Penzberg:"Hauptamtliche Beamtin ohne Parteibuch"

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Nach der Vorabstimmung für Elke Zehetner als Bürgermeisterkandidatin treten zwei SPD-Vorstandsmitglieder zurück.

Felicitas Amler

Die designierte parteilose SPD-Bürgermeisterkandidatin Elke Zehetner mit dem SPD-Ortsvorsitzenden Markus Kleinen (links) und Bürgermeister Hans Mummert. (Foto: Privat)

Die Vorentscheidung der Penzberger SPD für eine parteilose und politisch unbekannte Bürgermeisterkandidatin hat in der Partei einiges ins Wanken gebracht. Am Dienstag erklärten die stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Renate Richter und Kassier Marcus Husenbeth ihren Rücktritt. Beide begründeten dies damit, dass in der nicht öffentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag nicht ihr Kandidat Richard Kreuzer, sondern Elke Zehetner die Mehrheit der Stimmen (42 von 56) bekam.

Richter sagte, damit habe man es ihrer Ansicht nach an Solidarität und Fairness gegenüber einem "hochkarätigen Politiker mit Sachverstand und Intelligenz" mangeln lassen. Kreuzer habe sich seit 25 Jahren politisch engagiert. Auch Husenbeth erklärte, er habe Kreuzer aufgrund seiner politischen Erfahrung unterstützt.

Kreuzer selbst war bereits nach der Mitgliederversammlung vom Vorsitz der SPD-Stadtratsfraktion zurückgetreten. Diese Versammlung war jedoch nach Auskunft des amtierenden Bürgermeisters und SPD-Vorstandsmitglieds Hans Mummert noch nicht die offizielle Nominierung des SPD-Bürgermeisterkandidaten. Die finde erst im Juli statt. Mummert begründete mit diesem quasi informellen Charakter der Abstimmung die Nichtöffentlichkeit der Zusammenkunft. Personalfragen, bei denen es auch einmal sehr persönlich werden könne, "sollte man von der Öffentlichkeit fernhalten", finde er.

Mummert, der selbst seit 48 Jahren Mitglied der SPD ist, unterstützt dennoch nachdrücklich eine Parteilose als potenzielle Nachfolgerin im Bürgermeisteramt: "Nur mit der Parteifahne in der Kommunalpolitik voranzuschreiten, das alleine reicht heute nicht mehr." Er habe bereits Stimmen aus der Bevölkerung gehört, die sich positiv zur Entscheidung für eine Parteilose äußern. Mummert betonte seine Wertschätzung für Richard Kreuzer, dessen politische Verdienste er nicht schmälern wolle. Noch deutlicher hob er freilich hervor, Kreuzer habe keine ausreichende Akzeptanz in der Penzberger Bevölkerung. Er sei bei der Kommunalwahl 2008 auf der Liste zurückgewählt worden. "Diese Akzeptanz, die hätte er sich in den vergangenen Jahren erobern müssen." Überhaupt sieht Mummert die Lage seiner Partei in Penzberg, das jahrzehntelang als typische Arbeiter- und damit als SPD-Stadt galt, nicht mehr rosig. "Wir haben 2002 zwei Sitze verloren und 2008 drei Sitze."

Die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder stellten gerade Kreuzers "Ecken und Kanten" als politisch schätzenswerte Haltung heraus. "Man kann nicht immer jedermanns Liebling spielen - muss man auch nicht", sagte Renate Richter. Marcus Husenbeth erklärte, Kreuzer habe sich immer für die SPD ins Zeug gelegt, gelegentlich auch als "politischer Wadlbeißer". Gerade dies verdiene seiner Meinung nach höchsten Respekt.

Die designierte Kandidatin Elke Zehetner sagte der SZ am Dienstag, sie wolle sich in Penzberg mit dem soziodemografischen Wandel ("Wir werden bunter, älter, mehr") befassen, und es gehe ihr darum, "unsere Stadt in der Metropolregion zu wahren" als "hoch angesehene Arbeits-, Industrie- und Gewerbestadt". Dass die Abstimmung am Sonntag nur eine vorläufige gewesen sein soll, überraschte Zehetner. Zur Frage, warum sie parteilos bleibe, erklärte sie, sie habe rote Wurzeln. Aber als Mitarbeiterin eines parteilosen Münchner Stadtrats sei sie "einfach hauptamtliche Beamtin ohne Parteibuch".

© SZ vom 20.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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