Bilanz in Penzberg:Deutlich weniger Besucher

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Die Synthetik-Eisfläche auf dem Penzberger Stadtplatz gefiel den Besuchern nicht. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

"Hannis Eismärchen" in Penzberg: Die Kunsteisbahn kommt bei den Eisläufern nicht gut an. Außerdem hat das reduzierte Angebot wohl zu einem Schwund der Gäste geführt.

Von Annika Nopper und Alexandra Vecchiato, Penzberg

Hannis Eismärchen ist vorbei. Der Abbau der Kunsteisfläche begann am Montag. Fünf Wochen dauerte der Kufen-Spaß auf dem Penzberger Stadtplatz, die Bilanz fällt gemischt aus. Im Vergleich zur Saison 2019/2020 mit 17 366 Besuchern kamen um die Hälfte weniger zum Eismärchen: 8206 Menschen vergnügten sich beim Winterspektakel. Dafür gebe es vermutlich mehrere Gründe, sagt der Penzberger Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Die Mehrheit sei mit der Synthetikbahn unzufrieden gewesen. Aber auch das reduzierte Angebot an Veranstaltungen habe die Besucherzahlen sinken lassen. "Corona hat bestimmt ebenfalls eine Rolle gespielt", sagt Korpan.

Zwei Jahre lang hatte das Eismärchen pandemiebedingt nicht stattfinden können. Die Neuauflage in dieser Wintersaison sollte daher etwas Besonderes sein. Vor allem wegen des hohen Energieverbrauchs hatte sich eine knappe Mehrheit im Stadtrat im vergangenen Sommer dafür ausgesprochen, einmal eine Kunsteisfläche auszuprobieren. Ein erhoffter Nebeneffekt sollte obendrein eine Lärmminimierung sein. Denn einige Anwohner hatten sich in den vergangenen Jahren immer wieder über den Lärm beschwert und einen Anwalt eingeschaltet. "Wir werden in den nächsten Wochen die Zahlen und Abrechnungen auswerten", sagt Korpan. Das Ergebnis soll dem Stadtrat vorgelegt werden. 30 700 Kilowattstunden betrug der Stromverbrauch 2019/2020, was einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von siebeneinhalb Familienhaushalten entspricht. Weil die Eisbahn aus Synthetik nicht gekühlt werden muss, rechnet man nur noch mit einem Verbrauch von vier Haushalten. Ob die Rechnung tatsächlich aufgeht, muss sich allerdings erst noch zeigen. In jedem Fall musste die Stadt für dieses Mal tiefer in die Tasche greifen. 120 000 Euro gab Penzberg für die 600 Quadratmeter große Kunsteisfläche aus. Das sind 50 000 Euro mehr als in früheren Jahren.

"Es war ganz durchwachsen", bilanziert Monika Engel, im Rathaus zuständig für das Programm von Hannis Eismärchen. Die sogenannte Silent Disco, bei der die Eisläufer zu Musik, die aus Kopfhörern kommt, herumkurven konnten, sei nicht gut angenommen worden. Am ersten Abend liehen etwa 15 Personen Kopfhörer aus, am zweiten waren es circa 70. Aber auch bei der Disco mit einem DJ sei nicht viel los gewesen, sagt Engel. "Ich glaube, dass viele Leute einfach skeptisch waren, was diese Synthetikbahn angeht. Dass wir kein richtiges Programm hatten, hat die Leute bestimmt auch ein bisschen abgeschreckt", sagt sie.

In den sozialen Medien fällt das Urteil über Hannis Eismärchen gemischt aus. Hauptkritikpunkt ist in der Tat die Kunsteisfläche. "Es gab Kinder, die waren fast jeden Tag da. Manche haben nach ein paar Runden gesagt, dass es ihnen nicht gefalle", erzählt Engel. Andere wiederum hätten sich auf das andere Fahrgefühl auf Synthetik eingelassen. "Ich habe für mich selbst herausgefunden, dass man ein paar Runden brauchte, um sich einzufahren. Aber dann war es gar nicht so schlecht", betont Engel. Für die Fahranfänger sei das Kunsteis sogar besser gewesen, weil die Kinder darauf nicht so schnell weggerutscht seien. "Eher waren es die Erwachsenen, denen es nicht gefallen hat, weil es anstrengender ist."

Das bestätigt Bürgermeister Korpan. Ob die Stadt nochmals auf Kunsteis setze, werde die Abrechnung zeigen. "Wir hätten bei Natureis nur zwei Wochen in dieser Saison eine Kühlung gebraucht", erklärt er. Und was die Lärmbelastung angehe, müsse man die Auswertung der Messungen des TÜV abwarten. "Wir hatten deutlich weniger Veranstaltungen. Wenn die Messungen ergeben sollten, dass wir die vorgegebenen Werte einhalten konnten, können wir eventuell das Programm wieder ausweiten." Mit den Anwohnern würden natürlich diesbezüglich Gespräche geführt, sagt der Bürgermeister. "Aber das kann erst entschieden werden, wenn der beauftragte Experte seinen Bericht vorlegt." In dieser Saison habe man überwachte Messungen vornehmen lassen, um genauere Aussagen über die Art der Lärmbelästigungen treffen zu können. Ein Gutachten, das bei Hannis Eismärchen 2019/2020 erstellt wurde, ergab, dass vor allem Live-Musik und die Geräusche der Kufen zu laut seien. Dennoch entschied der Stadtrat, das Event auf dem Stadtplatz zu belassen und nicht auf den Volksfestplatz auf der Berghalde zu verlegen.

Auch künftig soll das Eismärchen im Zentrum Penzbergs bleiben. "In erster Linie geht es ja darum, dass die Innenstadt belebt werden soll. Das Eismärchen ist ja eigentlich ein Besuchermagnet", sagt Engel. Oft sei es so, dass sich die Kinder auf der Eisfläche die Zeit vertrieben, während die Eltern Weihnachtseinkäufe erledigten. Das wäre auf der Berghalde nicht möglich.

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