Kontroverse Debatte in Penzberg:Denkmal-Antrag für Linden

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Drei Lindenbäume an der Bahnhofstraße sind laut der Stadt marode und sollen gefällt werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mordopfer-Bäume: Der Penzberger Erich Sczepanski hat beim Landratsamt Weilheim-Schongau einen Antrag auf Denkmalschutz gestellt.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Kontroverse um die drei Linden an der Penzberger Bahnhofstraße nimmt kein Ende. Die Stadt will die Bäume fällen lassen, weil sie laut einer Untersuchung durch die städtische Baumpflegerin Anita Suttner zu stark geschädigt sind; der Penzberger Denkmalverein möchte die Linden erhalten, weil an ihnen Opfer der Penzberger Mordnacht erhängt worden sein sollen. Ob sie tatsächlich die originalen Bäume sind, darüber streiten sich Stadt und Verein. Nun hat der Penzberger Erich Sczepanski privat einen Antrag an das Landratsamt Weilheim-Schongau gestellt. Die Untere Naturschutzbehörde und die Untere Denkmalschutzbehörde sollen prüfen, ob die drei Linden als Reste einer innerstädtischen Lindenallee als Naturdenkmal oder Baudenkmal unter Schutz gestellt werden müssen.

Auch Sczepanski argumentiert, dass dies "Tatorte" der Mordnacht am 28. April 1945 waren. Er führt als Beweis in seinem Antrag Postkarten aus verschiedenen Jahren an, die etwa die ehemalige Linden-Allee beidseits entlang der Bahnhofstraße (früher Sindelsdorfer Straße) oder Innenstadtansichten Ende der 1960er-Jahre zeigen. Anhand dieser Aufnahmen belegt er, dass es sich um die originalen Bäume handelt, an denen vor 78 Jahren Mitglieder des "Werwolfs" sogenannte politisch unzuverlässige Elemente aufhängten.

Original oder nicht?

Unterschiedliche Ansichten gibt es, ob die drei Linden tatsächlich so alt sind. Die Stadt vertritt die Ansicht, es handle sich um Ersatzpflanzungen in der Zeit von Bürgermeister Kurt Wessner (1972 bis 1996). Dem widersprechen der Denkmalverein und Erich Sczepanski vehement. Sie zitieren Zeitzeugen wie den Penzberger Nikolaus Lutz, der selbst lange Jahre für die CSU im Stadtrat saß, die beschwören, dass es sich um die Bäume von damals handelt.

Sczepanski kommt beim Vergleich der Fotografien zu dem Schluss, dass die Linden wesentlich älter seien, als das Rathaus erklärt. Nur seien deren Kronen in der Vergangenheit "wohl unfachmännisch" zugeschnitten worden, weshalb sie deutlich kleiner sind. "Die historischen Linden, Bestandteile der ursprünglichen Allee aus der Gründerzeit der Stadt, heben sich durch ihre Stammdicke von späteren Nachpflanzungen ab", schreibt der Penzberger an die Kreisbehörden.

In den Bäumen befinden sich Spechtlöcher. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch er befürwortet den Vorschlag des Denkmalvereins, ein Zweitgutachten von einem öffentlich vereidigten Baumsachverständigen zum Zustand der Linden in Auftrag zu geben. Ein Baumgutachten, das die Stadt 2005 im Zuge der Innenstadtsanierung anfertigen ließ, bescheinigte der Linde direkt an der Hauptkreuzung ein Alter von 30 Jahren. Das wären demnach aktuell etwa 50 Jahre. Sollte aus Gründen der Standsicherheit keine Rettung mehr möglich sein, seien die Linden dennoch erhaltenswert, betont Sczepanski: "Als historisch wertvolle Zeitzeugen für die Tatorte müssen die Bäume wohl sogar als Baum-Torso in situ erhalten werden, selbst wenn sie völlig abgestorben wären." Insbesondere der Baum direkt an der Kreuzung soll umsturzgefährdet sein, da sein Stamm hohl ist.

Im Penzberger Rathaus hat man die Fällung der drei Linden vorerst verschoben. Dort wartet man auf die Stellungnahme aus Weilheim.

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