Stadtentwicklung in Bad Tölz:Neues Outfit für ein Stadtquartier

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Viele Fragen zur Umgehungsstraße: Florian Köppl, Projektleiter beim Staatlichen Bauamt Weilheim, erklärte beim Info-Abend die einzelnen Bauschritte der Tölzer Nordspange. (Foto: Manfred Neubauer)

Durch den Bau der Nordumfahrung und des Pflegeheims Josefistift ändert sich der Charakter des Viertels Lettenholz, Flinthöhe und General-Patton-Straße. Die Bevölkerung soll während der Bauphase und bei der Zukunftsgestaltung mitreden. Bei einem Info-Abend stellten die Planer die zwei Großprojekte vor.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ein ganzes Stadtviertel in Bad Tölz bekommt ein anderes Gesicht. Nach dem Bau der Nordumfahrung wird das Quartier mit dem Lettenholz, der General-Patton-Straße und der Flinthöhe nicht mehr vom starken Verkehr auf der Bundesstraße 472 geprägt sein wie bislang, überdies entsteht das neue Pflegeheim Josefistift an der General-Patton-Straße. "Durch diese Baustellen und durch das, was danach kommt, wird sich in diesem Bereich viel verändern", sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) beim Info-Abend am Montag im voll besetzten Saal des Landratsamtes.

Bei beiden Großprojekten soll die Bevölkerung deshalb ihre Ideen in einem mehrjährigen Beteiligungsprozess einbringen können. Das gilt für die Bauphasen, aber auch für das Danach, sprich: die Entwicklung des Stadtviertels. Der Prozess beginnt so richtig im Herbst, wenn die ersten Bagger für die Nordumfahrung anrollen. Geschäftsführerin Solveig Grundler vom Büro Agorakomm, die den Abend moderierte, versprach den Zuhörenden: "Wir wollen von Anfang an mit Ihnen ins Gespräch kommen."

Der Prozess der Bürgerbeteiligung bei den Großprojekten Nordspange und neues Pflegeheim begann mit einem Info-Abend im großen Saal des Landratsamtes. (Foto: Manfred Neubauer)

Geplant ist unter anderem ein Bürgergremium unter dem Arbeitstitel "Partizipation Flinthöhe". Die Gruppe soll aus 15 Anwohnerinnen und Anwohner bestehen, je fünf von der Flinthöhe, dem Lettenholz, der General-Patton-Straße. Ihre Aufgabe ist zweigeteilt: Sie soll den Projektleitern beim Bau der Nordspange und des Pflegeheims von Problemen und Bedürfnissen der Anlieger berichten, zugleich aber auch Vorschläge zur künftigen Quartiersentwicklung aufgreifen, etwa durch verschiedene Workshop-Formate.

Die Nordumfahrung auf der Flinthöhe führt unter zwei neuen Kreisverkehren hindurch, einer davon entsteht an der Sachsenkamer Straße. (Foto: Lars Consult/Staatliches Bauamt Weilheim/oh)

Eines ist schon jetzt klar: Wenn die Umgehung gebaut ist, wird es in dem Viertel um einiges ruhiger sein. Über die B472 rollen derzeit rund 35 000 Fahrzeuge am Tag, das sind etwa dreieinhalbmal so viele wie im Schnitt auf Bundesstraßen in Bayern. Die drei Ampelanlagen auf der Flinthöhe kämen mit dieser Belastung nicht klar, "das ist einfach zu viel", sagte Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Nach dem Bau der Nordspange wird die alte B472 zur Ortsstraße herabgestuft.

Die Planungen für die Nordumfahrung erläuterte Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Links: Bürgermeister Ingo Mehner. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Nordumfahrung beginnt auf Höhe Maxlweiher, zieht sich in einem langen Schwenk nach Norden, führt an der Firma SAM (früher Sitec) vorbei, durchschneidet den Flughafen Greiling und endet am B472-Abzweig nach Greiling. Geplant sind zwei große Kreisverkehre: der erste an der Sachsenkamer Straße, der zweite an der B13 nahe der Firma SAM. Diese Kreisel sind oberirdisch angelegt, unter ihnen führt die Umgehung hindurch, die Zufahrten auf und von der Nordspange bestehen aus Rampen. Auf diesem Abschnitt gebe es vier Fahrspuren, "das hat einen autobahnähnlichen Zuschnitt", sagte Herda. Über die Kreisverkehre fließe oben der Verkehr in die Stadt oder zur Flinthöhe.

Provisorische Straßen in der Bauphase der Nordspange

Während der Bauphase gibt es provisorische Straßen. Vor der Sachsenkamer Straße wird die B472 in Fahrtrichtung Landratsamt leicht nach Südosten verlegt und schneidet den Skaterpark, in der Gegenrichtung führt ein Provisorium nördlich um den neuen Kreisverkehr herum in Richtung Stadtmitte. Dort wird auch dauerhaft eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke errichtet. Die Passanten hätten keinerlei Kontakt zu Straße und Verkehr, sagte Herda. Dies erspare viel Zeit für die Fahrzeuge auf der Interimsstraße. Im Norden bei SAM wird die B13 östlich des neuen Kreisels verschwenkt. Bei Greiling wird eine zweispurige Fahrbahn um die Baustelle gelegt. "Wir versuchen, so viel Leistungsfähigkeit wie möglich aufrechtzuerhalten."

Der Bau beginnt im Hochsommer mit der Verlegung der Gashochdruckleitung, die von Holzkirchen kommt und sich in Bad Tölz teilt. Von 2025 an wird die Umgehung gebaut - in einem "Baulos Ost" und einem "Baulos West". Die Kosten belaufen sich nach der letzten Fortschreibung im Jahr 2021 auf 47,8 Millionen Euro. Eine Summe, die inzwischen nicht mehr reichen dürfte. Bauzeit: drei bis vier Jahre.

"Extrem kurze Wege für Bewohner und Personal."

Das neue Pflegeheim Josefistift an der General-Patton-Straße dürfte schneller entstehen. In neun Monaten soll die Ausführungsplanung für das Haus mit 128 Pflegeplätzen fertig sein, die Bauzeit taxiert Helmut Schleich auf 24 Monate. Das Heim werde zumindest doppelt so große Aufenthaltsflächen bekommen, wie sie in Bayern vorgeschrieben seien, sagte der Geschäftsführer des Investors Schleich & Haberl. "Pro 20 Bewohner zumindest 60 Quadratmeter." Andererseits werde man auch "keine Riesenräume schaffen, in denen alles irgendwie untergebracht ist".

Das neue Josefistift auf der Flinthöhe soll aus zwei Hauptgebäuden und einem eingeschossigen Anbau mit Café, Foyer und Küche bestehen. (Foto: Schleich & Haberl/oh)

Das neue Pflegeheim besteht aus drei Gebäuden: zwei Häusern mit je vier Stockwerken für den Wohn- und Pflegebereich, einem eingeschossigen Anbau mit Foyer, Speisesaal und Café. Die Häuser mit begrünten Dächern haben einen begrünten Innenhof, um ihn herum gruppieren sich im Gebäude die Zimmer der Bewohner, die nach außen hin angeordnet sind. "Wir sind extremst stolz, dass wir diese Gebäudeform in Bad Tölz realisieren konnten", sagte Schleich. Der Rundlauf um den Innenhof bewirke "extrem kurze Wege für Bewohner und Personal".

Geplant sind zudem ein Demenzgarten, ein Andachtsraum, die Trennung von Küche und Essbereich, Flure mit Nischen und halboffene Pflegebereiche. Draußen sollen 26 Auto- und zehn Fahrrad-Stellplätze entstehen. Es wird zwei Eingänge geben, einen vom Parkplatz, einen vom Süden her. Das neue Josefistift solle "nicht ein autarkes Heim sein, sondern sich zum Quartier öffnen". Wichtig ist für Schleich, dass sich der verlegte Kinderspielplatz vor der Terrasse und dem Café befindet. Aus Erfahrung mit seiner eigenen Großmutter wisse er, dass es für die Bewohner, die meist nicht mehr selbst in die Stadt gehen könnten, "der größte Spaß ist, wenn sie Kindern beim Spielen zusehen können".

An vier Stationen - wie hier zum neuen Pflegeheim - konnten die Teilnehmenden des Info-Abends ihre Fragen zu den Großprojekten stellen. (Foto: Manfred Neubauer)

An vier Stationen konnten die Besucher des Info-Abends dann selbst Fragen an die Planer stellen. Dort wurde unter anderem der Wunsch geäußert, das Café des Pflegeheims auch für die Anwohner zu öffnen. Andere äußerten Zweifel, ob die Zahl der Parkplätze ausreiche. Bei der Nordspange vor allem ging es um den Lärmschutz sowie um Geh- und Radwegverbindungen. Ein großes Thema waren auch Spielplätze - während der Bauzeit und danach.

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