Öffentlicher Nahverkehr:Einmal rund um München

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Das Verkehrsministerium will die Außenäste der S-Bahn mit Expressbussen verbinden. Auch Wolfratshausen könnte davon massiv profitieren.

Von Martin Mühlfenzl, Alexandra Vecciato, Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Gute 24 Kilometer sind es von Wolfratshausen bis nach Deisenhofen - eigentlich gar nicht so viel. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es aber eine kleine Weltreise: Erst rein in die S-Bahn Richtung München, auf halber Strecke dann umsteigen, weiter mit dem Bus oder dem Meridian - dazwischen ordentlich Wartezeit. So vergeht manchmal auch fast eine Stunde.

Dieses umständliche Gefahre soll nun allerdings bald ein Ende haben. Das Bayerische Verkehrsministerium hat nun ein Konzept vorgelegt, mit dem Verbindungen dieser Art - sogenannte Tangentialen zwischen zwei Schellbahnästen - deutlich schneller zurückgelegt werden könnten. Es geht dabei um das Projekt "Ringbuslinien rund um München". Ein in sich geschlossener Ring aus sieben aneinander anschließenden Expressbuslinien durch die Landkreis München, Dachau, Fürstenfeldbruck, Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen soll schnelle und umsteigefreie Brücken zwischen den wichtigen S-Bahnhaltestelle und Wirtschaftsstandorten der Region schlagen.

Die grobe Trassenführung sieht vor, die Linien im Süden Münchens von Wolfratshausen aus im Uhrzeigersinn über Starnberg, Gilching, Fürstenfeldbruck, Dachau, Oberschleißheim, Garching, Ismaning, Feldkirchen, Haar, Hohenbrunn und Deisenhofen wieder zurück nach Wolfratshausen laufen zu lassen. Mit Anbindungen nach Bad-Tölz, Buchenau, Unterschleißheim, ins Forschungszentrum Garching sowie nach Heimstetten.

Wolfratshausen würde dadurch also unter anderem durch eine neue Express-Verbindung nach Deisenhofen profitieren. Damit wäre nicht nur der Anschluss an den S-Bahn-Ast der S 3 sichergestellt, sondern auch eine gute Verbindung zum Meridian gewährleistet.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) findet das "hervorragend". Schließlich gebe es in der Loisachstadt sehr viele Pendler in Richtung Rosenheim, die bisher nur mit dem Auto vernünftig ins Hachinger Tal fahren könnten, um dort den Regionalzug zu nehmen. Die geplanten Querverbindungen im öffentlichen Nahverkehr seien deshalb "definitiv notwendig", so Heilinglechner. Diese könnten nicht nur Verbindungsstraßen wie die B 472, sondern auch die Touristenorte im Voralpenland entlasten.

Auch Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) freut sich über die Ankündigung des Verkehrsministeriums. "Diese beiden Verbindungen von Starnberg über Wolfratshausen nach Bad Tölz und von Wolfratshausen über Egling nach Deisenhofen sind im Landkreis zwei der drei wichtigsten Hauptverkehrsachsen und daher für den ganzen Landkreis extrem wichtig und ein lang gehegtes Anliegen, das ich immer wieder vorgebracht habe", sagt er. Zudem sei es äußerst positiv und für die Akzeptanz wichtig, dass es sich bei den geplanten Linien um Expressbusse handle.

"Ich hoffe nun, dass der Freistaat zu seinem Wort steht und die Mittel wirklich zuschießt", so Niedermaier. Wenn der ebenfalls geplante Alpenbus auch noch die wichtige Achse im Süden bedienen würde, wäre das ein Riesenschritt für den ÖPNV im Landkreis. "Und im gesamten Oberland ein großer Schritt zur Verkehrswende", so Niedermaier.

Für MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch bietet der Busring den enormen Vorteil, dass Pendler "nicht mehr durch das Nadelöhr der Münchner Innenstadt" müssen und Stau bereits vor den Stadtgrenzen vermieden werden kann. Zudem seien "durchdachte Busangebote" verhältnismäßig günstig, sagt Rosenbusch.

Angestoßen hat das Konzept der Ringbuslinien die damalige Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU). An der Erarbeitung sind das Staatsministerium, der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und die fünf betroffenen Verbundlandkreise beteiligt.

Ziel des neuen Rings um München ist es laut Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU), insbesondere Schienenstrecken zu entlasten und attraktive Querverbindungen anzubinden. "Ich bin überzeugt, dass die zusätzliche Buslinie Fahrgästen kürzere Fahrtwege ermöglichen und damit das ÖPNV-Angebot um eine wichtigen Baustein erweitern kann", sagt der Staatsminister. Und zu Niedermaiers Finanzierungs-Sorge sagt er: Der Freistaat habe bereits zugesagt, die Linie finanziell zu unterstützen. Darauf könne man sich auch verlassen.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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