 49,50 Euro (halbes Becken) und 99 Euro (ganzes Becken) pro Stunde.

Die Landkreis-Sportvereine wiederum ächzten, was die Gebühren für die außerschulische Nutzung von Sportanlagen angeht. Im Juli vergangenen Jahres wandten sich die Vorsitzenden des TuS Geretsried, des TV Bad Tölz und des TSV Wolfratshausen deswegen in einem Brandbrief an den Kreistag.

Ein anderes Problem beschäftigte den Stadtrat: Besucher des neuen Schwimmbads, die mit dem Auto kommen und die Gebühr von 1,70 Euro je Stunde im von den Stadtwerken betriebenen Parkhaus neben dem Piorama nicht bezahlen wollen, weichen auf den bisher unbeschränkt kostenlosen Friedhofsparkplatz aus. Nun will die Stadt die Parkdauer dort auf zwei Stunden begrenzen.

Während Beerdigungen solle man aber niemanden aufschreiben, wandte Adrian Leinweber ein. Der langjährige SPD-Stadtrat zeigt sich angesichts der SGO-Manöver ebenfalls verärgert. "Es hätte auch kein Schwimmbad geben können", betont er. "Wir haben ein tolles Bad geschaffen, da sollten wir stolz darauf sein."

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